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Protest im Iran neu entflammtTränengas gegen Hochschüler

Am Tag des Studenten finden in Irans Hauptstadt Teheran schwere Unruhen statt. Die Behörden verbieten jegliche Berichterstattung über den wiederaufgenommenen Protest.

Eine demonstrierende Studentin auf dem Teheraner Campus. Das grüne Kopftuch ist zum Symbol der Opposition gegen Ahmadinedschad geworden. Bild: ap

TEHERAN afp | In Teheran ist es am Montag zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und oppositionellen Demonstranten gekommen. Wie ein Augenzeuge berichtete, setzten die Ordnungskräfte nahe der Universität in Irans Hauptstadt Tränengas ein, um eine Gruppe von Demonstranten auseinander zu treiben, die Sprechchöre gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad gerufen hatten.

Die Opposition hatte angekündigt, am Montag ihre Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Ahmadinedschad wieder aufzunehmen. Daraufhin waren bereits am Morgen hunderte Polizisten in Teheran aufmarschiert, um neue Proteste zu verhindern.

Die Sicherheitskräfte postierten sich laut Augenzeugen rund um die Universität und auf den angrenzenden Straßen. Sie errichteten demnach auch Straßensperren, um den Zugang zum Campus zu kontrollieren. Die Behörden hatten bereits am Wochenende ein hartes Vorgehen gegen die Demonstranten angekündigt. "Illegale" Versammlungen rund um die Universitäten wurden untersagt. Ausländischen Journalisten wurde verboten, über mögliche Demonstrationen zu berichten.

Nach Angaben oppositioneller Internetseiten sollten anlässlich des nationalen Tages des Studenten, der an drei 1953 bei einer Demonstration getötete Studenten erinnert, rund um die Universitäten des Landes Demonstrationen stattfinden.

Die Proteste nach der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni hatten den Iran in die schwerste innenpolitische Krise seit Gründung der Islamischen Republik vor 30 Jahren gestürzt. Dutzende Menschen wurden bei den Unruhen getötet, mehr als 4.000 Regierungskritiker festgenommen.

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16 Kommentare

 / 
  • DA
    Dust and Trash

    @publicola

    danke für Ihre Zustimmung

  • P
    Publicola

    ENTSCHIEDENER EINWAND GEGEN EINEN IRRIGEN WORTGEBRAUCH

     

    I) " Wenn [?] jemand an [das] eigene Volk denkt und versucht auf eigene[n] Beine[n] zu stehen, ist [der] für euch Westler ein Faschist, ein Diktator."

     

    In der Regel versucht jeder Staat selbstverständlich aus seinen nationalstaatlichen Interessen heraus eine Bewertung der Regierungen anderer Staaten, des Wahlverhaltens der Bevölkerung, der Art und Weise der Etablierung einer Regierung. Interessierte aller Art versuchen zu begreifen, wie bestimmte Ereignisse, Vorgänge, Trends, Institutionen einzuordnen sind. Wer wollte das mit welchen Absichten kritisieren ?

     

    In der Regel dienen Vorwürfe der herrschender Kreise unter dem Etikett „vom Ausland gesteuert“ lediglich der Unterdrückung von massenhaft geäußerter Kritik im jeweiligen eigenen Staat und dem Machterhalt dieser Kreise auch durch irreale Schürung von Angst vor und irrealem Hass auf unheimlich-satanische ausländische Kräfte. In den 60er und 70er Jahren wurde JEDE Demonstration in Deutschland als von Moskau gesteuert diffamiert. Die Stalinmorde wurden bekanntlich oft begründet mit der angeblichen Wahrnehmung extrem-feindlicher ausländischer Interessen.

     

    II) "Faschisten-Clique"

     

    Diese Begriffe sind im wesentlichen definiert wie z.B. Faschismus: Einheitspartei mit eigener Miliz, Symbiose von Partei und Staat, im Korporativismus-Verbänden vereinte Arbeitgeber u. Arbeitnehmer, Rechtswesen und Wissenschaften werden funktionalisiert, aggressiv-militarisierte Außenpolitik mit dem Ziel der Expansion.

     

    III) "Teheran-Adolf", "Gestapo",

     

    Diese Begriff angewandt auf den Iran oder selbst auf das faschistische Mussolini-Italien sind eine grandiose Verharmlosung des Nationalsozialismus, dessen wesentlichen Züge ebenfalls bekannt sind: z.B: Rassenideologie u. Rassenstaat, fabrikmäßige Ermordung der europäischen Juden, Vorherrschaft der Partei über den Staat mit der völligen Auflösung des bisherigen Normen- und Institutionengefüges, massenhafte physische Vernichtung aller politischer Gegner und Dissidenten, brutalst-rücksichtslose Expansion.

     

    IV) "Klerikal-Faschisten"

     

    Dieser Begriff wird benutzt für die Bewegung der protestantischen Deutschen Christen im Nationalsozialismus, deren (z.T. erreichtes) Ziel die Einheit von evangelischem Christentum mit der antisemitischen Nazi-Ideologie war. Auch wird damit die fortgesetzten Bereitschaft hochrangiger lutherischer Kirchenführer zur Kooperation mit dem NS-Regime bezeichnet. Da diese die staatliche Judenpolitik prinzipiell bejahten, widersprachen sie weder der allmählichen Entrechtung und Enteignung des Judentums insgesamt noch der Ausgrenzung von getauften Juden aus der Kirche.

     

     

    V) Keinerlei Einwände hinsichtlich des informativen Blog – ganz im Gegenteil :

    http://dustandtrash.blogspot.com/

  • DN
    Dust nad Trash

    @roja: Sie waren aber nicht in taz zu lesen. Nicht alle können hier persisch.

  • F
    Flo

    @Murat+Name:

     

    Jaja böser Westen...nur das man das mit den Menschenrechten an einfachen Beispielen festmachen kann:

     

    - Tötung von Homosexuellen

    - Todesstrafe allgemein und speziell auch für Minderjährige

    - keine Religionsfreiheit

    - keine Meinungsfreiheit

    - keine Frauenrechte

    - Keine Demonstrationsrecht

    - keine Trennung zwischen Staat und Kirche und daraus resultierend eine Aufklärung wie im Mittelalter

     

    Da kann euer Iran von den ach so bösen Zionisten noch einiges lernen.

  • N
    Name

    @Stefan

     

    Das ist auch gut so, dass diese Nachricht emotionslos und neutral gehalten wurde. Dafür gibt es ja den Kommentar

  • N
    Name

    @Murat

     

    Da steckt viel wahres drin. Wer dem Westen treu ergeben ist, der darf auch Menschenrechte verletzen, die dem Westen ja so wichtig sind und Demokratie und Freiheit einschränken, das ist dem Westen dann egal.

     

    Dennoch gilt dein Beispiel heute mehr für Venezuela als für Iran. (ab hier auch @Mark) Die Revolution selbst war keine rein religiöse Revolution. Es war auch eine soziale und sozialistische Revolution. Am Ende hat sich lediglich die klerikale Gruppierung durchgesetzt. Was letztlich dazu führte, dass in der Verfassung auch demokratische Elemente verankert wurden (@roja).

     

    Das iranische Volk wurde vom Schah unterdrückt und wird auch von den heutigen Machthabern unterdrückt. Letztlich wird ein Volk immer mehr oder weniger von seinen Machthabern unterdrückt. Und zu Not unterdrückt es sich selbst.

  • R
    roja

    @ Dust and Trash

    das alles habe in den iranischen offiziellen Zeitungen gelesen. Du brauchst nicht in BBC,CNN, Radiofarda usw. zu lesen.

  • M
    mark

    @stefan

     

    man wollte den verhassten Schah loswerden? Wer wollte ihn loswerden, die Perser, die im Wohlstand lebten, die Perser, deren Land gerade anfing modernisiert zu werden , die Perser, deren Frauen Rechte hatten, arbeiten gingen oder meints du den Westen mit den Deutschen, Franzosen, Engländer und dem amerikanischem Präsident Carter ,der dem immer mehr machtvollem Schah, zu gefährlich wurde und man ihn deswegen loswerden wollte, da sie weniger Geld für persiches Öl zahlen wollten? Viele verstehen gar nicht , was für einen Fehler die Menschen damals gemacht haben.Jetzt nach 30 jahren will man auf einmal das alles wieder gut wird ? Obwohl man damals nur wegen ihren eigenen Profite einen richitgen Schah, der das beste für die Meschen im Iran wollten, stürtzte.

     

    Diese Studente prostestieren zu 100-tausende und man untersützt sie nicht?

    Warum ? , nur weil man dann mehr für Öl zahlen muss?

    nur weil man dann weniger Profite hat?

     

    müssen deswegen

    1000ende Menschen sterben und in einer Diktatur leben, obwohl man doch so demokratisch ist und nur die Freiheit anstrebt?

     

    obwohl man, wenn man wollte , das Regime in nur 2 wochen stürzen könnte, aber man macht es nicht und lässt nur krokodilstränen fliesen.

  • M
    murat

    Na klar!!! wer die Ressourcen seines Landes euch Westlern auf dem Tabletten serviert, ist er ein Demokrat, ein Menschenrechtler. Wehe jemand an eigenes Volk denkt und versucht auf eigene Beine zu stehen, ist für euch Westler ein Faschist ein Diktatur.

    Eure Werte kann man daran messen, daß für euch die Zios die Demokraten sind und Ahmadinedschad ein Faschist.

  • DA
    Dust and Trash

    Berichten zu Folge gibt es eine massive Anzahl von Verhafteten. In manchen Orten aber wurden viele Studenten und Schüler befreit. Am Ende des Tages hörte man auch Luftschüsse. Diese Meldungen könnten auch in der TAZ stehen. Falls ihr Quellen braucht: NYtimes, radiliberty, radiofarda (english), mowjcamp, voa, bbc ...

     

    An die Leser: Falls ihr Videos oder Berichte zum Iran lesen/sehen wollt könnt ihr auch meinen Blog anschauen:

     

    http://dustandtrash.blogspot.com

  • E
    end.the.occupation

    >> .... religionsfaschistischen Machthaber ...

     

    Hinweise:

     

    a)

    Es gibt keine 'mohammedanisch beherrschten' Staaten, u.a. weil Mohammad seit über 1000 Jahren nicht mehr unter uns weilt.

     

    b)

    Der einzige Staat in der gesamten muslimischen Welt, der tatsächlich von Klerikern beherrscht wird ist allerdings tatsächlich der Iran. Allerdings sind das schiitische Kleriker.

    Das es keinen sunnitischen Klerus gibt, der irgendwo die Macht in einem Staate innehat - das sei hier nur am Rande erwähnt.

     

    c)

    Der Faschismus ist ein spezifisch europäisches Gewächs - und hat mit dem Islam rein gar nichts zu tun. Merke - auch wenn man etwas zusammenschreiben kann, so heisst das nicht, dass es deswegen auch zusammen gehört.

     

    d)

    Von Marokko bis nach Pakistan - mehrheitlich muslimische Staaten - sind ordentlich, demokratisch legitimierte Herrscher die Ausnahme. Nur mit dem Islam hat das rein gar nichts zu tun - sondern mit der Historie.

     

    e) Spätestens nach der Inthronisation des Wahlfälschers und Gewinners Karzai durch die USA sollte es eigentlich unmöglich sein, dass Märchen vom westlichen Demokratiewillen wieder aufzusagen.

     

    f) Wenn man auch noch in Betracht bezieht, dass auch alle muslimischen Mittelmeer-Anrainerstaaten - mit der Ausnahme der Türkei - keine Demokratien sind - obwohl sie alle an die EU angrenzen und mit der EU in vielerlei Hinsicht verbunden sind - dann könnte man vielleicht auch von ganz allein zum Schluss kommen, dass auch die EU in ihrem Einflussgebiet wenig Interesse an der Ausbreitung der Demokratie hat.

     

    h) Letztlich würde Demokratie ja auch bedeuten, dass die Menschen selber über sich und ihre Führung entscheiden könnten. Genau das ist allerdings nicht gewollt, nicht im Iran, nicht in Afghanistan und genau genommen auch nicht in der BRD. Denn hierzulande zählt bekanntlich allein der Standort - das Profitinteresse - wobei die geduldeten Bewohner pflichtschuldigst zu produzieren und zu konsumieren haben.

     

    i)

    All das hat eben rein gar nichts mit dem Islam zu tun. Allein - solche Feindbilder sind ideal, um die Menschen zu täuschen und zu manipulieren.

    Vermutlich glauben Sie auch wirklich an den vorgekauten Gedankenbrei, den Sie hier wiederkäuen.

     

    j)

    Nachdenken und sich weiterbilden muss man tatsächlich selber. Und wenn das nicht so richtig klappt, dann ist auch daran nicht der Islam schuldig.

  • S
    Stefan

    PS @ Flo,

    natürlich unterstützt die deutsche Wirtschaft diese Faschisten-Clique, ein berechtigter Hinweis, aber unser Hauptaugenmerk sollte doch der Solidarität mit dem iranischen Volk gelten. Dies können wir auch dadurch tun, dass wir schonungslos die Realitäten in dieser Diktatur beschreiben, statt Entschuldigungen für den Teheran-Adolf oder Übersetzungsfehler zu suchen.

  • SD
    Stefan (..., der "ominöse")

    Der Bericht liest sich wie eine emomotionslose Agenturmeldung. Sind euch die Menschen im Iran so egal? Wie wäre es, Dinge beim Namen zu nennen:

    "klerikal-faschistisches Regime" statt "Regierung",

    "Ordnungskräfte" - waren Gestapo, Stasi etc. auch, Präsident Mahmud Ahmadinedschad - als gäbe es keine andere Bezeichnung - z.B. Despot, Diktator..., "Sicherheitskräfte" - siehe oben, "Islamische Republik" - hört sich fast wie eine Entschuldigung an, hat dann aber alles nichts mit der Religion an sich zu tun, oder?

    Wie gesagt, der Artikel hört sich etwas gleichgültig an. Warum wir hier nicht Klartext geredet? Die deutsche Linke hat zwar damals den Fehler gemacht, diese Klerikal-Faschisten zu unterstützen, weil man den verhassten Schah loswerden wollte, aber solche Fehler sollte man korrigieren. In diesem Ausmaß wollte das auch keiner für möglich halten. (Auch ich dachte seinerzeit, dass jetzt alles besser würde.) Stehen diese Klerikal-Faschisten unter besonderem Artenschutz, dass sie so geschont werden? Jeder unliebsame CSU-Landrat muss sich in dieser Zeitung härtere Bezeichnungen gefallen lassen.

  • R
    roja

    @Helen

    in deiner Stelle wäre ich sehr Vorsichtig mit politischen Begriffen. Denn die Machthaber im Iran sind alles andere als Faschisten. Das Regime im Iran wird von einer Religiösen Ideologie gesteuert, die daran glaubt demokratisch zu sein halt eben Demokratie im Rahmen der Religion. Während die Faschisten überhaupt nicht an Demokratie glauben, nicht mal darüber reden. Auch wenn was zählt schon wenn die Stimme des Gottes über Stimme des Volks zählt, immerhin die Machthaber im Iran glauben eine Art Demokratie zu praktizieren. Das Regime im Iran ist eher Streng nicht mal Diktatorisch. Denn gegen ständigen Drohen des Westens und Destabilisierungsversuche des Westens muss es eben versuchen 70 Mio. zusammen zuhalten sonst bricht das Land auseinander und will keine System und Regime in der Welt diese Situation für sich.

    ZU Schweizer Mineraten-"Volksentscheid" bin ich wiederum Vorsichtig, denn was zählt eine Volksentscheid wie "die Unterschriften Aktion von Roland Koch in Hessen, bei dem 5 Mio. Deutschen gegen Ausländer Unterschrift" leisteten. Das war auch eine Volksentscheid. Aber eben von Politik gesteuert und missbraucht.

  • F
    Flo

    Kontrolle pur - sponsored by German business.

  • H
    Helen

    Diese immer neuen Proteste im Iran und das brutale Vorgehen der Machthaber zeigen zweierlei:

     

    Auch im Iran wollen viele Menschen selber bestimmen, wieweit der Einfluss einer Ideologie gehen darf. Das Vorbild der Schweizerinnen und Schweizer hat vielleicht den religionsfaschistisch Unterdrückten im Iran und in aller Welt zusätzlichen Mut gemacht, die echte Stimme des Volkes zu Gehör zu bringen.

     

    Die religionsfaschistischen Machthaber haben ihre Hasspropagandamaschinerie gegen die Schweiz ebenso schnell wieder ein- wie ausgefahren, weil das Vorbild einer starken Demokratie wie in der Schweiz vor allem für obrigkeitliche Machthaber eine Bedrohung ist. Das ist schon ein erster Sieg der Demokratie, gerade auch in den bislang mohammedanisch beherschten Staaten.