piwik no script img

Proteste in Bolivien

■ Bundesminister Spranger sagt bei Besuch 63 Millionen Mark Hilfen zu

La Paz (AFP) – Inmitten heftiger Proteste gegen Boliviens Regierung hat Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) am Dienstag in La Paz zwei Abkommen über Finanzhilfen für das südamerikanische Land unterzeichnet. Insgesamt 63,1 Millionen Mark sollen demnach vor allem in Projekte der Wasserversorgung und des Umweltschutzes fließen. Derweil demonstrierten in La Paz und anderen wichtigen Städten des Landes mehrere tausend Menschen gegen diese Politik.

Bei Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden in La Paz mehrere Menschen verletzt. Die Proteste richteten sich vor allem gegen den geplanten Verkauf der staatlichen Erdölgesellschaft. Sie waren in den vergangenen Wochen eskaliert.

„Es ist keine Alternative, diese Reformen verhindern zu wollen“, sagte Spranger. Die Politik der bolivianischen Regierung habe Modellcharakter für andere Staaten Lateinamerikas.

Zuvor hatte Staatschef Sánchez de Lozada in einem Fernsehinterview gesagt, die „Kapitalisierung“ der staatlichen Erdölfirma YPFB werde fortgesetzt. Bolivien ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 800 Dollar jährlich das ärmste Land Südamerikas. Die Kapitalisierung, das bolivianische Modell der Privatisierung, ist Teil eines groß angelegten Reformpakets.

„Die YPFB gehört dem Volk und nicht den Yankees!“ und „Nein zur Ausverkaufsregierung“ war auf Plakaten zu lesen, mit denen mehrere tausend Demonstranten durch die Städte des Landes zogen. In La Paz stürmte eine Gruppe von Demonstranten die Eisenbahnstation und steckte zwei Waggons in Brand. Ein Mensch wurde bei den Ausschreitungen schwer verletzt. Zu den Protesten hatte der Gewerkschaftsdachverband COB aufgerufen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen