Protestmarsch nach Islamabad: Musharraf stellt Bhutto unter Hausarrest
Handgemenge an Bhutto Wohnsitz. Einige Oppositionspolitiker wurden dabei verhaftet. Trotzdem startet in Lahore der Marsch von Bhuttos Anhängern zur Hauptstadt.
ISLAMABAD reuters/dpa Im Protest gegen den Ausnahmezustand in Pakistan hat Oppositionsführerin Benazir Bhutto erstmals Präsident Pervez Musharraf zum Rücktritt aufgefordert. "Es ist Zeit für ihn zu gehen - er muss als Präsident zurücktreten." Sie werde niemals als Regierungschefin unter seiner Führung arbeiten, ihre Verhandlungen mit Musharraf seien gescheitert, sagte die frühere Ministerpräsidentin am Dienstag in einem Telefongespräch. Nachdem sie für den Tagesverlauf zu Demonstrationen gegen Musharraf aufgerufen hatte, wurde sie in der Nacht erneut unter Hausarrest gestellt.
Anhänger von Bhuttos Volkspartei PPP hatten sich am Anwesen Bhuttos ein Handgemenge mit der Polizei geliefert. Rund zwei Dutzend der Demonstranten wurden anschließend von der Polizei festgenommen, sagten Augenzeugen. Das Haus Bhuttos in Lahore wurde komplett abgeriegelt. Die pakistanischen Behörden haben 20.000 Sicherheitskräfte in Einsatzbereitschaft versetzt.
"Wir sind keine Kriminellen, wir haben kein Gesetz gebrochen", sagte die PPP-Abgeordnete Yasmin Rehman, bevor sie abgeführt wurde. "Wir wollen, dass unsere Rechte, die Rechte aller Bürger, nicht mehr verletzt werden.
Hunderte Anhänger Benazir Bhuttos haben am Dienstag in Lahore derweil ihren Protestmarsch gegen den Ausnahmezustand begonnen. "Wir sind unterwegs von Lahore Richtung Kasur auf dem Weg nach Islamabad", sagte der Anführer von Bhuttos Volkspartei PPP in der Provinz Punjab, Shah Mehmood Qureshi. Der Protestzug soll in die rund 290 Kilometer entfernte Hauptstadt Islamabad führen.
Bhutto fordert seit langem, dass Musharraf sein Amt als Militärchef ablegt, um Präsident bleiben zu können. Nun fordert sie zum ersten Mal, dass er als Präsident abtreten soll. Musharraf hatte Bhutto erst am Freitag kurzfristig unter Hausarrest gestellt, um sie an der Anführung des geplanten Protests zu hindern. Unter dem Druck der USA hob er den Arrest aber wenige Stunden später wieder auf. Am 3. November hatte Musharraf den Ausnahmezustand verhängt und damit auch im Ausland große Empörung ausgelöst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!