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Putu und Siku-betr.: Kommentar: "Rettet die Wale!", taz vom 25.10.88

betr.: Kommentar: „Rettet die Wale!“, taz vom 25.20.88

Schade M.Kriener hat das Thema, trotz einiger guter Ansätze, verfehlt. Er wundert sich über den betriebenen Aufwand zur Rettung zweier Einzeltiere, ohne dessen (Hinter-)Gründe zu hinterfragen. Ihm geht die öffentliche Rührung über das Schicksal der drei beziehungsweise zwei Tiere auf den Keks, ohne zu erkennen, daß damit in der Weltöffentlichkeit eine ganz wichtige Lobbyarbeit geleistet wird. Die Rettungsaktion hat immerhin wieder eine Stimmung zum Schutz der Wale erzeugt, was über lange Jahre in diesem Ausmaß nicht mehr vorgekommen ist und schon fast in Vergessenheit geraten war.

Er geht in diesem Zusammenhang nicht auf das Problem „kommerzieller Walfang“ ein, sondern nimmt es in bester neulinker Tradition lakonisch wie eine unabänderliche Tatsache hin. Dabei füllt diese Rettungsaktion die letzte wesentliche Lücke, um die wichtige politische Voraussetzung des gesamten internationalen Drucks zur endgültigen Einstellung des kommerziellen Walfangs zu schaffen. Die Medienreaktionen, Manipulatoren wie auch Spiegel der Meinung der Bevölkerung, geben in diesem Fall ein hervorragendes Beispiel dafür.

Von einem Kommentar zu dieser aktuellen Situation in einer ausgewiesenermaßen linken Zeitung, hätte ich mir eher erhofft, daß die immer dringlichere Forderung nach dem Stopp des kommerziellen Walfangs erneut ganz deutlich öffentlich bewußt gemacht wird. Die Erfüllung dieser Forderung, die sich gegen eine der wesentlichen heutigen Lebensbedrohungen der Wale richtet, steht immerhin nach wie vor aus. (...)

Zu guter Letzt zeugt M.Krieners Ruf nach zwei Schuß Munition deutlich von seinem geringen Fachverstand. Es hätte ganzer Depots von Gewehrkugeln bedurft, um die zwei Tiere ins Jenseits zu befördern - und es hätte mindestens genausolange gedauert wie die Rettungsaktion, nämlich etliche Tage übler Quälerei für die Tiere. Oder meinte er gar zwei Harpunenkanonen? Die allerdings hätten das ganze in etwa einer halben Stunde hingekriegt. So lange dauert es ungefähr, bis ein Wal nach einem solchen Angriff verendet ist.

Lediglich ein Rest von Vernunft kann noch die höchstmögliche Schlußfolgerung ziehen, daß es rationell sei, die vom Eis eingeschlossenen Tiere möglichst schnell zu töten. Glücklicherweise herrschte in diesem Fall jedoch eine Form der Vernunft vor, die diese Situation nutzte, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: zwei Tiere einer relativ seltenen Art lebend dort herauszubekommen und gleichzeitig international ein Klima der Sympathie für die Bemühungen zum Erhalt dieser bedrohten Spezies zu fördern. (...)

Uschi Wetzel, Frankfurt am Main 70

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