Prozess gegen Sauerland-Gruppe: Airport-Anschlag geplant
Der zweiter Angeklagte sagt aus, dass eine Autobombe den Flughafen von Düsseldorf oder Dortmund lahmlegen sollte. Gruppenchef Fritz G. bestreitet eine Beteiligung von Geheimdiensten.
KÖLN dpa/taz | Mit einer Autobombe am Flughafen von Düsseldorf oder Dortmund wollte die islamistische Sauerland-Gruppe Terror verbreiten. Ziel sei es dabei aber nicht gewesen, Menschen zu töten, sondern den Flugverkehr lahmzulegen, sagte der mutmaßliche Terrorist Adem Y. am Dienstag dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Als zweiter der vier Angeklagten legte er ein umfassendes Geständnis ab. "Unschuldige sollten nicht zu Schaden kommen. Es hätten Muslime getroffen werden können. Das wollten wir nicht", sagte Y. Am Flughafen sei eine vergleichsweise kleine Explosion geplant gewesen.
Der ebenfalls geständige Anführer der Sauerland-Gruppe, Fritz G., hatte zuvor ausgeschlossen, dass an den geplanten Terroranschlägen ein Geheimdienst beteiligt gewesen sei. Er bekräftigte, gemeinsam mit Y. die treibende Kraft der Anschlagsvorbereitungen in Deutschland gewesen zu sein.
Die beiden anderen Mitangeklagten, Daniel S. und Atilla S., hätten eine untergeordnete Rolle gespielt. "Ich und der Adem standen hinter dieser Operation", sagte G. bei seinem umfassenden Geständnis vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Daniel S. habe "nicht so richtig" dahintergestanden, Atilla S. sei ausgestiegen, habe aber die Zünder beschafft.
Undurchsichtig ist immer noch die Rolle von Mevlüt K., der als eine Schlüsselfigur in den Vorbereitungen der Gruppe für ihre in der Bundesrepublik geplanten Anschläge gilt und entscheidend bei der Beschaffung der Sprengzünder geholfen haben soll. Denn der inzwischen untergetauchte türkische Staatsbürger, der lange in Ludwigshafen lebte und Kontakte zu Al-Qaida-Kadern hatte, arbeitete auch als V-Mann des türkischen Geheimdienstes MIT.
Er habe gewusst, dass K. entsprechende Kontakte hatte, sagte G. Aber er habe dies eher als nützlich empfunden. "Ich war davon überzeugt, dass er auf unserer Seite war", sagte G. Energisch bestritt er, dass Geheimdienste seine Gruppe beeinflusst hätten. Im Nachhinein könne er jedoch nicht sagen, ob K. ein doppeltes Spiel gespielt habe.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören