Proteste gegen Schmähvideo: Botschaften mit Notbesetzung
Aus Angst vor Übergriffen reduzieren die westlichen Länder das Personal in ihren Vertretungen. Die Lage blieb auch am Sonntag angespannt.
DUBAI/WASHINGTON rtr/dapd | Nach der Eskalation der Proteste gegen das Mohammed-Schmähvideo haben zahlreiche westliche Länder ihre Botschaften in muslimischen Staaten in Alarmbereitschaft versetzt. Deutschland und die USA zogen am Sonntag einen Teil ihrer Mitarbeiter aus ihren Vertretungen im Sudan ab, wo in der Hauptstadt Khartum nach den Freitagsgebeten ein Mob die Botschaften gestürmt hatte.
Die sudanesische Regierung hatte zuvor die Entsendung von US-Marines abgelehnt. Die Mission wurde daraufhin ausgesetzt. Für Tunesien gab das US-Außenministerium eine Reisewarnung aus.
Im Laufe des Sonntags wollten einige islamistische Gruppen erneut im Sudan demonstrieren. Auch in anderen Ländern gingen Menschen auf die Straßen. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die USA, wo der Film entstand.
Im Vergleich zum Freitag, als mindestens neun Menschen ums Leben kamen, hielten sich die Ausschreitungen am Wochenende in Grenzen. Gleichwohl blieb die Lage angespannt, zumal der Flügel der radikal-islamischen al-Qaida im Jemen Muslime weltweit zu Angriffen auf US-Diplomaten aufrief.
Im indischen Hyderabad starb am Sonntag eine Person, als während eines Protests geschossen wurde. In der pakistanischen Stadt Karatschi skandierten 5.000 Menschen antiamerikanische Slogans. In der türkischen Hauptstadt Ankara verbrannte eine kleine Gruppe eine amerikanische Flagge vor der US-Botschaft.
Die höchste religiöse Autorität in Saudi-Arabien, Großmufti Scheich Abdel Asis al-Scheich, mahnte die muslimischen Gläubigen unterdessen zur Besonnenheit. „Muslime sollten sich nicht von Zorn und Wut von legitimer zu verbotener Aktion hinreißen lassen und so unwissentlich einige Ziele des Films erfüllen“, erklärte der Großmufti.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier