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Puttputtputt, ihr Mädchen

■ Jugendhaus Friesenstraße will ältere Türken verabschieden und Mädchen locken

„Warum kann meine zwölfjährige Tochter nicht ins Jugendhaus gehen?“ Solcherart vorwurfsvolle Fragen bekommt Jo Kuhlmann, Leiter des Jugendhauses Friesenstraße, oft zu hören. Der offene Bereich des Jugendhauses ist fest in der Hand männlicher ausländischer Jugendlicher. Die wirken am Eingang als Zerberusse auf Mädchen, die einzeln kommen und nicht gezielt ein Angebot ansteuern können. „Schmeißt die doch raus“, raten AnwohnerInnen und Beiräte dem Jugendhausleiter.

Das will Jo Kuhlmann aber nicht. „Immer mehr Jugendliche brauchen Hilfen auch über die Volljährigkeit hinaus.“ Sein Angebot „Einzelberatung“ kriegt er aber nicht an den Mann, da sich keiner aus der festen Clique herauslösen und als Problemfall darstellen will. Die Clique selbst gibt sich jedoch auch keine positiven Impulse; das Angebot, am Wochenende den Schlüssel für's Haus zu bekommen, dann aber auch Verantwortung zu übernehmen, lief ins Leere. Nur Abhängen scheint angesagt.

Das soll sich ändern. Die drei hauptamtlichen Jugendhausmitarbeiter wollen die älteren türkischen Jugendlichen bei der Suche nach anderen Feizeitmöglichkeiten helfen. In äusländische Vereine wollen sie zwar nicht, weil dort Kontorlle und angeblich eine Hackordnung herrschten, doch Bürgerhäuser sieht Jo Kuhlmann durchaus als Möglichkeit. Nur haben viele davor noch eine „enorme Schwellenangst“. Mit den jüngeren Türken, den 17,18jährigen, will man vielleicht Fußballturniere veranstalten. „Wir könnten die dabei begleiten, in die Jugendliga zu kommen.“

Doch wie kommt man an deutsche Jugendliche, zumal Mädchen ran? Vielen Ideen macht die beengte räumliche Situation einen Strich durch die Rechnung. Das Haus ist, verglichen mit anderen Freizis, relativ klein, der größte Raum ist etwa 90 Quadratmeter groß. Vor allem aber gibt es zuwenig kleinere Räume – und Jugendliche wollen eigene Räume besetzen. Auch ein Grund, warum das Jugendhaus keinen eigenen Mädchenraum hat. Trotz zwei Musik-Übungsräumen, einem Fotolabor und einem Videostudio: der Wunsch nach Nischen bleibt.

Doch es tut sich was: Angestachelt vom Referat „Suchtprävention“ hat nun eine Gruppe von 14-16jährigen SchülerInnen (mehr Mädchen als Jungs) einen Raum besetzt, um dort ein Café einzurichten. (Eröffnung am 25.3.) Außerdem wollen die JugendhausmitarbeiterInnen aus dem Spielhaus um die Ecke eine Gruppe von 11-13jährigen Mädchen rüberziehen. Denen will man dann nicht den offenen Bereich anbieten, sondern Gruppenarbeit, zum Beispiel mit Video. Problem allerdings: Unter den drei Hauptamtlichen ist keine Frau. Die Mädchenarbeit kann also von Honorarkräfte oder Praktikantinnen geleistet werden.

Ein anderes Konfliktfeld ist bereits geräumt: Letzten Sommer waren die Hardcore-Punk-Konzerte in der Friesenstraße in Verruf geraten, da nach den Chaos-Tagen in Hannover Jugendliche, die von der Polizei per Bahn nach Bremen zurückgeschickt worden waren, im Viertel randalierten. „Damit war das Faß auf“, erzählt Kuhlmann, „angeblich wollten wir die Punker und Autonomen hier konzentrieren, hieß es.“ Friedensangebot des Jugendhauses: Konzerte nur noch freitags und samstags, keine Konzerte in den Sommermonaten (da haben die AnwohnerInnen die Fenster auf), weitere Geräuschdämmung im Saal und vor den Konzerten jeweils Absprachen mit der Polizei. cis

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