Provinzskandal in Paderborn

■ Zwei Vorstandsmitglieder der IG–Bau in Paderborn entdeckten Unstimmigkeiten in der Abrechnung des Geschäftsführers / Landesvorstand suspendierte die beiden von ihren Ämtern

Von Gabi Lüke

Paderborn/Bochum (taz) - Mutmaßliche „Unterschlagungen und Korruption“ im Bezirksverband der IG Bau, Steine, Erden erhitzten in Paderborn in den vergangenen Monaten die Gemüter. Zwar hätte die Gewerkschaftsführung den Provinzskandal gern „intern bereinigt“, doch einige unbe queme Mitglieder und die Basis bestanden auf Aufdeckung und Öffentlichkeit. Inzwischen ermittelt gar die Staatsanwaltschaft. Schon länger verdächtigten zwei Mitglieder des Paderborner Bezirksvorstands der IG–Bau ihren Geschäftsführer Heinz Nowak der unkorrekten Kassenführung. Bei dessen Urlaubsreise im November 86 wurden sie denn auch fündig: Die Akten bestätigten einen „unverhältnismäßigen Repräsentationsaufwand“ (ein Weihnachtsessen für 180 DM pro Nase und das auch noch für Nichtgewerkschaftsmitglieder!), keine Zahlung von Sozialabgaben für Aushilfskräfte, private Nutzung des Dienstwagens durch Nowaks zukünftigen Schwiegersohn. Die beiden Vorstandsmitglieder, Burgunde Wüllner und Alfons Meyer, sahen ihre Mitgliedsbeiträge veruntreut und forderten Aufklärung. Doch der Bundesrevisor und der Landesvorstand der IG–Bau fanden nur die „eine oder andere Unstimmigkeit“. O–Ton: „Der Nowak hat einfach nicht gewußt, daß man den Dienstwagen nicht privat nutzen darf.“ Das reichte Frau Wüllner und Herrn Meyer aber nicht, sie wandten sich nach mehreren internen Auseinandersetzungen an die Presse. Daraufhin wurden sie von ihren Ämtern suspendiert und erhielten gar Redeverbot. Auch der Gewerkschaftsbasis gefiel diese Vorgehensweise der Leitung überhaupt nicht. Eine Reihe von Austritten aus der Paderborner IG–Bau war die Folge. Ein Leserbrief eines weiteren empörten Gewerkschafters in der Lokalzeitung, der die „Verstrickung“ von Bundes– und Landesfunktionären in die Nowak–Affaire andeutete, brachte dem Autor ein Ausschlußverfahren ein und die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Während beim folgenden Bezirksverbandstag Herr Nowak noch in seiner Funktion bestätigt wurde, überlegte sich es der Landesverband einen Monat später wieder anders: Ein neuer Vorstand wurde gewählt, man suchte nach einer „sauberen Lösung“ und lobte auch Nowak weg aufs Altenteil. Hatten die unbequemen Aufklärer Frau Wüllner und Herr Meyer während der Neuwahl noch kein Rederecht, so bittet der neue Vorstand inzwischen zum Gespräch. Bis 1988 bleiben die beiden dennoch von den Vorstandsämtern suspendiert.