Pump dich auf

■ M.C. Hammer in der Deutschlandhalle

Eine gute halbe Stunde nach dem Joey B. Ellis sein »Go for it« aus RockyV ins überwiegend sehr junge Publikum geschmettert und damit seinen Job als Anheizer mit Bravour erledigt hat, wird es zum zweitenmal dunkel in der Deutschlandhalle. Rund 25 Menschen in goldglitzernden Anzügen stürmen auf die Bühne. Laute Hip Hop-Beats ertönen und alles gerät in Bewegung. Was die Sänger, Tänzer und Musiker da zum besten geben, ist eigentlich »Sex machine« von James Brown, nur mit verändertem Text, statt »Get on up« heißt es hier »Get up, get Hammer«. Und dazu ist die Deutschlandhalle in Menge mehr als bereit.

Zu ohrenbetäubenden Detonationen auf der dreistöckigen Bühne erklingen die ersten Takte von »Here comes the Hammer«. Und als die Bühne dann zum erstenmal im hellen Flutlicht erscheint, sieht man ihn ganz oben stehen, in seinen weiten, weißen videobekannten Pluderhosen. Nach den ersten »Börliiin«-Rufen macht M.C. Hammer das, was alle von ihm erwarten: tanzen, und zwar in seiner ihm ganz eigenen Art und Weise. Das kann er wirklich gut, vielleicht sogar besser als rappen. Zwischendurch schreit es immer wieder »Pump it up« — er und seine Tanz-Crew tun alles, um den Leuten zu zeigen, was damit gemeint ist. Allerdings ist der Hammersche Tanzstil dann auch so kräftezehrend, daß nach zwei schnellen Nummern immer eine Ballade folgt oder der kalifornische Nobel-Rapper für kurze Zeit von der Bühne verschwindet.

Langeweile kommt so gut wie nie auf, dafür sorgen schon der für dieses Popmusik-Genre obligatorische DJ, dessen Lieblingssong zur Zeit »Gonna make you sweat« von der C&C Music Factory zu sein scheint, denn mehrmals sratcht er solcherlei Elemente in die Hammer-Songs hinein, aber auch die Tänzer, die den akrobatischen Breakdance perfektionieren, und vor allem ein Herr aus der Vokalformation, der mit weicher und gleichzeitig durchdringender Stimme mehrere soulige Balladen interpretiert, die im Vergleich zu den gerapten Hammer-Balladen mehr als gut abschneiden.

Überhaupt: Längst ist klar, daß die poporientierten Hammer-Hits nicht genug Format besitzen, um zu den Perlen der Rap-Musik zu gehören. Aber der gnadenlose Populist M.C. Hammer, wie ihn jüngst eine Musikzeitschrift betitelte, stellt die wohl aufsehenerregendste Show auf die Bühne, die ein Rap-Act je auf die Bühnenbretter gebracht hat. Und wenn die »bad boys« der Rap-Community ihn für seine nicht vorhandene »street credibility« noch so hassen, seine Fans lieben ihn an diesem Abend. Torsten Worm