piwik no script img

■ QUERBILDKiss

Als Pop-Fan gab es zwei Wege, um aus den 60er Jahren herauszukommen und nicht bloß bei weiteren politischen Niederlagen gegen das Establishment und weiteren schlechten Drogen zu landen. Entweder entdeckte man, daß sich Ratlosigkeit unter dem Namen Hard Rock breit machte oder man stieß auf Science-Fiction. Keine neue Disziplin, aber eine, die sich jetzt in einem verstärkten Interesse für Esoterik niederschlug, die heimliche Schwäche des deutschen Krautrock bezeichnete und maßgeblich das Auftreten und die Inhalte der Songs von Marc Bolan und David Bowie bestimmte.

Die 1972 gegründete US-amerikanische Hardrockgruppe Kiss, zu deren Live-Auftritt am Wochenende das Fama einen Abend mit dem Spielfilm Kiss Meets The Phantom Of ThePark und diversen Cover-Bands veranstaltet, wollte von Anfang an beides. Die folgenlose Ratlosigkeit mit dem richtungslosen Ressentiment enthielt so gut wie jeder ihrer Hard-Rock-Songs. Das Quartett, geschminkt wie Aliens, setzte sich schnell durch. Es machte aus Science-Fiction eine Bühnen-show und brachte es im Laufe des Jahrzehnts als einzige Band fertig, mit Esoterik und Disziplin eine eigene Sekte auf die Beine zu stellen: die KISS-Army, bei der noch über die 80er Jahre hinaus einige Millionen Schlümpfe, Kobolde und Hamburger Rockmusiker Aufnahme gefunden haben.

Einige werden dies im Fama mit Coverversionen dokumentieren. Mitglieder von Tocotronic, Egoexpress, Bureaubert, Potato Fritz,Destroyer Knarf Relloem, Love Gun und andere Fans aus der Stadt werden sich an den Songs ihrer Idole versuchen. Ferner wird der erste Spielfilm mit Kiss die Gemüter beruhigen. Denn in Kiss Meets The Phantom Of The Park von 1978 begegnet die Band einer Art Gespenst und erkennt sich im ausgehenden Jahrzehnt selbst.

Kristof Schreuf Fr, 23. Mai, ab 21 Uhr, Fama

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen