piwik no script img

Provo mit Pistole

■ Wie die Polizei es schaffte, dem Frieden am Kubat-Dreieck ein Ende zu bereiten

K O M M E N T A R E Provo mit Pistole

Wie die Polizei es schaffte, dem Frieden

am Kubat-Dreieck ein Ende zu bereiten

Gewaltsam konnte die West-Berliner Polizei am Norbert-Kubat -Dreieck nicht einschreiten, aber sie meisterte die mißliche Lage bravourös: mit einer einfachen Falschmeldung von dem „Besetzer mit Pistole“ schaffte sie es, Schluß zu machen mit dem „Sommerlager des Jahres“ und dem Pflasterstein zu seinem Recht zu verhelfen.

Die Polizei wußte vermutlich, daß die Pistole nur ein Spielzeug war. Auf jeden Fall wußte sie, daß sie von dem angeblichen Pistolenfuchtler nichts zu befürchten hat. Dennoch verbreitete sie zusammen mit seinen Personalien unverdrossen weiter ihre ProvoMeldung. Und die meisten Journalisten - selbst in den Nicht-Springer-Medien unterließen es, diese Meldung zu prüfen - als sei es schon ganz normal und alltäglich, daß Demonstranten mit Pistolen drohen. Polizei und Medien dürfen es sich dafür anrechnen, eine traurige Berliner Normalität nun auch am Tiergartenrand etabliert zu haben. Wenn sich diese Stadt darüber nicht aufregt, hat sie das Beton verdient, mit dem hier nicht nur Autobahnen, sondern auch Gräben befestigt werden.Hans-Martin Tillack

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen