: „Qualifizierte Idee“
Altinternationale und Prominente aus Kultur und Politik forden „einen totalen Schnitt“ und Finke als Bundestrainer
BERLIN taz ■ Der Vorschlag der taz, der Freiburger Trainer Volker Finke (51) solle Bundestrainer werden, schlägt Wellen in der Republik. So forderte der ehemalige Nationalspieler Thomas Strunz in der Harald-Schmidt-Show einen „totalen Schnitt“ und befand, dass „so jemand wie Volker Finke“ der Richtige für den Job wäre, denn der SC-Coach hätte „im Verein gezeigt, dass er etwas aufbauen kann.“ Auch der Altinternationale Willi Schulz will Finke als Nachfolger von Erich Ribbeck sehen (s. Interview).
Der langjährige Trainer des 1. FC Kaiserslautern und Ex-ZDF-Fußballexperte Karlheinz Feldkamp regte in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio an, der DFB müsse einen Trainer engagieren, „der bewiesen hat, dass er Mannschaften und Menschen führen kann. Ich denke an Volker Finke.“ Feldkamp hält Finke für „einen hochintelligenten Mann, ein nicht einfacher Typ“, aber, und das ist das Entscheidende: „Er ist ein Pädagoge und gleichzeitig Fußballer.“
Selbst die Politik kann sich einen Nationalcoach Finke vorstellen. „Ein hervorragender Vorschlag“, sagte Dieter Wiefelspütz, innenpolitischer Sprecher der SBD-Bundestagsfraktion, auf Nachfrage der taz, „Finke leistet in Freiburg mit wenig Geld hervorragende Arbeit und ist eine qualifizierte Idee.“
Auch der Philosoph Klaus Theweleit würde einen DFB-Trainer Finke begrüßen: „Das ist ja nicht das erste Mal, dass diese Idee aufkommt. Portugal, die bisher beste Mannschaft bei der EM, spielt ja perfekt Finkes Kurzpasssystem, deshalb würde Finke passen. Aber ob die Deutschen das können?“ Der Rhetorikprofessor Walter Jens nannte zwar nicht ausdrücklich Finkes Namen, meint aber, den nötigen Aufbruch könnten nur „kreative Menschen“ schaffen, „Figuren, die über Witz, Spaß, Sprachkunst, Grazie verfügen“.
Noch mehr Resonanz fand der ehemalige Selbstgedrehteraucher in der Kultur. „Ich finde das gut“, sagte Popmusiker Marian Gold, „die sollten sowieso mehr drehen im Nationalteam.“ Gold (Alphaville, „Big In Japan“) brachte einen weiteren Namen ins Gespräch: „Ewald [Lienen, d. Red] fände ich auch gut. Der kommt auch aus Bielefeld.“
Als einer von wenigen ausdrücklich gegen die taz-Initiative sprach sich am Donnerstag Patrick Wagner aus. „Der Oberlehrer Finke kann Deutschland nicht retten“, sagte der Mastermind der Rockband Surrogat und Chef des erfolgreichen Berliner Plattenlabels Kitty-Yo.
Der Osten allerdings steht hinter dem westdeutschen Altlinken. Täve Schur erklärte zur taz-Initiative: „Das ist ein guter Mann.“ Die DDR-Radsport-Legende gibt allerdings zu bedenken: „Wir haben viele gute Männer.“ Für Oliver Bukowsi, den meistgespielten ostdeutschen Gegenwartsdramatiker, ist Finke dagegen nur zweite Wahl: „Die sollen den Trainer von Energie nehmen – wer immer das ist.“
THOMAS WINKLER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen