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Proteste in Leipzig gegen Wahlfälschung

■ Kommunalwahlen haben Nachspiel / Mindestens 16 Festnahmen

Ost-Berlin (dpa) - Etwa 500 Bürger haben am Montag abend in der Leipziger Innenstadt gegen das nach ihrer Ansicht unkorrekte amtliche Ergebnis der DDR-Kommunalwahlen protestiert. Ein geplanter Demonstrationszug, der sich vor der Nikolai-Kirche in Bewegung setzte, wurde durch Polizeieinsatz gestoppt. Wie es gestern aus der Messestadt weiter hieß, sind mindestens 16 Personen abgeführt worden, darunter auch einige namentlich bekannte Theologiestudenten. Die Polizei versuchte durch Kettenbildung, den Zug aufzuhalten.

Die neuerliche Demonstration, bei der nach Angaben von Augenzeugen einige hundert Polizisten und Sicherheitskräfte im Einsatz waren, richtete sich auch gegen die Festnahmen vom Sonntag anläßlich einer Anti-Wahl-Demonstration. Um weitermarschierende Demonstranten zu stoppen, sei zeitweilig auch vom Schlagstock Gebrauch gemacht worden.

Vertreter von Basis- und Bürgerrechtsgruppen wiederholten am Dienstag ihren Vorwurf, daß es bei der Ermittlung des offiziellen Wahlergebnisses in Ost-Berlin, Leipzig und anderswo zu „Fälschungen“ gekommen sei. Bei Beobachtungen von öffentlichen Stimmenauszählungen durch Mitarbeiter verschiedener Gruppen seien in Leipzig zwischen zehn und 20 Prozent Nein-Stimmen festgestellt worden. In den bisher in Ost-Berlin vorliegenden Regionalzeitungen aus Leipzig ist nicht über die Protestveranstaltungen vom Sonntag berichtet worden.

Das Ergebnis der Kommunalwahlen in der DDR kann nach Überzeugung des SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Unbehagen über die langsame politische Entwicklung dort erheblich sei.

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