Protest nur außer Hörweite erlaubt: Freie Bahn für Nazi-Demo
Gericht räumt Rechtsextremen die Demo-Route durch Lichtenberg frei. Viele Aufrufe zu Gegenprotesten
Proteste gegen den Nazi-Aufmarsch in Lichtenberg müssen am heutigen Samstag außer Sicht- und Hörweite stattfinden. Eine Klage gegen diese Auflage der Polizei hat das Verwaltungsgericht abgewiesen. Zur Begründung heißt es unter anderem, dass der rechten Versammlung Vorrang zukomme, weil diese zuerst angemeldet worden sei. Eine Gegendemonstration von der Lichtenberger Brücke aus dürfe erst um 15 Uhr beginnen, eine weitere Kundgebung müsse auf die Südseite des S-Bahnhofs Karlshorst ausweichen.
Freie Kameradschaften und junge NPD-Anhänger wollen zum wiederholten Mal für ein sogenanntes Nationales Jugendzentrum demonstrieren. Die Polizei rechnet mit 500 Teilnehmern. "Man kann davon ausgehen, dass wir mit rund 1.000 Beamten vor Ort sein werden", sagte eine Polizeisprecherin. Nach Angaben von Antifa und Mobiler Beratung gegen Rechtsextremismus wollen die Nazis ab 11 Uhr vom Bahnhof Karlshorst aus über Treskowallee, Sewan- und Weitlingstraße zum Bahnhof Lichtenberg und weiter über die Alfred-Kowalke-Straße und die Rhinstraße zum S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost laufen.
Bereits um 9 Uhr kann man sich zum Protest am Kulturhaus Karlshorst in der Treskowallee 122 einfinden. Unter dem Motto "Ein Kessel Buntes gegen braune Brühe" lädt Kulturstadträtin Katrin Framke dort KünstlerInnen ein, sich zu beteiligen. Im Weitlingkiez zeigt das Interkulturelle Bildungszentrum und Bürgercafé (Münsterlandstraße 33) von 10 bis 18 Uhr Filme gegen Rassismus. Anlaufstellen für Gegendemonstranten bieten auch der Jugendclub Die Linse (An der Parkaue 25) und die Initiative für ein Unabhängiges Jugendzentrum in Karlshorst" (Hönower Straße 30). SEBASTIAN PUSCHNER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen