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■ McCash Flows OrakelPseudo–Aktionäre

Nicht nur auf dem politischen Parkett wird rot–grün als apokalyptisches Chaos an die Wand gemalt, auch im Parlament der Aktionäre - den Hauptversammlungen (HV) der Aktiengesellschaft, bei der jeder Aktionär Rede– und Fragerecht hat - dräut die rot–grüne Gefahr. Die Angst trieb den Chef–Justitiar der Commerzbank, Helmut Becher, gar schon zu einem atemberaubenden Vorschlag: um den Mißbrauch der HVen durch rot–grüne Ideologen zu verhindern, müsse das Aktionärsvolk in zwei Klassen geteilt werden: „Richtigen“ Aktionären, die mindestens 5 Abgesehen davon, daß dieser Vorschlag eine völlige Umkrempelung des Aktienrechts bedeuten würde, offenbart der Vorschlag des Commerzbankers die erschreckende Blindheit des Großkapitals. Was auf den ersten Blick logisch erscheint - Umweltvergiftung, Rassenwahn, Verschuldung, Politik - aus den Hauptversammlungen herauszuhalten, ist auf lange Sicht nur dumm. Bilanzen, Gewinn und Verlust, entstehen ja nicht im politikfreien Raum reiner Zahlenmagie, und wenn auch kurzfristig die Gewinne durch preiswerten Müllablaß in den Rhein gesteigert werden können - ein Unternehmen, daß nur schwarz denkt und sich durch keine rot–grüne Idee die Scheuklappe verschieben lassen will, endet mit Gewißheit in den roten Zahlen, wenn die ökologische Zeitbombe das Schreiben solcher bis dahin überhaupt noch zuläßt. Daß umweltfreundliche PR als Ersatz für unternehmerisches Umdenken in Zukunft nicht ausreichen wird, mußte in den letzten Tagen der Verband der Chemie– Industrie erfahren: Noch in den Dezemberausgaben der Zeitschriften prangten (offenbar nicht mehr stornierbare) ganzseitige Anzeigen, in dem die Chemie–Industrie dem „Lieben Rhein“ vorrechnet, wieviel sie in den letzten Jahrzehnten für seine Sauberkeit getan habe. Wie läßt sich nun die auf kurzfristigen Cash statt auf langfristige Erträge schielende Öko–Blindheit der Unternehmen kurieren? Zuallererst doch, indem man sie ihnen um die Ohren schlägt. Erst wenn der letzte Geldschein ausgegeben ist, werdet ihr merken, daß man mit Bäumen nicht bezahlen kann...

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