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Q-Cells-Aufsichtsrätin über Frauenquote"Männer benachteiligen Frauen intuitiv"

25 Prozent Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten reichen, um die kritische Masse zu erreichen, glaubt Frauke Vogler. Sie ist die Aufsichtsrätin der Solar-Firma Q-Cells.

"Positionen werden nach dem Ähnlichkeitsprinzip besetzt: Männer wählen eher Männer aus", so Q-Cells-Aufsichtsrätin Frauke Vogler. Bild: subwaytree/photocase.com
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Frau Vogler, wieso plädieren Sie für eine gesetzliche Quote, die die Besetzung von leitenden Posten mit Frauen vorschreiben würde?

Frauke Vogler: Heute nutzen die Unternehmen die Qualifikationen von Frauen in Leitungspositionen kaum. Das Potenzial geeigneter Bewerberinnen nicht aufzugreifen bringt betriebswirtschaftliche Nachteile mit sich. Deshalb ist es geboten, dass mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen. Dies allerdings passiert nicht von alleine. Vor zehn Jahren bereits haben sich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft selbst verpflichtet, die Zahl von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten signifikant zu erhöhen. Einen messbaren Erfolg hatten dieser und andere Versuche bis heute nicht.

Wie sollte die Quote aussehen?

Der Gesetzgeber müsste festlegen, dass mindestens 25 Prozent der Sitze in Vorständen und Aufsichtsräten mit Kandidatinnen besetzt werden. Damit würden wir die kritische Masse erreichen.

Warum nicht die Hälfte aller Führungskräfte?

Weil 25 Prozent vermutlich ausreichen, um einen Prozess in Gang zu setzen, der sich selbst verstärkt und nicht mehr rückgängig zu machen ist. Positionen werden auch nach dem Ähnlichkeitsprinzip besetzt: Männer wählen eher Männer aus, Frauen eher Frauen. Sitzen erst genug Managerinnen in wichtigen Positionen, steigt der Frauenanteil in den Führungsetagen von alleine weiter.

Führt die Frauenquote zur Benachteiligung von Männern?

Für den einzelnen Mann kann das einen Nachteil bedeuten, falls er einer gleich gut qualifizierten Kandidatin im Auswahlverfahren unterliegt. Gesamtgesellschaftlich sollten wir das aber als Kompensation für die Hindernisse betrachten, die Frauen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten überwinden mussten, wenn sie aufsteigen wollten.

Verhindern Männer in Unternehmen das Fortkommen der Frauen - oder ist das ein Vorurteil?

Nein, das ist kein Vorurteil. Männer behindern Frauen, weil sie sich etwa männliche Nachfolger suchen. Dieser Auswahlprozess erfolgt oft nicht absichtsvoll, sondern intuitiv. Junge Männer werden bevorzugt und junge Frauen im selben Team erscheinen oft gar nicht als geeignete Kandidatinnen.

Frauke Vogler

45 Jahre, ist Partnerin der Berliner Kanzlei Vogler-Roessink-Chalupnik. Die seit 1999 selbstständige Rechtsanwältin und Steuerberaterin sitzt im Aufsichtsrat der Solar-Firma Q-Cells in Bitterfeld.

Wie haben Sie es in den Aufsichtsrat von Q-Cells geschafft?

Ich habe die Berufung meinem eigenen beruflichen Netzwerk zu verdanken. Weil ich als Anwältin und Steuerberaterin schon früher Mandanten aus der Solarindustrie betreute, brachte ich Branchenkenntnisse und Fachkompetenz für den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates mit. Deshalb wurde ich gefragt.

Viele Frauen verfügen ebenfalls über hohe Qualifikationen und packen es trotzdem nicht. Welche Fehler haben Sie vermieden, die andere Frauen gemacht haben?

Ein wichtiger Punkt war wahrscheinlich, dass ich nicht zu lange mit der Antwort gezögert habe. Nach einer Stunde habe ich zugesagt. Frauen neigen dazu, zu lange zu überlegen. Nach zwei Tagen aber ist die Chance möglicherweise vertan.

Müssten nicht Frauen mit den eigenen Verhaltensfehlern aufräumen, bevor eine Frauenquote gerechtfertigt wäre?

