Protest: Papstgegner freuen sich auf Beteiligung aus Bundestag
Das Aktionsbündnis "Der Papst kommt" erwartet am Donnerstag 20.000 Teilnehmer. Geplant ist unter anderem eine Demonstration.
Bundeskanzlerin Angela Merkel lebt in zweiter Ehe. Berlins Bürgermeister ist schwul. Und Bundespräsident Christian Wulff ließ sich als Katholik bereits einmal scheiden. "Geht es nach dem Papst, leben all diese Politiker in Sünde", sagte Irmingard Schewe-Gerigk, Sprecherin von Terre de Femmes, am Montag bei einer Pressekonferenz des Aktionsbündnisses "Der Papst kommt". Daraus lasse sich schließen, "wie weltfremd die Ansichten des Papstes sind"
Terre de Femmes ist eine von 67 Organisationen, die sich im Aktionsbündnis engagieren und am Donnerstag unter dem Motto "Keine Macht den Dogmen" gegen den Besuch des Papstes auf die Straße gehen wollen. Zu der Frauenrechtsorganisation gesellen sich unter anderen die Aidshilfe, pro familia, der Christopher Street Day und der Lesben- und Schwulenverband Deutschland. "Wir kritisieren die sexualfeindliche Haltung der katholischen Kirche", sagte Birgit de Wall von pro familia Berlin. Es sei unverantwortlich, dass Homosexuelle wegen ihrer Sexualität diskriminiert und Frauen wie Verbrecherinnen behandelt würden, wenn sie sich für eine Abtreibung entschieden.
Die Veranstalter rechnen mit 15.000 bis 20.000 TeilnehmerInnen, die sich am Donnerstag um 16 Uhr auf dem Potsdamer Platz versammeln. Eineinhalb Stunden sprechen Papstgegner über Themen wie Verhütung, Homosexualität sowie Trennung von Staat und Kirche, ehe ein Marsch zum Bebelplatz beginnt, wo der schwule Theologe David Berger gegen 19 Uhr ein Resümee der Rede zieht, die der Papst am Donnerstagnachmittag im Bundestag halten wird.
"Wir protestieren nicht gegen die Gläubigen, sondern gegen die Politik des Papstes", betonte Thomas Hummitzsch vom Humanistischen Verband Deutschland. Es sei das erste Mal, dass ein Papst eine Rede vor dem Bundestag halte. "Die Nähe zwischen Staat und Kirche ist ungesund."
Das finden auch einige Bundestagsabgeordnete. "Wir haben Rückmeldungen von mehreren linken PolitikerInnen, die sich die Rede nicht anhören, sondern an unserer Demonstration teilnehmen werden", sagte Robert Kastl, Organisator der Veranstaltung und Geschäftsführer des Christopher Street Day. 20 weitere Abgeordnete wollten nach der Rede zur Demonstration hinzustoßen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Schwanitz und die Grünen Monika Lazar und Volker Beck hätten ihre Teilnahme bereits zugesagt. "Wir wünschen uns, dass sich noch mehr melden", sagte Kastl. Und was wünscht er sich vom Papst? "Dass er nicht nur Nächstenliebe predigt", sagte Kastl. "Der Papst soll richtig lieben."
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens