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Proteste gegen Fluglärm bei Frankfurt"Diese Stadt verlässt man nicht"

Über Flörsheim donnern bis zu 700 Flugzeuge täglich. Vor 30 Jahren verkaufte die Stadt den Wald für den Bau der Startbahn West. Heute ist sie die Hochburg des Protests.

Zeichen des Protestes gegen den Fluglärm. Bild: dapd

FLÖRSHEIM taz | Entscheidend ist, woher der Wind bläst. Am 21. Oktober 2011 wehte der Wind von Osten, also flog die Maschine mit Angela Merkel an Bord über Flörsheim, um die neue Landebahn Nordwest des Frankfurter Flughafens einzuweihen. Doch während Merkels Flugzeug im sanften Gleitflug über die Kleinstadt am Untermain schwebte, dröhnte wenige Minuten darauf das nächste Flugzeug in 200, allenfalls 250 Metern Höhe über die Köpfe der Flörsheimer hinweg.

So geht es seither jeden Tag, von fünf Uhr morgens bis 23 Uhr abends, bis zu 45 Flugzeuge sind es laut Winterflugplan derzeit pro Stunde, 700 am Tag, die jeweils zur Hälfte auf der neuen Piste oder auf der alten Start- und Landebahn Süd landen. Damit ist die Kapazität nicht einmal ausgeschöpft; ein Drittel mehr ist möglich. Und selbst über das Nachtflugverbot wird erst das Bundesverwaltungsgericht das letzte Wort sprechen.

In Flörsheim sind auch jene Flugzeuge zu hören, die die alte Bahn benutzen. Aber daran sei man als Flörsheimer gewöhnt, versichert man hier. Der Anflug auf die neue Bahn aber sei etwas ganz anderes: "Ein Grollen, ein Zischen, ein Donnern, ein Nachbrummen", erzählt Susanne Wagner. "Man hört sofort zu reden auf und erschreckt im Schlaf."

Bei Westwind Ruhe

Aber nur, wenn der Wind von Osten bläst. Bei Westwind hat Flörsheim relative Ruhe, dann erfolgt der Anflug von der anderen Seite, neuerdings über Lerchesberg, einem noblem Teil von Frankfurt-Sachsenhausen.

Der 21. Oktober 2011, davon künden auch die zahlreichen, an Fassaden und Zäunen angebrachten Transparente, ist in Flörsheim der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Wenige Wochen darauf fand die erste "Montagsdemonstration" im Terminal des Flughafens statt. Und dieser Samstag soll zum vorläufigen Höhepunkt werden.

In Flörsheim ist schon am Abend zuvor "Fasnachtsdemo". Mehrere hundert Menschen haben sich bei frostiger Kälte auf dem Kirchplatz versammelt, einige in Kostümen, alle dick eingepackt. "Wir sind hier, wir sind laut / Weil man uns die Ruhe klaut", rufen sie. "Fraport foltert Flörsheim", ist auf Plakaten zu lesen.

Der Trommler gibt den Takt vor

Der lauteste in der Menge ist Hasan Aggül. Der 48-Jährige ist kurdischer Herkunft und kam 1980 nach Flörsheim. Inzwischen ist er Stadtverordneter der SPD, arbeitet bei Opel und ist seit einigen Jahren hauptamtlich für den Betriebsrat tätig. Und Aggül spielt leidenschaftlich gern die Davul, die traditionelle türkische Trommel. Seine Davul hat er bei jeder Kundgebung dabei und gibt bei Sprechchören den Takt vor. "Wenn wir am Terminal sind, lassen die Leute oft ihre Kinder bei mir und sagen: 'Bleib beim Trommler, wir holen dich später hier ab'", erzählt er stolz.

Ärgerlich hingegen findet er, dass nur wenige seiner deutsch-türkischen Landsleute sich an den Protesten beteiligen. Dabei besäße mindestens die Hälfte der Flörsheimer Türken hier ein Eigenheim. "Aber viele von ihnen sind leider nicht mit dem Herzen hier. Und die Konservativen halten Demonstrationen für kommunistisches Teufelswerk."

Ähnlich sahen das früher auch die Wagners. "Eine BI war für mich etwas Unanständiger – jetzt war ich bei der Gründung dabei", erzählt die 43-jährige Susanne Wagner. "Und Facebook fand ich unseriös – jetzt mache ich bei der Facebook-Gruppe 'Flörsheim gegen Nordbahn' mit". Ihren Gartenzwerg aber hat sie immer noch. "Ich bin ein Spießer", sagt sie in bekenntnishaftem Ton.

Besonders enttäuscht ist sie von der Partei, die sie jahrelang gewählt hat – von der CDU. "Ich fühle mich so verarscht", sagt die Verwaltungsangestellte, die in Sekundenschnelle zwischen fröhlichen Erzählungen in hessischer Mundart und tränenerstickter Stimme wechseln kann. "Ich habe immer gedacht: Wir leben in einem Rechtsstaat, und wenn die Verantwortlichen sagen, dass die Flugzeuge tagsüber nicht so tief und nachts gar nicht fliegen werden, dann können wir das glauben."

Aus Flörsheim will sie nicht weg. "Das ist meine Heimat", sagt sie. Aber wenn sich nichts Grundlegendes verändere, könne sie nicht verantworten, ihre beiden Kinder dem dauernden Fluglärm und den damit verbundenen gesundheitlichen Schäden auszusetzen. "Meine Kinder sind kein Sonderopfer", ergänzt sie, ein Wort des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) aufgreifend, das ihm die Flörsheimerinnen und Flörsheimer besonders übel nehmen. "Es ist ein Sonderopfer. Es ist eine große Belastung, die diese Menschen für die Region tragen", hatte Koch bei der Einweihung der Landesbahn gesagt.

Katholisch und prosperierend

Flörsheim ist, das zeigt die Kundgebung am Vorabend, ist eine eigenartige Gemeinde. Die 20.000 Einwohner zählende Kleinstadt wurde im Jahr 828 erstmals urkundlich erwähnt, ist also nur wenig jünger als das 30 Kilometer entfernte Frankfurt. In den letzten hundert Jahren aber wurde Flörsheim zu einer Schlafstadt; jahrzehntelang gab es für die Flörsheimer im Wesentlichen nur zwei Arbeitgeber: das nahe Chemiewerk Hoechst oder eben Opel.

Gleichwohl hat sich das tief katholische Flörsheim über die Jahre seine Traditionen erhalten: Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden die türkischen oder griechischen Einwanderer, der Autor dieser Zeilen kann es bezeugen, weit weniger scheel angekuckt als die handvoll Protestanten. Die jährliche Kirmes, die "Kerb", ist ein gesellschaftliches Großereignis, Ende August wird zum Gedenken an die Befreiung von der Pest der "Verlobte Tag" gefeiert – als offizieller Feiertag wohlgemerkt. Und am Fassenachtssonntag übersteigt die Zahl der Gäste die Einwohner um ein Mehrfaches.

Auch in der jüngsten Vergangenheit hat sich an dieser Traditionspflege weniger geändert, in der Beschäftigungsstruktur aber umso mehr. Bei Opel arbeiten nur noch halb so viele Menschen wie vor 30 Jahren, ähnlich sieht es bei den Nachfolgebetrieben der Hoechst AG aus. Und während Rüsselsheim in den letzten zehn, zwanzig Jahren einen Niedergang erlebt hat – in der Fußgängerzone etwa, wo einst Karstadt und zahlreiche Fachgeschäfte Kunden lockten, steht nun ein 99-Cent-Shop neben dem anderen – prosperierte Flörsheim.

Mitte der neunziger Jahre wurde ein Neubaugebiet erschlossen, Reihenhäuser und Doppelhaushälften für die Mittelschicht gebaut. Viele junge Familien aus dem Umland siedelten sich hier an, die Einwohnerzahl stieg um 20 Prozent, eine neue Grundschule wurde eingeweiht, ein Einkaufszentrum.

Jobs am Flughafen

All das, das wissen auch die Flörsheimer, wäre ohne den Flughafen kaum denkbar gewesen. 70.000 Menschen arbeiten dort; hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Arbeitsplätzen in der Region, die mittelbar am Flughafen hängen.

"Etwa die Hälfte aller Flörsheimer arbeitet am Flughafen", räumt auch der sozialdemokratische Bürgermeister Michael Antenbrink ein, dem 2006 das Kunststück gelang, die CDU nach fast 50 Jahren aus dem Amt zu jagen. "Wir wissen, was wir am Flughafen haben. Aber wir meinen, dass die Grenze des Zumutbaren im Ballungsgebiet Rhein-Main überschritten ist." Wenn unbedingt ein Ausbau nötig sei, wäre der im Hunsrück gelegene Flughafen "Frankfurt-Hahn" viel eher geeignet. Zwei Millionen Euro hat allein die Stadt Flörsheim bislang für den Kampf gegen die neue Landebahn ausgegeben – Gerichtskosten, Informationsmaterial etc.

Antenbrinks Büro sieht aus wie die Zentrale der Bürgerinitiative: An den Wänden hängen Karten von Einflugschneisen, auf dem Tisch stapeln sich Flugblätter und Aufkleber gegen die Landebahn. Er bemängelt, dass der Flughafenbetreiber, die Fraport, "keinen Dialog auf Augenhöhe mit den Anwohnern" gesucht habe. Aus einer Akte zieht er eine besondere Karte hervor. Dort, wo jetzt das Neubaugebiet steht, sind nur Äcker verzeichnet. Die Fraport habe noch zu Beginn der Nullerjahre mit dieser Karte gearbeitet, sagt er. Unter den heutigen Umständen hätte man dort niemals gebaut.

Zwar sei die Flörsheimer Altstadt nun sogar entlastet, räumt Antenbrink ein, die Menschen im Neubaugebiet aber bekämen die volle Dröhnung ab. Antenbrink befürchtet, dass die soziale Mischung seiner Gemeinde ins Wanken gerät. Jene, die in der – von der Fraport eng bemessenen vermeintlichen Kernzone – wohnten, könnten das Immobilienaufkaufprogramm der Fraport in Anspruch nehmen. Auch sonst drohten alle, die es sich leisten könnten, aus Flörsheim wegzuziehen.

Alternativen und Schallfenster

Von einer falschen Karte weiß der Fraport-Sprecher Wolfgang Schwalm nichts. Aber er versichert, dass der Anflug über Flörsheim derjenige sei, der die wenigsten Menschen betreffe. Und Flörsheim locke ja in Werbeprospekten mit der Nähe zum Flughafen. Auf den häufigen Einwand, am Flughafen würden nur Billiglohnplätze entstehen, reagiert er unwirsch: "Wir haben hier die gesamte Bandbreite an Arbeitsplätzen – hoch qualifizierte und entsprechend bezahlte Jobs; aber auch Jobs für ungelernte Menschen, die sonst nirgends eine Chance kriegen."

Aufgrund der Drehschreibenfunktion für Passagiere und Fracht sei der Neubau eines Flughafens in über hundert Kilometer Entfernung keine brauchbare Alternative. Und ökologisch sei es ebenfalls sinnvoller, die Flughafenstruktur an einem Ort zu bündeln. In den Ausbau des Flughafens hat die Fraport rund vier Milliarden Euro investiert, erläutert Schwalm. Davon 600 Millionen für die neue Landebahn. Auf dem früheren Gelände der amerikanischen Militärbasis will man einen dritten Terminal errichten. "Ein weiterer Ausbau ist für die nächsten 15, 20 Jahre nicht geplant", versichert Schwalm. Über einen noch längeren Zeitraum könne man keine seriösen Aussagen treffen. Er selbst wohnt übrigens in der Taunusgemeinde Oberursel, in der kaum ein Flugzeug die Idylle stört.

Aber auf jeden Fall nehme die Fraport die Soren der Anwohner ernst und sei bestrebt, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Man unterstütze Anwohner bei der Schallisolierung und kaufe Häuser auf. "Den Wertverlust gleichen wir aus", betont er. Außerdem suche man nach Alternativen: Andere Flugwinkel, andere Landerouten.

Zwei Generationen von Protest

"Für Flörsheim würde sich dadurch nichts ändern", widerspricht Georg Gottas. Der 61-jährige Kaufmann macht seit 30 Jahren in verschiedenen Ämtern Kommunalpolitik. "Flörsheim ist zu nah dran am Flughafen, und die letzten Kilometer müssen die Flugzeuge kerzengrade fliegen." Dabei geht es Gottas nicht allein um den Lärm – das Kerosin, der C02-Ausstoß. "Wir brauchen neue Mobilitätskonzepte", meint er. Und seine 31-jährige Tochter Carola, Sprecherin der örtlichen Bürgerinitiative, ergänzt: "In der BI ging es anfangs allen nur um den Lärm. Aber wir diskutieren viel, die Leute beginnen nachzudenken. Aber total gegen den Flughafen ist bei uns niemand", versichert sie.

In Georg Gottas' Leben spielte der Flughafen schon mal zentrale Rolle: Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, beim Bau der Startbahn-West. Die wurde teilweise auf einem Waldgelände gebaut, das der Stadt Flörsheim gehörte. Und während damals in der am stärksten von der Startbahn-West betroffenen Gemeinde Mörfelden-Walldorf der ganze Ort auf die Barrikaden ging, versuchte die Stadt Flörsheim das Beste aus der Situation herauszuholen und verkaufte das Areal für 22,5 Millionen D-Mark an den Flughafen. Auch das im November 1981 gewalttätig geräumte Hüttendorf, das Zentrum des Widerstandes gegen die Startbahn, stand im Flörsheimer Wald.

Im Jahr zuvor, als die Stadtverordnetenversammlung den Verkauf des Waldes beschloss, demonstrierten tausende Startbahngegner aus dem Umland und dem Rest der Republik durch Flörsheim. Aber es waren nicht nur Auswärtige. Eine Minderheit der Flörsheimer Bürger, zumeist junge Leute, wehrte sich ebenfalls gegen Flughafenausbau. Dazu gehörte auch der aus einer erzkonservativen Familie stammende Gottas. "Ich habe mich erst durch die Startbahn politisiert", sagt er. "Und irgendwann haben wir beschlossen, selbst in die Politik zu gehen."

Kultur aus Protest

Er war bei der Gründung der Grün-Alternativem Liste Flörsheim (GALF) dabei, die 1981 auf Anhieb auf über 12 Prozent der Stimmen kam. Seither liegt die GALF, die von den Grünen zwar als Ortsverband anerkannt wird, offiziell aber nicht zur Partei gehört, konstant im zweistelligen Bereich, zuletzt waren es 25,4 Prozent. Auch eine alternative Kulturszene entwickelte sich aus diesem Milieu; das Flörsheimer Open Air etwa ist seit Jahrzehnten eine feste Größe.

"Damals hat der Konflikt um die Startbahn-West Familien, Freundeskreise und Vereine auseinander gerissen", erzählt Gottas. Die Eltern eines Mitstreiters etwa hätten in ihrem Lebensmittelgeschäft plötzlich 30 Prozent weniger Umsatz erzielt, weil der Sohn sich bei der GALF und gegen die Startbahn engagiert habe. Und seine eigene Mutter habe geflucht, weil er nun bei den Grünen sei.

1000 Euro in der Dose

"Das ist heute anders", sagt Gottas. Selbst die Flörsheimer CDU sei, wenngleich etwas spät, aufgewacht und kämpfe nun gegen ihre Parteifreunde in der Landesregierung. Ähnlich sei es bei der SPD. Der Bruch, den die Auseinandersetzungen um die Startbahn-West in der Flörsheimer Gesellschaft hinterließ, ist vielleicht erst jetzt gekittet.

Georg und Carola Gottas wohnen im selben Mehrfamilienhaus, drei Generationen unter einem Dach. Die Flörsheimer Grünen sind eben auch Flörsheimer. Und natürlich sind beide dabei, als es am Samstag zum Flughafen geht.

