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Protestaktion von TierschützernHitziger Walkampf in der Antarktis

Engagierte Tierschutzaktivisten werden von japanischen Walfängern festgehalten. Sie wollten eine Petition auf dem Schiff übergeben. Australien interveniert.

Wasserschlacht in den Gewässern der Antarktis. Bild: ap

CANBERRA taz In den eiskalten Gewässern der Antarktis hat sich eine Protestaktion von Tierschützern zu einem diplomatischen Konflikt entwickelt. Der australische Außenminister Stephen Smith forderte Tokio am Mittwoch auf, umgehend die Freilassung von zwei Antiwalfang-Aktivisten in die Wege zu leiten. Der Australier Benjamin Potts und der Brite Giles Lane von der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd hatten am Dienstag das japanische Walfangschiff "Yushin Maru Nr. 2" betreten, um nach eigenem Bekunden dessen Besatzung eine Petition gegen Walfang zu übergeben.

Im Internet hatte die Organisation angekündigt, die Walfänger "zu verfolgen und ihre Ausrüstung mit allen Mitteln unbrauchbar zu machen, jedoch unter Ausschluss körperlicher Gewalt gegen die Besatzung". Der Sprecher des Japanischen Instituts für Walforschung, das den umstrittenen Walfang organisiert hat, spricht von einem "Akt der Piraterie". Aus diesem Grund habe die Besatzung die beiden Männer festgenommen.

Das Sea-Shepherd-Schiff "Steve Irwin" verfolgt das japanische Walfangboot seit Dezember mit dem Ziel, die Jagd auf die Meeressäuger zu verhindern. Laut Kapitän Paul Watson ist es bisher immer gelungen, die Japaner daran zu hindern, Wale zu harpunieren. In einem Radiointerview sagte Watson, "Piraten" seien die Japaner selbst.

Da die "Steve Irwin" unter niederländischer Flagge fährt, bat Smith auch Amsterdam, dem Drama auf hoher See ein rasches Ende zu bereiten. Zuoberst stehe die Sicherheit der beiden Festgehaltenen, so der Außenminister.

Die japanische Walfangflotte ist seit November im Gebiet der Antarktis. Sie will vorwiegend Südliche Zwergwale jagen, trotz der Schutzmaßnahmen der Internationalen Walfangkommission (IWC). Japan stützt sich auf eine Ausnahmeregelung, wonach das Töten der Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt ist. Nach Protesten Australiens hat Japan den ebenfalls geplanten Abschuss von 50 Buckelwalen vorerst gestoppt. Umweltschützer kritisieren, wissenschaftliche Gründe seien für Japan nur ein Vorwand, um Wale zu jagen, deren Fleisch später in Japan in Restaurants und Supermärkten verkauft wird.

Der Zwischenfall hat das Potenzial, sich zu einer ernsthaften diplomatischen Krise zwischen Canberra und Tokio zu entwickeln. Japan ist einer der wichtigsten Handelspartner Australiens. Die im November gewählte Labor-Regierung unter Premierminister Kevin Rudd hat mehrfach klargemacht, dass sie aus tierschützerischen Gründen gegen Walfang ist.

Ein aktuelles Urteil könnte die Situation noch verschärfen. Ein australischer Bundesrichter war einem Antrag der Humane Society International gefolgt; diese hatte geklagt, die Betreiberfirma des Walfangschiffes verletze das Verbot des "Tötens, Verletzens, Entnehmens oder Störens von jeglichen Zwerg-, Finn- und Buckelwalen im australischen Walschutzgebiet". Diese Zone wird allerdings von Japan nicht anerkannt. Sie erstreckt sich 200 Meilen um ein Gebiet in der Antarktis und im Pazifischen Ozean, das von Australien beansprucht wird.

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