: Proteste bisher zwecklos
■ Volleyball: I.VC Hamburg muß nun doch im Europacup ins Krisengebiet nach Kroatien
1.VC Hamburg muß nun doch im Europacup ins Krisengebiet nach Kroatien
Der Volleyball-Europapokal wird beim 1. VC Hamburg zum Reizthema. Das Achtelfinal-Los gegen den kroatischen Klub Zeljeznicar Osijek spitzt sich zu einem Konflikt des deutschen Pokalsiegers mit dem Europäischen Verband (CEV) zu. „Wir wollen nicht in ein Krisengebiet fahren, um dort Volleyball zu spielen“, sagt VCH-Spieler Jörg Ahmann (26). „In Osijek herrschen ganz normale Bedingungen. Ich sehe keinen Grund, den Kroaten das Heimrecht zu entziehen“, antwortet Peter Lange von der CEV-Europacup-Kommission.
Streitpunkt ist die Sicherheit der deutschen Sportler bei ihrer Reise zum Rückspiel in Osijek am 12./13. Dezember. „Niemand kann garantieren, daß wir dort sicher sind“, so Ahmann. Zwar ist es in der Stadt seit mehreren Monaten zu keinen kriegerischen Handlungen mehr gekommen. Die von UNO- Truppen kontrollierte Grenze zu den von Serben besetzten Gebieten verläuft jedoch nahe des Stadtrandes. Der VCH versuchte deshalb, den Kroaten das Heimrecht abzukaufen — vergebens. Ahmann: „Wir haben 1990 in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Rumänien gespielt. So etwas machen wir nicht noch einmal.“
Einzige Hoffnung des Hamburger Bundesligisten ist jetzt der Deutsche Volleyball-Verband (DVV). „Wir haben eine Sicherheitsbeurteilung beim Auswärtigen Amt und bei der Deutchen Botschaft in Zagreb angefordert“, bestätigt DVV- Generalsekretär Lutz Endlich. „Wenn die negativ ausfällt, werden wir beim CEV für eine Absetzung des Spiels einwirken.“ Indes: Der der europäische Dachverband hat sich vor Saisonbeginn dafür entschieden, den Sportkontakt zu Kroatien aufrecht zu erhalten.
Falls der VCH nicht in Osijek antreten würde, droht eine dreijährige internationale Sperre. Dazu bedeutet das Erreichen des Europapokal-Viertelfinales, das in zwei Vierer-Gruppen ausgespielt wird, drei garantierte Heimspiele gegen europäische Spitzen-Teams. Für die finanziell angeschlagenen Hanseaten (Saisonetat etwa 400000 Mark) überlebensnotwendig. Der 1. VC Hamburg steckt in der Zwickmühle. Jörg Ahmann: „Je näher das Spiel rückt, desto mehr belastet uns die Situation.“
kader/dpa
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