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Q U E R S P A L T E Waffenbrüderschaft

■ Rege Reisetätigkeit deutscher Militärs

Was ist eigentlich mit unserer Bundeswehr los? Dieses Wochenende der deutsch–deutschen Waffenbrüderschaft muß doch jedem zu denken geben, der bisher noch an die Notwendigkeit einer Friedenssicherung durch Abschreckung geglaubt hat. Da nehmen zwei Bundeswehroffiziere an den Manövern des Warschauer Paktes unmittelbar hinter der innerdeutschen Grenze teil, schämen sich nicht, den DDR–Schützen in Richtung der eigenen Unterstände über die Schulter zu gucken, und berichten anschließend, was sie gesehen hätten, sei „keine die Sicherheit der Bundesrepublik gefährdende Aktivität“ gewesen. Was soll ich davon halten, wenn ausgerechnet die Bundeswehr, die mich schützen soll, denjenigen, die ihr Gewehr, wenn auch nur probehalber, auf mich richten, ihr vollstes Vertrauen ausspricht?! Selbst menschlich hätten sie sich verstanden, sagen sie. Kein Wunder daß das Feindbild wie Butter an der Sonne zerfließt. Doch damit nicht genug, da lädt auch noch der ehemalige Bundeswehroffizier, Alfred Mechtersheimer, seinen alten Kameraden, Generalmajor Brühl, aus der DDR ins Friedensforschungsinstitut nach Starnberg ein. Und der darf da für ein „Miteinander bei der Rüstung und Abrüstung“ werben. Ein Miteinander von Ost und West in der Rüstung? Wie, um Gottes willen, soll das aussehen? Ergänzt man sich solidarisch die Raketenbestände, leiht sich die Experten aus oder veranstaltet gemeinsame Fortbildungskurse für die Bedienung moderner Waffensysteme? Wo bleibt denn da die Abschreckung, wenn die Krieger keine Angst mehr vor einander haben, sondern sich blendend verstehen? Trotzdem wollen beide Seiten anscheinend nicht auf ihre Waffen verzichten. Also muß es irgendwo einen bisher verborgenen gemeinsamen Feind geben, einen, auf den die west–östlichen Gewehrläufe insgeheim zielen. - Ich fühle mich zutiefst bedroht. Lieschen Harms

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