Proteste im Jemen: Saleh ruft Ausnahmezustand aus
Mindestens 40 Menschen wurden bei Protesten in der jeminitischen Hauptstadt Sanaa getötet, mehr als hundert wurden verletzt. Seit Wochen gehen die Menschen gegen Präsident Saleh auf die Straße.
SANAA afp/dpa/dapd | Angesichts der anhaltenden regierungskritischen Proteste im Jemen hat Staatschef Ali Abdallah Saleh den Ausnahmezustand verhängt. Der nationale Sicherheitsrat habe diese Entscheidung für das ganze Land gefällt, sagte Saleh am Freitag in Sanaa vor Journalisten.
Zuvor waren bei einem Angriff auf Regierungsgegner nach neuen Angaben von Rettungskräften mindestens 41 Menschen getötet worden, mehr als hundert weitere wurden verletzt. Nach Berichten von Augenzeugen schossen Anhänger von Staatschef Ali Abdallah Saleh von umliegenden Dächern auf die Demonstranten, die auf einem Platz vor der Universität der Hauptstadt Sanaa versammelt waren.
Tausende Oppositionsanhänger kampieren seit fast vier Wochen auf dem Platz im Zentrum von Sanaa. Sie fordern den Rücktritt von Saleh, der das arabische Land seit 1978 regiert. In den vergangenen Wochen gab es in Sanaa und anderen Städten des Landes immer wieder blutige Zusammenstöße zwischen Anhängern der Opposition und der Polizei.
Bereits am Donnerstag wurden acht Menschen verletzt, als Sicherheitskräfte und Anhänger des Regimes in Sanaa Betonsperren errichteten und mit Schusswaffen, Tränengas und Pflastersteinen gegen Demonstranten vorgingen, berichteten Augenzeugen. Augenzeugen bezeichneten die Angreifer als "bezahlte Schläger", die Steine auf die Demonstranten geworfen und geschossen hätten.
In der Provinz Tais im Südjemen wurden 14 Demonstranten verletzt, als die Polizei mit Tränengas gegen die Teilnehmer einer Protestaktion vorging. Regierungsanhänger griffen ebenfalls ein und griffen die Demonstranten nach Angaben von Augenzeugen mit Eisenstangen und Messern an.
Seit Wochen verlangen tausende Demonstranten im ganzen Land den Rücktritt Salehs, der seit 32 Jahren über das verarmte Land im Süden der arabischen Halbinsel regiert. Rund 40 Demonstranten wurden bislang von Sicherheitskräften und bewaffneten Regimeanhängern getötet, hunderte weitere verletzt.
Der Präsident hatte angekündigt, auf eine erneute Kandidatur verzichten zu wollen. Zudem versprach er eine umfassende Reform der Verfassung. Der Opposition reicht dies jedoch nicht, sie beharrt auf seinem Rücktritt.
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