Bis zu 20.000 Menschen werden es am Ende, allein aus Flörsheim reisen zwei Busladungen an, dazu etliche, die mit der S-Bahn oder dem Auto kommen. Georg Gottas verbringt den Tag vor allem mit Spenden sammeln – mit einer Dose, die noch aus Startbahnzeiten stammt und auf einem Dachboden überlebt hat. Auf fast tausend Euro wird er schließlich kommen. "Die meisten Leute haben nur Scheine reingeworfen. Bei der Startbahn West wäre nicht so viel möglich gewesen, da waren fast alle Demonstranten viel jünger."

Dass jetzt auch so viele bürgerliche Leute mitmachen, hält er für eine Stärke der Bewegung. Daher sei es auch wichtig, dass man sich im legalen Rahmen bewege und den Flugbetrieb nicht lahm lege. Carola Gottas, von Beruf Sportkauffrau und Mutter zweier kleinen Kinder, widerspricht: "Ich fände es gar nicht schlimm, wenn der Flugbetrieb lahm gelegt würde."

Fasnachter gegen Fluglärm

Am Samstagabend, wenige Stunden nach der Großdemonstration, ist Fassenachtssitzung. Eingeladen hat der Ortsverein der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, die 350 Plätze im Saal der Sankt-Gallus-Gemeinde sind restlos gefüllt. Die Wagners sind gekommen, auch Georg und Carola Gottas. Nur Hassan Aggül spielt auf einer türkischen Hochzeit. "Wir wurden als GALF eingeladen", erzählt Georg Gottas. "Vor 30 Jahren hätten die uns mit dem Arsch nicht angekuckt." Ihm und seinem Dutzend Parteifreunden ist dennoch anzumerken, dass das für sie kein Heimspiel ist: Sie haben sich an einen Tisch ganz hinten links gruppiert und tragen alle die gleichen – natürlich grünen – Perücken.

Als die Gruppe "Mainstein" auf das Thema Landesbahn zu sprechen kommt, tobt der Saal. Sie singen ein Schmählied auf den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch: "Du hast uns tausend Mal betrogen / Hast die Worte gedreht, bis es passt/ Dann sie sind tiefer geflogen / Als du versprochen hast" und preisen den Westwind ("Bei Westwind schläft hier Mann und Frau / Den Ostwind braucht hier keine Sau"). Zum Finale heißt es trotzig: "Und die Moral von der Geschicht' / Diese Stadt verlässt man nicht."

Dabei wissen auch die Darsteller, dass dies eine Durchhalteparole ist. Denn durch die Sitzung führt erstmals seit 14 Jahren nicht Hans Keller. Er und seine Familie sind zwar an diesem Abend gekommen, aber sie waren die ersten, die nach Inbetriebnahme der Landebahn ihr Haus im Neubaugebiet an die Fraport verkauft haben. Jetzt leben sie mit ihrem jüngsten Sohn in der Wetterau, knapp hundert Kilometer von Flörsheim entfernt. Anja Keller sagt am Rand der Sitzung: "Die Landebahn hat unser Leben zerstört." Ihr Mann arbeite in der Nähe ihres neuen Wohnorts, berichtet die 44-Jährige. Sie selbst aber habe ihren Job bei der Sparkasse gekündigt. "Die Fraport behauptet immer, dass sie Arbeitsplätze schaffe. Meinen hat sie mir genommen."

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21 Kommentare

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  • G
    Gunther

    In meinem Leserbrief hat sich ein Fehler eingeschlichen: Statt "Das war gerade noch erträglich, doch seit Eröffnung der Startbahn West sieht die Welt ganz anders aus:" muß es natürlich heißen: "..seit Eröffnung der unterträglichen Landebahn Nordwest..."

  • M
    Marietta

    Sorry, ich muß mich zu meinem vorigen Kommentar berichtigen - ich schließe mich dem Wortlauzt von "Gunther" und nicht von achim an. Vielleicht sind es doch die Flugzeuge direkt über meinem Dach?

  • M
    Marietta

    Dies ist das erste mal, daß ich mich bei den Kommentaren melde.

    Ich schließe mich der Wortmeldung von "achim" voll und ganz an.

    Was mir noch am Herzen liegt: Jeder Mensch hat "sein" Leben, seine Erfahrungen und auch seine Last (also sein Päckelchen zu tragen). Die kennt meistens nur er. Ich denke, alles und alle in einen Topf zu werfen, ist unfair.

    Übrigens, wir wohnen in Flörsheim. Die Eisklumpen fand ich áuch auf dem freien, unbewohnten unter der Einflugschneise liegenden Feldern beim Gassigang zwischen Flörsheim und Wicker.

  • A
    achim

    Eine interessante Diskussion mit vielen guten Argumenten. Zunächst an die Taz: Der Artikel ist gut recherchiert, aber er ist leider viel zu einseitig gegenüber der momentan pressetechnisch interessanteren Flörsheim-Lobby !

    Ich bin definitiv auch für ein Ende der Verlärmung der Region ( Obergrenze der Kapazitäten ). Aber die neue Bahn hat ja auch Regionen weniger Lärm gebracht.

    Wo sind denn die Flugzeuge vor der neuen Bahn gelandet?? Sie waren vorher so eng nebeneinander , daß sie massivst immer die gleichen Anwohner von Bischofsheim bis Raunheim ( dito von der anderen Seite) getroffen haben!!

    Jetzt ist es doch wesentlich verteilter!!

    Ich bin in Raunheim aufgewachsen und die Demonstranten , welche heute zum größten Teil ( nicht alle ) auf die Strasse gehen haben doch jetzt 30 Jahre lang relative Ruhe gehabt.

    Es sollte nicht mehr Kapazitäten geben , aber es sollte auch einfach mehr verteilt werden. Wenn jeder 4- 8 Wochen Lärm hat ist besser , als immer die selben Betroffenen.

    Und das Nachtflugverbot sollte bleiben. Die Sachsenhäuser Bergler sollten vielleicht mal so wählen, daß sie nicht nochmal unter massivem Wahlbetrug leiden!!

    Also schön solidarisch, aber nicht nur wegen der eigenen Immobilie!

    Und an die Flörsheimer , die sich ja jetzt als die alleinigen Betroffenen sehen. Wie gesagt ich bin in Raunheim groß geworden, da war der Lärm schon lange so, also lasst uns gemeinsam gegen den Fluglärm demonstrieren, aber das extrem-gejammere ist finde ich nicht angebracht!!

  • O
    Olaf

    @Gunther

     

    Dein Kommentar ist Klasse, habe ihn kopiert und in Facebook gesetzt "Flörsheim gegen Nordbahn"

  • M
    Mohnblume2000

    @ Jörg Beyer, es stimmt nicht was sie schreiben das es den Flörsheimer "wurst" war vor der Landebahn. Es waren viele Flörsheimer auch schon im Kelsterbacherwald dabei und haben das Camp dort unterstützt.Ich selber war dort und es war wahrlich nicht immer schön. Das die große Masse an Flörsheimer nicht dabei war stimmt.

    Aber jetzt wo wir zusamnmen stehen, sollten wir nicht mit den Fingern auf einnander zeigen. Auch wenn ich den frunst verstehen kann, ich freue mich das heute so viele Flörsheimer gemeinsam auf die strasse gehen.

    Und so wurde der "Flughafen Protest" mein politischen Mutterschiff.

  • HD
    Hartmut Dilley

    Großes Lob für diesen Artikel. Der Fraport-Sprecher

    Schwab lügt ohne rot zu werden. Mit "sofortigen" Schallschutzmaßnahmen wie versprochen, wird es nicht so schnell gehen und hinausgezögert und so lange bekommen wir alle tüchtig eins auf die Ohren. Das

    nach Auskunft vom Regierungspräsidium in Darmstadt. Ansonsten kann ich mich nur den vorherigen Kommentaren anschließen.

  • FW
    Frank Wolf

    Der TAZ kann man zu dieser grossartigen Reportage über die Flörsheimer nur gratulieren. Am Falle Flörsheim wird der historische Bogen von der Startbahn-West bis heute gespannt. Der Konflikt um die nimmersatte Expansion eines halbstaatlichen Konzerns steuert hier und am Frankfurter Lerchesberg auf einen dramatischen Höhepunkt zu. Hier bricht der Krug der Fraport, der rücksichtslos auf Jahrzehnte zum Brunnen ging. Im Bericht wird nicht erwähnt, dass das Scheitern des Baus der Landbahn-Nordwest am Falle Flörheim nur deshalb verhindert wurde, weil Gutachten zu den menschenverachtenden Auswirkungen von Tiefsflügen über Wohngebieten seit dem 10.06.2002 verhindert oder unterschlagen wurden. Den Flörsheimern wurde bis heute das Grundrecht auf rechtliches Gehör vor dem VGH Kassel verweigert. Die mündliche Verhandlung wurde im August 2009 auf den St.Nimmerleinstag verschoben. Die Richter scheuen die Flörsheimer Argumente, wie der Teufel das Weihwasser. Stattdessen hat Fraport in 2005 ein "Aufkaufprogramm" CASA gestartet, um die gefährlichsten Kläger ruhigzustellen, und der Genehmigungsbehörde HMWVL vorzugaukeln, das "Problem Flörsheim habe man mit Geld gelöst".

  • O
    Olaf

    Leider ist es so das einige Unbelehrbare über Dinge schreiben von denen sie keine Ahnung haben.

     

    Was wollen die Demonstranten ?

    Nichts weiter als das dass Grundgesetzt eingehalten wird....nichts weiter als das Versprechen eingehalten werden !! Ist das verwerflich ??

     

    Fakten: Flörsheimer Kinder in den Kindergaärten dürfen nur noch begrenzte Zeit ins Freie, weil es zu laut ist.

    Flörsheimer Schüler lernen in den Schulen mit Gehörschutz.

    In den Schulen wird der Unterricht unterbrochen weil niemand den Lehrer mehr versteht.

    In Flörsheim fallen durch Wirbelschleppen Ziegel von den Dächern. Muss es erst Tote geben?

     

    Keine Landebahn ohne Nachtflugverbot, kein Nachtflugverbot ohne Landebahn. Das war die Aussage des MP Herr Koch. Und auf einmal gibt es ein Gericht in Kassel das dieses Versprechen bestätigt. Das ist Natürlich Dumm, denn Fraport war sich von Anfang an Bewußt darüber das diese Zusage nicht gehalten wird. Und Schwups waren 12 Jahre rum...und auf einmal macht man sich Gedanken.

     

    Wir wollen das Recht auf Körperliche Unversehrtheit, mehr wollen wir nicht!

     

    Und den Spruch günstige Grundstücke gekauft, den kann der Bubb sich an die Backe nageln.

     

    Ich wohne seit 44 Jahren in Flörsheim, meine ELtern seit 67 Jahren, davor meine Großeltern. So und jetzt rechnet wer zuerst da war.

  • G
    Gunther

    Die Kommentare, die ich hier lese stimmen mich traurig, das sie von Unkenntnis der Situation zeugen.

    Ich wohne in Frankfurt Sachsenhausen, einem guten Stadtteil Frankfurts am südlichen Rand der Stadt und hier wohnen viele Familien mit Kindern und neben dem Haus hat man in der regel einen kleinen Garten. Nur um das gleich vorweg zu nehmen: hier hat niemand billig Land oder Haus gekauft, sondern es war schon immer eine gehobene (Preis)lage.

    Durch die Windsituation wurde nur etwa 1/4 im Jahr über uns gestartet, was schon immer ziem,ich laut war, dafür hatte man die anderen 3/4 des Jahres Ruhe.

    Das war gerade noch erträglich, doch seit Eröffnung der Startbahn West sieht die Welt ganz anders aus:

    Jetzt wird fast direkt über meinem Kopf gelandet und das ist eine unerträgliche Situation mit einem hohen heulenden Turbinengeräusch, das teilweise 80dBA erreicht.

    Es ist absolt unterträglich laut, man wird morgens um 5 Uhr mit der ersten Maschine aus dem Bett geschmissen und kann nicht mehr Schlafen. Die Menschen hier sind deprimiert, fühlen sich um ihre Lebensqualität betrogen und fürchten um ihre Gesundheit, denn Fluglärm macht - und das ist nachgewiesen - krank. Niemand will an den Sommer denken, denn den Garten kann man jetzt wohl vergessen. Wir haben bereits 3fach verglaste Fenster aber lassen jetzt dennoch Schallschutzfenster einbauen - von den Kosten in Höhe von knapp 20.000 EUR wird Fraport nur 4.000 EUR bezahlen. Hoffentlich kann man dann wenigstens im Winter länger schlafen, aber im Sommer - ich weiß nicht wie das werden soll.

    Unsere Lebesnqualität beruhte auf der Kombination aus schönem Haus mit Garten und relativer Nähe zur Stadt - das ist alle dahin. Das komplette Viertel wird den Bach runter gehen, schließlich wollen bereits jetzt viele Leute nur noch weg. Problem: der Immobilienmarkt ist komplett ausgetrocknet und es gibt kaum Käufer. Selbst wenn man verkauft, dann muß man mit einem Wertverlust von sicher 20% bis maximal 30% Rechnen. Das heißt also man hat sein Leben lang für das Häuschen gearbeitet und wird jetzt um sein Lebenswerk betrogen, kalt - also ohne Entschädigung - enteignet!

     

    Wenn man es selbst nicht erlebt hat, dann kann man sich gar nicht vorstellen wie schlimm Fluglärm ist, denn er kommt von oben und strahlt etwa 3.000 Meter weit, bevor er nicht mehr gesundheitsschädlich laut ist. Das ist komplett anders als bei einer Straße, selbst wenn da ein lauter Brummi vorbei fährt, so hat sich der Schall bereits nach 15 Metern reduziert weil er durch die Umgebung wie Bäumer ,Sträuche, etc. absorbiert wird. Auch kann man bei einer Straße oder Bahnlinie das Schlafzimmer in die andere Richtung legen und hat seine Ruhe. Nicht so beim Fluglärm: was von oben kommt dringt überall hin und reflektiert auch noch an den umliegenen Häuserwänden, wir wohnen jetzt in der LÄRMHÖLLE!

    Die neue Landebahn Nordwest ist eine absolute Fehlplanung, da die prognostizierten Lärmwerte bereits heute mit der Hälfte an Flugbewegungen (420tsd heute vs 750tsd in 2020) _überschritten_ sind. Das ist wohl auch das erste mal, dass sich ein Flughafen in die Stadt hinein frißt und die Anflugroute nun direkt über Wohnviertel führt. Wer das geplant hat, muß komplett verrückt gewesen sein!

    Glücklicherweise kämpfen wir Bürger seit 12 Jahren in Bürgerinitiativen gegen die Bahn, einst nur auf dem Rechtsweg, aber damit konnten wir sie immerhin verzögern und erreichen, dass der Planfeststellungsbeschluss bis heute nicht rechtskräftig ist, der VGH in Leipzig muß noch entscheiden. Fraport arbeitet derzeit mit einer vorläufigen Genehmigung.

     

    Das Wachstum an Flugbewegungen will Fraport übrigens ausschließlich durch Umsteiger z.B. zwischen Asien und USA erzielen, sprich die Region hat davon überhaupt nichts. Man muss sich das mal vorstellen: die wollen tatsächlich einen Mega-HUB-Flughafen inmitten eines dichtest besiedelten Großraums bauen. Der Lärm wird immer viele Bürger treffen, das kann es doch nicht sein. Andere Flughäfen in der Welt wie etwa Soul fliegen über das Meer an, wo es niemanden stört und London Heathrow wird nicht ausgebaut, statt dessen plant man einen neuen Flughafen der ebenfalls über das Meer angeflogen werden soll und auf aufgeschüttetem Land in der Themsemündung entstehen könnte. In Ostdeutschland gäbe es doch so viel freie und unbewohnte Fläche wo man niemanden stören würde und wo derartige Jobs viel eher benötigt werden würden…

    Arbeitsplätze werden bei Fraport seit Jahren abgebaut und neue primär als Billigjob in Servicegesellschaften realisiert. Mir kann also niemand erzählen, dass wegen der Arbeitsplätze - auch noch mit nur geringer Qualifikation - 150.000 Menschen allein im Frankfurter Süden verlärmt werden sollen. Hinzu kommt komplett Offenbach und auf der anderen Seite Flörsheim, aber das Problem geht noch viel weiter, da durch die neuen tieferen Anflugrouten der Lärm nun von Main-Kinzig weit hinter Hanau bis in den Rheingau fällt und die Menschen sich nun glücklicherweise gegen den Lärmterror erheben. Mit Eröffnung der Landebahn wurden 300.000 Quadratkilometer zusätzlich verlärmt.

    Niemand wird entschädigt, das bisschen Lärmschutz trifft nur die Kernzone und hilft auch nicht weiter, da niemand im Käfig wohnen möchte.

    Passiver Schallschutz hilft uns ebenfalls nicht gegen die giftigen Flugzeugabgase bzw. Schadstoffe, die nun von oben auf uns herunter rieseln. Die Feinstaubwerte werden seit Jahren überschritten und wir haben die ach so tolle grüne Plakette, die aber nicht helfen wird, wenn die Zahl der Flugbewegungen verdoppelt werden soll. Dazu kommen giftige Schwefeloxide, die schwerste Gesundheitsschädigungen zur Folge haben! Die Politik schaut weg, die gründe Umweltdezernentin Manuela Rottmann hat versagt, schließlich sind seit zig Jahren die Luftmessstationen deaktiviert. Wir werden jetzt selber messen müssen, aber angesichts des schillernden Schleiers, der auf manchen Gartenteichen in der Nachbarschaft aufgetreten ist, wird das wohl nicht schwer. In Flörsheim regnet es übrigens neuerdings Ölklumpen und bei kalten Wetter Eisgeschosse. Das ist lebensgefährlich, aber die Politik schaut auch hier weg.

    Die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten durch die Entwertung der Immobilien und der Gesundheitskosten hat bisher niemand betrachtet, denn sie überwiegen den Nutzen bei weitem. Fraport müsste diese Kosten bei seinen Planungen nicht berücksichtigen, schließlich hätte sich die Bahn sonst wirtschaftlich nicht gelohnt. Eine Unverschämtheit, was die Politik hier gemacht hat und weiter macht!

     

    In einer Demokratie und einem Rechtsstatt hat doch niemand das Recht, wirtschaftliche Interessen einseitig über die Gesundheit, Lebensqualität und Eigentum der Bevölkerung zu stellen!

     

     

    Für uns in Offenbach, Frankfurt Oberrad, Sachsenhausen und Niederrad und genauso Flörsheim und Hochheim auf der anderen Seite gibt es keine leiseren Anflugverfahren, denn wir befinden uns im Endanflug und ab 14km vor dem Aufsetzpunkt gibt es keinen Spielraum mehr. Versprochen wird uns eine Anhebung des Gleitwinkels von 3 auf 3,2 Grad - aber das sing gerade einmal 50 Meter höher was weder optisch noch akustisch wahr zu nehmen ist. Es kann sogar - genau wie der kontinuierliche Sinkflug - negativ für uns Enden, weil die Flugzeuge stärker bremsen müssen und dazu Klappen und Fahrwerk ausfahren, was den Lärm verzigfacht, zusätzlich bedeutet mehr Höhe, dass ein größeres Gebiet verlärmt wird. Alles was Bouffier, Schulte und Co jetzt über Verständnis und Maßnahmen schwafeln ist totaler Quatsch, denn kraft der Physik kann uns (leider) nicht geholfen werden.

    Die einzige Konsequenz kann nur sein, diese verdammte Landebahn umgehend zu schließen und so unsere Gesundheit zu schützen!!! Die Bahn muss weg!!

     

    Das wäre übrigens auch finanziell kein Problem für Fraport, schließlich könnte man einen wunderbaren Gewerbepark mit Büros und Co auf die dann ehemalige Landebahn bauen. Super Geschäftsmodell und viel nachhaltiger.

  • H
    HoffnungfuerRheinMain

    Flörsheim ist seit Inbetriebnahme der Bahn sicherlich am schlimmsten dran von allen Orten - und das muss dringend geändert werden. Aber: Die Fraport, allen voran der Vorstandsvorsitzende Dr. Schulte, stellt die Situation so dar, als gebe es urplötzlich nur völlig neue Betroffenheiten - das ist schlicht falsch. Die ganze Region Rhein-Main wird seit Jahren kontinuierlich verlärmt, Flieger im 40-sek-Takt über Mainz, in 900 m Höhe, in 600 m Höhe, je nachdem, wo man gerade wohnt. Das ist der eigentliche Skandal. Es geht eben nicht nur darum, dass nun plötzlich Veränderungen her müssen - die Anrainer warten darauf seit Jahren! Mainz und das rheinland-pfälzische Umland kommt übrigens tatsächlich auf einigen Fraport-Karten nicht vor.

    Im übrigen war neulich aus Fraport-Kreisen zu hören, dass sich die Anrainer eben daran gewöhnen müssten, dass es Flugrouten gibt, unter denen es laut ist, wie es eben auch laute Autobahnzubringer gibt - und daran wolle und könne man Fraport-seitig gar nichts ändern. Wie das im Einklang zu bringen ist zu den Verständnisbekundungen von Dr. Schulte, mag nun jeder selbst beurteilen.

  • SP
    Schaper, Peter

    Ich bin schon etwas schockiert, über die teils hämischen Kommentare. Die Reaktionen sind wohl immer etwas anders, wenn man persönlich betroffen ist.