Nein, wir brauchen jetzt den Druck, der Unternehmen veranlasst, aktiv nach weiblichen Führungskräften zu suchen. Wenn die Nachfrage steigt, werden auch die Frauen ihr Verhalten anpassen und eigene Hemmnisse aus dem Weg räumen. Es muss Veränderung auf beiden Seiten geben.

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32 Kommentare

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  • D
    DemokratBerlin

    @Equal Opportunity: Sorry, aber ist doch ein lächerliches Argument, ein Grundrecht wie Vertragsfreiheit außer Kraft zu setzen, weil es angeblich nur einer Minderheit nützt. Dann können wir z.B. auch Religionsfreiheit abschaffen. Abgesehen davon nützt Vertragsfreiheit ALLEN Bügern.

     

    Und vor allem nützt diese unsägliche Quote nur den Frauen in Führungscliquen. Das ist eine wirkliche Minderheit.

     

    Eine Quote für Frauen bei den Sielbauern oder der Bundeswehr, davon höre ich nichts. Wo bleibt die?

  • C
    Charlotte

    Bei den Quotenliebhabern handelt es sich doch nur um hedonistische Motive, denn gefordert wird einzig eine Quote für Führungspositionen, die ohnehin nur ein Promille der Frauen betrifft.

     

    Frauen besetzen doch schon heute überwiegend die angenehmen beruflichen Positionen im Mittelbau. An Berufen sog. untersten Niveaus oder etwa schweren physischen oder gesundheitsgefährdenden Inhaltes haben sie kein Interesse, dort werden auch keine Quotenstimmen laut. Während Männer breit das gesamte berufliche Spektrum bedienen, wollen sich diese hedonistischen Frauen nur die Rosinen heraus picken. Solch eine Ungleichbehandlung ist jedoch einer Demokratie unwürdig, ebenso ist es eine diskriminierende Quotenregelung. Wo sind denn die Forderungen der Damen nach einer femininen Diktaturquote für Strassenbauerinnen, Müllentsorgerinnen, Dachdeckerinnen, Hochbauerinnen, Maurerinnen, Gleisbauerinnen etc.?

     

    Diese Hedonistinnen fordern zudem auch nicht insbesondere die gleiche Löhne für alle Arbeiter, und insbesondere gerechte Löhne der prekär entlohnten Arbeiter, auch Frisösinnen, Kindergärtnerinnen, Krankenschwesterinnen etc. Hinsichtlich der wichtigen gesellschaftlichen Themen verstummen sie.

     

    Diese unintellektuellen Karrierehedonistinnen ruinieren in ihrer Kurzsichtigkeit lediglich das Klima im Land und sind für die Gesellschaft wenig hilfreich, nicht geistig und erst Recht nicht sozial, sie stellen sich lediglich selbst ein Armutszeugnis aus.

  • G
    Gosia

    Ein äußerst wirksamer Kommunikationsstil:

     

    "Das Potenzial geeigneter Bewerberinnen nicht aufzugreifen bringt betriebswirtschaftliche Nachteile mit sich. Deshalb ist es geboten, dass mehr Frauen in Führungspositionen aufsteigen. Dies allerdings passiert nicht von alleine"

     

    Kurz, bündig, mit nicht einmal verstecktem Gebot=Befehl drin. Das erübrigt jegliche Erklärungen zu den "betriebswirtschaftlichen Nachteilen" ( ???). Den Schwachsinn dahinter wagt kaum einer zu hinterfragen.

  • WQ
    Warum, Q-Cells

    Ich frage mich, warum Q-Cells Aktienkurs so überaus deutlich nach unten fährt, wenn sie doch, ganz automatisch, weil Frau in leitender Position, besser sind als alle anderen?

    Frau Vogler, Ihre Erklärung?

  • A
    anke

    Hannes Koch ist offenbar auch nur ein Mann, denn er benachteiligt Frauen. Vermutlich intuitiv. Wenn er erklärt bekommt, "Vitamin B" und eine schnelle Zusage im Falle des Falles wären Erfolgsgaranten, dann fragt er gar nicht erst, warum das so ist, ob es negative Folgen hat und ob es also so bleiben sollte, sondern höchstens, ob Frauen denn nicht zuerst mit eigenen Verhaltensfehlern aufräumen müssten, bevor sie eine Frauenquote fordern dürfen.

     

    Nun ja. Fehler... Frauen, die weibliche Strategien praktizieren, sind selber Schuld. Wer männliche Strategien praktiziert, ist den Männern ähnlicher und wird zu Recht bevorteilt. Allerdings: Wer keine 48 Stunden Bedenkzeit braucht, bevor er einen besonders verantwortlichen und womöglich besonders zeit- und kraftraubende Posten antritt, der hat wohl niemanden, mit dem er sich besprechen und nichts, was er neu organisieren müsste - oder er ist ein Macho-Mann. Was solch ein Mensch an "weiblichen Kompetenzen" einbringen kann, ist mir ein Rätsel. Und was es den Unternehmen nützt, wenn ab sofort auch Frauen die Fehler machen, die früher allein Männer gemacht haben (z.B. einsame Entscheidungen ohne Rücksprache, Bevorzugen von "Insidern" und "Spiegelbildern" gegenüber besser Qualifizierten oder gar Kritikern), müsste man mir auch erst erklären. Dass Hannes Koch das schaffen würde, glaube ich fast nicht.

  • FE
    Für Equal Opportunity

    Ich bin ein Mann, und ich bin für die Frauenquote. Das Argument der Vertragsfreiheit überzeugt nicht, weil das vor allem einer Minderheit von Chefs und Kapitalbesitzern nutzt. Es sollte aber in der Politik um die Mehrheitsinteressen gehen. Für die Frauen gibt es den Tradeoff entweder mit Schwangerschaften Humankapital für andere herzustellen: denn das sind Kinder letzten Endes für die Wirtschaft und das Rentensystem; oder über Bildungsinvestitionen Vermögen gegen Altersarmut aufzustocken. Wenn die Umwandlung von Qualifikation in Geld nicht für alle gleich möglich ist, dann bedeutet das einfach der Tauschwert hängt von dem Geschlecht ab, und eine Frau muss wesentlich mehr Jahre arbeiten um sich vor der Altersarmut zu schützen als ein Mann. Es nutzt ihr also gar nicht so viel, in der Jugend viel fleißiger gewesen zu sein. Das ist kein haltbarer Zustand und die Bevölkerungsentwicklung wird keine andere Alternative zulassen als den sozialen Wandel zugunsten der Frauen.

  • S
    swb

    Merkel, Thatcher, Bhutto, Indira Ghandi. Jeder mit genug feministischem good will kann sehen, wie ausnehmend besser der Führungsstil von Frauen ist. Denken wir auch an Alice Schwarzer und ihre anerkannte Fairnes und den riesigen wirtschaftlichen Erfolg von ihrer Zeitschrift. Denken wir an Frauen wie Birgit Homburger, Dr. Silvana Koch-Mehrin, Ilse Aigner. Wie die die Politik in Deutschland verändert haben. Und damit wir einen so guten Führungsstil überall in der Wirtschaft bekommen, da sollten wir es doch mit dem Grundgesetz nicht so genau nehmen. Alle Macht den feministischen Interessengruppen. Hurra.

  • FS
    Freche Schnute

    @ HamburgX

     

    Das Prinzip mit den Frauenunternehmen wird ja inzwischen auch sehr erfolgreich (nach liberaleren, gleichheitsorientierteren und auch männeroffenen Versuchen) im Bereich der Entwicklungshilfe-Banken im Bereich der Mikrokredite AUSSCHLIESSLICH AN FRAUEN praktiziert...

    - Aber stimmt! Sie kriegen so zwar ihre Kinder durch, die Männer verzocken das Geld nicht mehr, aber ein Weltmarktführer ist auf diese Weise dummerweise noch nicht entstanden...

    - SCHADE!!!

     

    @KFR

    Au ja! Männerquote in Kindergärten + Grundschulen!!! :o)

    - Bei bisheriger Bezahlung und gleicher Aufstiegschance wie für die weiblichen Kolleginnen. Und, da schmeißen Sie doch als Erstes Ihren bisherigen Job und springen voll Elan hinein und übernehmen zusätzlich noch die eigene Kinderbetreuung, nicht wahr???

    - Wie es der 'gemeine Mann' in unserer (deutschen!) Gesellschaft nun mal so hält... *g*

    (Jedenfalls gerne ältere Semester. Zugegeben!)

     

    @ allgemein

    Aber meine Herren! Warum denn so nervös?!?

    - Die paar Jahre wegen einer Frauenquote pienzen???

     

    Was sollen wir Frauen denn sagen, im Bezug auf aktuelle Benachteiligungen (finanziell/Karriere/Absicherung - nicht im Scheidungsrecht, der Punkt geht an euch. Zugegeben!), die der vergangenen Jahrzehnte [sooo lange ist's nun auch noch nicht her, dass wir weder Beruf frei wählen durften, nicht Wählen durften allgemein, noch ein Konto aufmachen durften, 'gezüchtigt' werden durften, sich unser Status über das 'traute Heim, die wohlgeratenen Kinder & den gutverdienenden(!) Gatten definierte etc. - Wollt ihr das WIRKLICH noch?!?] und die sonstige Vergangenheit (allgemeine Stellung + Behandlung der Frau).

    - Keine Kollektivschuld - stimmt!

    Aber inwieweit ist das die Schuld der heutigen Frauen?

    Bzw. gibt es v.a. in DIESER westlichen-zentraleuropäischen Nation Denk- wie auch Entscheidungsstrukturen & -traditionen, die diese zu Grunde liegende Ungleichheit fortführen + bisher zuverlässig reproduzieren???

  • C
    Clarissa

    @Führer

     

    Die Realität sieht allerdings anders aus, sowohl im zunehmend reduzierten Mittelstand als auch in Konzernen. Es braucht ganztags besonders befähigte Personen die Entscheidungen auf Konferenzen, am Tel. und auf Reisen treffen, Probleme lösen, Chancen wahrnehmen und konstant extremem Stress, fortwährender Kritik und Verantwortung gewachsen sind. Das geht jedoch nicht konfrom mit dem natürlichen Bedürfnis nach Emotionalität, Familie, Schönheit, gesundem Lebensstil etc. Führungspositionen haben nichts gemein mit einmal im Monat Geld empfangen und fortan nur Schuhe kaufen zu gehen oder am späten Vormittag Latte Macchiato zu trinken. Das sind eben harte und letztverantwortliche sehr langtägige Führungstätigkeiten, wie auch immer man nun diese Führung im Detail definieren mag, mit fortwährend gesundheitsraubendem, verschleißendem und käftezehrendem Stress.

     

    Dass man dieses System insgesamt hinterfragen kann, steht außer Frage. Da es aktuell jedoch auch dank der Globalisierung immer weiter gefestigt wird, ist ein Unternehmer heute sehr schlecht beraten und ökonomisch chancenlos, wenn er Personen einstellt bzw. dazu gewzungen würde, die schon nach der 1/4-Strecke langsamer werden, versagen und diesen Anforderungen nicht zu 150% gewachsen sind.

  • B
    Beelzebub

    "Gesamtgesellschaftlich sollten wir das aber als Kompensation für die Hindernisse betrachten, die Frauen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten überwinden mussten, wenn sie aufsteigen wollten."

     

    Im Klartext: die heute lebenden Frauen um wollen die Benachteiligungen, unter denen Frauen ihrer Großmuttergeneration zu leiden hatten, für ihren eigenen Vorteil instrumentalisieren.

     

    Frau Vogler nennt es "gesamtgesellschaftliche Kompensation".

     

    Ich nenne es politisches Leichenfleddern (*angeekelt ausspuck*).

     

     

    Vor allem aber würde ich gerne mal folgendes wissen: Würden die paar hundert Spitzenverdienerjobs, um die es bei dieser Diskussion geht, tatsächlich quotiert, was hätten dann denn die vielen zehntausend Geringverdienerinnen davon?

     

    Was würde sich z.B. für die Kassiererinnen eines Großdiscounters, die einem immer härteteren Arbeitsdruck ausgesetzt werden, zum Besseren ändern, wenn im Aufsichtsrat desselben Discounters eine Handvoll Quotenfrauen sitzt?

     

    Warum wird eigentlich ein gesetzlicher Mindestlohn, der einem großen Prozentsatz der arbeitenden Frauen zugute käme nicht mit der gleichen Vehemenz gefordert, wie eine Quote in den Chefetagen, von der allenfalls 0.001% der erwerbstätigen Frauen Vorteile hätten?

  • B
    Beelzebub

    "Gesamtgesellschaftlich sollten wir das aber als Kompensation für die Hindernisse betrachten, die Frauen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten überwinden mussten, wenn sie aufsteigen wollten."

     

    Im Klartext: die heute lebenden Frauen um wollen die Benachteiligungen, unter denen Frauen ihrer Großmuttergeneration zu leiden hatten, für ihren eigenen Vorteil instrumentalisieren.

     

    Frau Vogler nennt es "gesamtgesellschaftliche Kompensation".

     

    Ich nenne es politisches Leichenfleddern (*angeekelt ausspuck*).

     

     

    Vor allem aber würde ich gerne mal folgendes wissen: Würden die paar hundert Spitzenverdienerjobs, um die es bei dieser Diskussion geht, tatsächlich quotiert, was hätten dann denn die vielen zehntausend Geringverdienerinnen davon?

     

    Was würde sich z.B. für die Kassiererinnen eines Großdiscounters, die einem immer härteteren Arbeitsdruck ausgesetzt werden, zum Besseren ändern, wenn im Aufsichtsrat desselben Discounters eine Handvoll Quotenfrauen sitzt?

     

    Warum wird eigentlich ein gesetzlicher Mindestlohn, der einem großen Prozentsatz der arbeitenden Frauen zugute käme nicht mit der gleichen Vehemenz gefordert, wie eine Quote in den Chefetagen, von der allenfalls 0.001% der erwerbstätigen Frauen Vorteile hätten?

  • H
    He-Man

    @bb1921

     

    "Wenn frau sich die Finanz-, Immobilien- und Atomkrise so betrachtet und den Zustand der Arbeitswelt mit Leiharbeit usw. in Deutschland bezweifle ich das stark. Wurden diese Dinge nicht hauptsächlich von Männern erdacht und ausgeführt?"

     

    Antwort: Nein.

  • F
    Führer

    Hannah schrieb u.a.:

     

    "Führungspositionen erfordern gewisse Charaktereigenschaften und Leistungswillen. Frauen sind jedoch meist nicht bereit, zu Recht, sich bis über die Grenzen hinaus auszubeuten und etwa von morgens 8 bis abends 22 Uhr und zudem am WE in einem knallharten emotionsfreien business zu arbeiten und so keine Zeit mehr für das Leben und Familie zu haben. Führungspositionen lassen sich auch nicht in romantisierten Halbtagsstellen erledigen."

     

    Wiviele stunden täglich hat eine "führungskraft" denn eigentlich zu arbeiten?

    8 stunden, 12, stunden, 20 stunden?

    Und das unabhängig von der größe des unternehmens?

     

    Worauf ich hinaus will ist folgendes:

    Ich möchte den führungs-kult hinterfragen.

    Heißt es nicht auch regelmäßig bei einem 100-mensch-unternehmen, so etwas lasse sich nicht mit einer halbtagsstelle erledigen, sondern da stecke ganz harte führungsarbeit dahinter? - 14 stunden täglich o.ä.

     

    Bei einem 10.000-mensch unternehmen müßten es so gesehen 1.400 stunden täglich sein. Also unmöglich, also dürfte es keine 10.000-mensch-unternehmen geben.

     

    Gibt es aber. Denn die führer werden nicht so sehr gebraucht wie sie es selber gerne glauben und weis machen wollen.

     

    Auch mit sog. "halbtagsstellen" - der begriff ist offenkundig von den lohnarbeitswütigen kreiert worden, denn damit ist ja nicht die hälfte von 24 stunden gemeint - lässt sich produzieren, was die menschheit braucht.

     

    Weder führer noch führerInnen werden gebraucht. Technisch gesehen.

    Psychologisch scheint es leider anders zu sein ...

  • H
    Hannah

    Quoten sind kompletter Unsinn. Führungspositionen erfordern gewisse Charaktereigenschaften und Leistungswillen. Frauen sind jedoch meist nicht bereit, zu Recht, sich bis über die Grenzen hinaus auszubeuten und etwa von morgens 8 bis abends 22 Uhr und zudem am WE in einem knallharten emotionsfreien business zu arbeiten und so keine Zeit mehr für das Leben und Familie zu haben. Führungspositionen lassen sich auch nicht in romantisierten Halbtagsstellen erledigen. Also entweder Frauen sind genauso leistungsbereit wie Männer, und sehen irgendwann genauso schlimm überarbeitet aus, dann sind Führungspositionen auch ohne Quote kein Thema, oder sie suchen sich andere intelligentere Beschäftigungen im Mittelbau bzw. gründen ihr Traumunternehmen, dazu braucht es ebenfalls keine Quote. Mit der geistarmen Quotenforderung beabsichtigt man nur die Gesellschaft zu spalten, arm wer dem folgt.

  • V
    Vanessa

    Bei allem politischen Wunschdenken...ich frage mich jedes Mal, wie eine solche Quote vor dem Verfassungsgericht Bestand haben soll, wenn sie einer Organisation von Aussen aufgezwängt wurde.

     

    Wer eine Quote befürwortet, sollte sich zuallererst mit dem Grundgesetz auseinandersetzen.

  • M
    meinsenfdazu

    Ihr lieben Frauen, macht was draus!

     

    Gründet einfach Unternehmen - so wie das die Männer seit Jahrhunderten tun - und stellt ein, wen ihr wollt.

     

    Oder setzt euch dafür ein, daß die von Frauen dominierten Jobs besser bezahlt werden - so wie die Männer das zB im Baugewerbe erfolgreich durchgesetzt haben. Im Arbeitskampf.

     

    Was nicht funktionieren wird: Von den Männern oder dem Staat zu verlangen, für Euer Fortkommen in der Berufswelt zu sorgen wenn ihr selber nicht aktiv werdet.

     

    Und zur angeblich ungleichen Bezahlung: Soweit ich weiß bekommt kein Krankenpfleger mehr Geld als die gleich qualifizierte Kollegin auf Station, oder hab ich da was verpaßt?

  • B
    bb1921

    Natürlich brauchen wir eine gute Frauenquote um Frauen überhaupt in die Aufsichtsräte und Vorstände zu bekommen. Die Unternehmen hatten 10 Jahre Zeit dies zu tun, passiert ist nix. Männer kungeln lieber untereinander rum. Die Berufung in Aufsichtsräte und Vorstände stellt kein demokratisches Verfahren dar und ist nicht transparent. Mann wird gefragt! Welche Auswahlkriterien dahinter stehen, weiss ausser demjenigen, der fragt, wohl keiner so genau. Geht es dabei überhaupt nach Qualifikation und Verstand? Wenn frau sich die Finanz-, Immobilien- und Atomkrise so betrachtet und den Zustand der Arbeitswelt mit Leiharbeit usw. in Deutschland bezweifle ich das stark. Wurden diese Dinge nicht hauptsächlich von Männern erdacht und ausgeführt?

  • W
    Wolf

    @ von Derya,

     

    hallo, ihr könnt von ZWEI Einkommen, dem deines Mannes und deinem keine Tagesmutter zusätzlich bzahlen? Von dem Einkommen deines Mannes aber allein den Gesamtbedarf ohne Tagesmutter?

  • L
    Ludwig

    Wenn Frauen in der Führungsetage deutliche betriebswirtschaftliche Vorteile bringen, wieso hat sich das Problem noch nicht von allein gelöst?

    Stimmt das, dann erwirtschaften Unternehmen mit vielen Frauen in der Führungsetage höhere Gewinne, expandieren schneller und setzen sich am Markt durch. Die Aktionäre investieren, weil sie "blind" für das Geschlecht der Manager sind und nur Profit wollen, verstärkt in diese Unternehmen.

    Und schon hat sich das Problem erledigt. Welche unsichtbare Macht verhindert das? Oder stimmt es nicht, was die nette Dame hier erzählt?

  • HL
    Hauke Laging

    Eine deutlich niedrigere Quote als 50% ist schon deshalb vorzuziehen, weil überhaupt nicht einzusehen ist, dass in allen Unternehmen etwa gleich viele Männer und Frauen arbeiten. Bei einer niedrigen Quote kann sich das geeignet mischen.

     

    Sobald der Anteil der Frauen insgesamt ausreichend groß ist (vielleicht bei 35%), sollte diese Quotierung auf einen kleinen Wert (10%) gesenkt oder abgeschafft werden. Das gesamtgesellschaftliche Phänomen wird darunter nicht leiden (auch ich gehe von einer kritischen Masse aus), und es geht schließlich nicht darum, einzelnen Unternehmen Vorschriften zu machen.

     

    Ein "sehr deutscher" Vorschlag zur Verringerung der hier im Forum angesprochenen Probleme von Kinderbetreuung und Lohnungleichgewicht (eher 8% als 30%): Man könnte eine "Frauenabgabe" einführen. Analog zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung versucht man zunächst die Kosten der Stellenbesetzung mit Frauen (Schwangerschaft, Kinderbetreuung) zu erfassen. Diese Kosten legt man auf alle davon nicht betroffenen Arbeitnehmer (also auch kinderlose Frauen und solche jenseits des "Risikoalters") um. Wer eine Frau einstellt, bekommt (bis zum Anteil von 50% in einer Gehaltsgruppe) aus diesem Topf einen Zuschuss, um diese Kosten auszugleichen. Das wäre nach der Übergangszeit nicht mehr viel Geld. Gegen eine marktwirtschaftliche Lösung dieser Art dürfte die Wirtschaft wenig einzuwenden haben. :-)

  • SD
    Student der Wirtschaftspädagogik

    Ich würde Arne voll und ganz zustimmen!!!

     

    "Gesamtgesellschaftlich sollten wir das aber als Kompensation für die Hindernisse betrachten, die Frauen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten überwinden mussten, wenn sie aufsteigen wollten."

     

    Unrecht und Benachteiligung von Frauen in der Vergangenheit rechtfertigt also Unrecht und Benachteiligung von Männern zukünftig?

     

    Qualifizierung sollte als erstes zählen. Und das auch bei der Tariflichen Einordnung, man sollte nicht immer nur von Führungs- und Aufsichtsratspositionen reden und wenn man es tut, sollte man beachten, dass Aufsichtsräte oft aus der Politik stammen und dort oft auch mehr Männer engagiert sind als Frauen...

     

    Ansonsten geb ich Frau Vogler recht.

  • A
    a.y.m

    'Q-Cells', von mir aus, aber 'Hirn-Cells' aktivieren, kann auch nützlich sein, zum Beispiel um zu erkennen, dass das Abstellen auf männliche Intuition in eine arg essentialistische Argumentation mündet. Davor aber scheint man in der taz-Redaktion wenig Scheu zu haben. Längst ist ja Neo-Sexismus salonfähig und selbstverständlich, dass etwa solche Länder von den Vereinten Nationen als diskrimnierend eingestuft werden, in denen Frauen statistisch keine höhere Lebenserwartung als Männer haben. Normal auch, dass Gleichstellungsbeautragte in aller Regel Frauen sind und selbst in Bereichen wie dem Bildungswesen Geschlechtsgenossinnen immer noch bevorzugt einzustellen trachten, obschon, was ja auch eine Hoffnung für Männer gewesen wäre, sich das Arbeitsklima durch die dort längst etablierten weiblichen Führungskräfte nicht strukturell verbessert hat. Das wiederum scheint am Ende wirklich völlig normal, denn, wer Karriere macht, behindert zwangsläufig Mitbewerber, ganz geschlechtsunabhängig, zur Not aber unter Zuhilfenahme aller, auch sexistischer Argumente.

  • K
    KFR

    Hören Sie endlich auf mit dieser verfassungsfeindlichen "Bevorzugung" von Frauen, das GG untersagt jede Bevorzugung wegen des Geschlecht.

    Übrigens reichen völlige Verweiblichung der Erziehung in Kindergärten und Schulen zweier Generationen sowie das Desaster von Frau Bundeskanzler und den Frau Ministern aus,um die Absurdität und Sackgasse zu belegen !

  • MS
    Mutter's Sohn

    Nur wenige Männer fühlen sich wohl voll akzeptiert von "ihren" Frauen, sind noch lange beeinflußt von Mutter's Liebe, haben schlicht genausoviel Angst vor ihnen, wie Frauen vor Männern Angst haben. Es gibt nicht nur Beruhigendes in der Liebe, sondern wohl auch Beängstigendes, Kompliziertes. Und am Arbeitsplatz soll das alles keine Rolle spielen ? Wenn Frauen eher Zugang zu Emotionen haben sollen und Männer weniger, suchen sich die halt andere Wege, ihren Lebensraum zu "sichern".

  • EV
    eigenen Verhaltensfehlern

    Frauen neigen dazu zu lange zu überlegen?

    Natürlich, es sei denn Sie wollen Schuhe kaufen.

  • DN
    Dr. No

    "Damit würden wir die kritische Masse erreichen. [...]

    Sitzen erst genug Managerinnen in wichtigen Positionen, steigt der Frauenanteil in den Führungsetagen von alleine weiter."

    Sorry, aber hört sich die Dame eigentlich auch mal selber beim Reden zu? Den femininen SuperGAU kann man vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse wohl kaum schöner beschreiben.

  • HW
    Heidi Weh

    Genau auf den Punkt gebracht.

  • S
    swan

    es ist schon ein trauriges zeugnis unserer,,modernen´´geselllschaft ,daß es eine quote für frauen geben muß.frauen haben im durchschnitt bessere schulabschlüsse als männer und werden doch massiv benachteiligt.(eine frau verdient im schnitt 30% prozent weniger als ein mann)

    da es keine gerechte selbstregulation gibt ,muß wohl diese quote eingeführt werden.

  • D
    Derya

    Es sind nicht nur die Männer die intiutiv Frauen benachteiligen. Es ist ein institutionelles Problem. Ich bin 28 und habe mein Politikstudium beendet, aber kann nicht arbeiten (im schlimmsten Fall die nächsten 2 Jahre), obwohl der Job auf mich wartet, weil ich für mein Kind keinen Krippenplatz bekomme! Mein Mann ist selbstständig und eine Tagesmutter zu teuer, wie sollen denn da Frauen arbeiten gehen? Und in 3 Jahren fragt man mich in dem Bewerbungsgespräch, wo sind ihre Praxiserfahrungen? Wie gern würde ich arbeiten gehen und viele meine Freundinnen, aber es wird einer Frau ja auch nicht einfach gemacht...

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Wunsch: Mindestens 25% Frauen in Führungspositionen und mindestens 25% Männer in Führungspositionen.

     

    Das wäre ein auch langfristig tragfähiges Konzept.

     

    Noch ist die Zahl der Berufe gering, in denen Männer benachteilig werden. Aber sie wird vermutlich steigen, und Diskriminierung ist immer schlimm, egal ob von Männern gegen Frauen oder von Frauen gegen Männer.

  • P
    p3t3r

    das kann mensch ja nicht mehr hören,

     

    es geht dauernd nur um führungskräft in vorständen und oder aufsichtsräten,

     

    als ob weibliche vorstände die gehälter der frauen an die der männer angleichen würden

  • H
    HamburgerX

    Ich halte ein Frauenquote, vor allem eine fixe, für ausgemachten Blödsinn und sogar für verfassungswidrig. Es ist für mich ein Grund nicht Parteien zu wählen, die für ideologische Gleichmacherei freiheitliche Werte opfern wie etwa die Vertragsfreiheit.

     

    Wieso soll z.B. in einem IT-Unternehmen ein Vorstand gezwungen werden, statt einen sehr gut qualifizierten Kandidaten eine Notlösung zu akzeptieren, nur weil diese weiblich ist?

     

    Sorry, entsprechende Pläne sind doch einfach nur blamabel. Und das ständige Jammern über angebliche Benachteiligung: Bitte liebe Feminstinnen, gründet endlich ein reines Frauenunternehmen, ich hätte nichts dagegen. Durch den Qualifikationsüberdruck dürften ja die Chancen gut stehen, sich rasch zum Weltmarktführer aufzuschwingen.