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Archiv-Artikel

Prêt à porter

Superstars unterm Alex

Täglich wälzen sich die Menschenmassen hindurch, durch diese freudlose Gasse zwischen U 2 und U 8 unterm Alexanderplatz. Die Malerin und Fotografin Heike Hamann hat sich da etwas ausgedacht. „Ruhm für alle!“ ist ihre Devise. Und so gibt es jetzt in der Passage, direkt gegenüber der Strumpfhandlung, einen roten Teppich, der – prêt à porter – bereitliegt, eilige Passanten zu Superstars zu machen.

Doch auf Andy Warhols 15 berühmte Minuten, die hier unter der Erde nur zwei Sekunden dauern, ist nicht jeder scharf: Irritiert blicken manche hinter sich, wenn unvermittelt Applaus und Blitzlichtgewitter auf sie niederprasseln: Wo ist der Star, der da bejubelt wird? Wer ist es, ein Schauspieler, ein Supermodel, eine Popgröße? Nein, ich bin es selbst! Wow! Andere machen erschrocken einen Satz zur Seite oder weichen eilig aus, wenn sie den roten Teppich als einen solchen erkennen.

Lediglich zwei fahrende Gesellen in ihrer schwarzen Feinkordkluft fühlen sich offensichtlich wohl. Ein kleines Mädchen geht unbeeindruckt weiter, und der Herr mit dem Rollkoffer bemerkt noch nicht mal, was ihm geschieht. Das Liebespärchen, das Hand in Hand durch die Passage spaziert, wird ungleich behandelt: Nur sie kriegt den ganzen Applaus, weil sie zufällig auf der richtigen Seite läuft.

Manche allerdings betreten den Streifen, und nix passiert. Weil noch nicht genug Zeit seit dem Vorgänger vergangen ist. Bitter, wenn es jemanden trifft, der oder die richtig Lust gehabt hätte, einmal so richtig im Scheinwerferlicht zu stehen! Noch mal umkehren?, überlegen einige. Nee, lieber nicht! Wie Brecht schon sagte: Die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. CHRISTIANE NALEZINSKI