    Das gewaltige Ausmass der Verlärmung einer ganzen Region konnte sich niemand so recht vorstellen; jetzt ist es spürbar, jetzt entsteht Betroffenheit, die sich in Wut umwandelt. Ich spüre hier in der Region inzwischen eine große Solidarität der Menschen aus den unterschiedlichen Orten, ob West- oder Ostwind ist zur zeit egal. Es ist ständig laut, entweder hat man die landenden Flugzeuge oder die startenden über sich. Die Politik versucht die betroffenen Bürger auszuspielen. Dies dürfen wir nicht zulassen.

  • M
    Maricon

    Hallo Taz, vielen Dank für diesen tollen Artikel.

     

    Die Belastungen sind allerdings nicht nur bei Ostwind in Flörsheim! Bei Ostwind kann man dort nicht existieren, bei Westwind ist es 'nur' unangenehm.

    Die Stadt Offenbach, FFM-Sachsenhausen, FFM-Oberrad, FFM-Niederrad, Mainzer Gebiete etc. etc. sind ebenfalls massiv getroffen.

     

    Die Kommentatoren hier, die das versuchen zu verharmlosen oder sich lustig zu machen, sind in einem Land mit Demokratie und Grundgesetz nicht an der richtigen Stelle.

     

    Hier leiden hunderttausende Kinder, Erwachsene, Alte, Arbeitnehmer, es muss irgendwas passieren.

  • G
    gundi

    ps.: wure der Flörsheimer Wald vor 70 Jahren oder in den 70'er Jahren verkauft?

  • P
    Peter

    "Aber nur, wenn der Wind von Osten bläst. Bei Westwind hat Flörsheim relative Ruhe, dann erfolgt der Anflug von der anderen Seite, neuerdings über Lerchesberg, einem noblem Teil von Frankfurt-Sachsenhausen."

     

    In Deutschland weht der Wind fast IMMER aus Westen/Nordwesten. Ostwind ist eine Seltenheit! (siehe Wetterstatistiken)

     

    Was soll das ganze Theater also?

  • LB
    La Baba

    Nie wieder Flughafen Frankfurt.

     

    Die PolitikSchwätzer sollen gefälligst für einen Monat in Flörsheim wohnen und dann wollen wir sie mal erleben. In fetten Bundesjumbos anrollen das geht, aber dann irgendwo geschützt in Villenvororten leben ... Dahin sollte man die Flieger umleiten, denn auch diese Schwätzer WISSEN NICHT WAS SIE TUN.

    Ich fliege niemals ab Frankfurt, weil schon die Startbahn West ein Fehler war. Das Ding zum Riesenunternehmen zu machen, rechtfertigt noch lange nicht diese elende Ermordung von Gehörgängen der Flörsheimer !!!

     

    BOYKOTTIERT DEN FRANKFURTER FLUGHAFEN UND BUCHT VON WOANDERS !!!

  • A
    Adrian

    Kommentare wie die von Jörg Beyer sind doch immer hilfreich. St. Florian lässt grüßen.

    Tatsache ist, dass der Fluglärm enorm zugenommen hat. Es war vielleicht ein Fehler, wie sich viele in den Mediationsverfahren haben einlullen lassen. Der Protest kommt eventuell zu spät. Die Startbahn steht, weitere Teile des Frankfurter Stadtwaldes sind gerodet. Der Protest hätte früher schärfer sein müssen.

    Es bleibt zu hoffen, dass die jetzigen Demos die Situation etwas verbessern, großartig ändern wird sich vermutlich nicht. Das Geld ist ausgegeben, das St.-Florians-Prinzip wird wieder Anwendung finden.

    Aber dennoch ist es "faszinierend", von der S-Bahn aus auf die Teller der Fluggäste schauen zu können. Den Menschen in Flörsheim wird es nicht besser gehen.

  • F
    Flugfreier

    Was für arme Menschen.

    Unproduktive Arbeit verrichten (die Fliegerei produziert nichts weiter als Verkehr), buckeln für den Lohn, und dann auch noch nach Feierabend drangsaliert werden.

  • JB
    Jörg Beyer

    Ich kann den Lärmterror der neue Landebahn Nordwest nur als ausgleichende Gerechtigkeit für den Flörsheimer Waldverkauf verstehen, der die Fertigstellung der Startbahn letztlich ein Jahr früher möglich gemacht hat.

     

    Der eben formulierte Westwind-Wunsch beweist auch heute noch deutlich die mangelnde Solidarität der Flörsheimer mit den Lärmopfern in anderen Flughafen-Anrainergemeinden. Vor der neuen Landebahn war es den Flörsheimern wurst, wie die Menschen in Rüsselsheim, Raunheim, Offenbach und Neu-Isenburg unter dem Fluglärm zu leiden gehabt haben.

     

    Nun aber, wo die eigene Hütte betroffen ist, ist der Protest der Flörsheimer grenzenlos.

    Die sollen sich besser mal nicht so haben.

  • KP
    Karl Pfaff

    Und irgendwann einmal kommt der Dr. Geißler und schlichtet euch weg und dann noch ein Volksabstimmung hinterher, die ihr verlieren werdet und dann werden alle den Kopfschütteln und sagen, na schaut doch was ihr erreicht habt, warum seid ihr nicht zufrieden. Jetzt hört doch auf zu demonstrieren. Und die Flugzeuge werden weiter über eure Kopf donnern und in Stuttgart wird weiterhin die Stadt zerstört - aber wir sind ja alle gute Demokraten.

  • I
    Ilausebbub

    Das kennen wir:

    Billig Bauland an der Autobahn kaufen und dann gegen den Lärm WUT-Bürger werden.

    Idioten kann man nicht helfen.