: Protestmarsch in Kapstadt zur Parlamentseröffnung
Johannesburg (dpa) - Südafrika richtet sich auf einen der massivsten Proteste gegen die Apartheid-Politik ein, wenn heute das neu gewählte Parlament zur ersten Sitzung zusammentritt. Frank Chikane, Leiter des südafrikanischen Rats der Kirchen und Repräsentant von zwölf Millionen Gläubigen, rief am Dienstag alle geistlichen Führer auf, an einem geplanten Protestmarsch in Kapstadt teilzunehmen. Unter dem Ausnahmerecht ist jede Ansammlung von Menschen verboten.
Auch der Bürgermeister von Kapstadt, Gordon Oliver, will an der Demonstration teilnehmen. Oliver erklärte, es sei „höchste Zeit, daß die Stadtregierung ihren Protest gegen die Übergriffe der Polizei anmeldet“. Bei schweren Krawallen in den Siedlungen der Schwarzen und der Mischlinge bei Kapstadt waren am Wahltag nach Angaben der Polizei 16, nach anderen Berichten bis zu 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Polizeileutnant Gregory Rockman, der im Apartheidsystem als Mischling eingestuft ist, hatte großes Aufsehen erregt, als er über weiße Kollegen berichtete, die „wie die Hunde“ auf demonstrierende Jugendliche losgegangen seien. Der ranghöchste Polizist bei den Mischlingen, Oberst John Manuel, hat sich am Dienstag hinter Rockman gestellt. Die Polizei hatte zuvor bekannt gegeben, daß sie bei Unruhen künftig nicht mehr von der berüchtigten Plastikpeitsche (Sjambok) Gebrauch machen werde, da dies zu „negativen Reaktionen im In- und Ausland“ geführt habe.
Der anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, hat am Montag 15 ausländische Diplomaten - darunter den deutschen Botschafter Immo Stabreit - aufgefordert, den Marsch am Mittwoch zu beobachten.
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