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Protest gegen Vattenfall in HamburgAktivisten wollen Radler bremsen

Klimaschützer wollen das diesjährige "Cyclassics"-Radrennen des Atom- und Kohlekonzerns Vattenfall in Hamburg stören. Der soll nicht vom Öko-Image des Radsports profitieren.

Gibt schöne Bilder fürs grüne Image: Teilnehmer der Vattenfall-"Cyclassics" 2009 auf der Köhlbrandbrücke. Bild: dpa

HAMBURG taz | Klimaschützer wollen dem Energiekonzern Vattenfall in die PR-Suppe spucken. Ein Aktionsbündnis Stop Greenwashing hat für das Radrennen Vattenfall Cyclassics am Sonntag zu Protesten aufgerufen. Der Konzern, der Atom- und Kohlekraftwerke betreibt, soll nicht vom ökologischen Image des Radsports profitieren.

Die ebenfalls beteiligte Kampagne Gegenstrom 10 hat angekündigt, dass sie das Profirennen unterbrechen und die Fahrer zu Denkpausen zwingen will. "Sie sollten wissen, dass es in diesem Jahr sehr wahrscheinlich keinen sportlichen Sieger geben wird", schreibt sie in einem Brief an die "sehr geehrten Profi-Radsportler".

Zu den Cyclassics kommen in diesem Jahr 160 Profis und 20.000 Amateure. Das Rennen gehört zu einer Reihe von imagefördernden Vattenfall-Veranstaltungen wie Lesetagen und auch eine Klimaakademie. Gegenstrom wirft dem Konzern vor, er versuche damit von seiner zerstörerischen CO2-Bilanz und seinem "riskanten Geschäft mit der Kernenergie" abzulenken.

Vattenfall betreibt die seit 2007 abgeschalteten Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel. In der Lausitz verstromt der Konzern Braunkohle, wodurch besonders viel CO2 freigesetzt wird. Und in Hamburg baut er das Kohlekraftwerk Moorburg - eines der größten der Republik. Die grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk versuchte das Projekt über das Genehmigungsrecht zu stoppen. Daraufhin verklagte der Konzern die Stadt vor dem Schiedsgericht der Weltbank auf Investitionsschutz. Streitsumme: 1,4 Milliarden Euro.

Gegenstrom hatte vor zwei Jahren kurzzeitig das Kraftwerksgelände von Vattenfall besetzt. "Wir werden die Radler rechtzeitig ausbremsen", verspricht Aktivist Jens Fischer. Die Radrennfahrer sollten durch "physische Präsenz" am Weiterfahren gehindert werden. Die Kampagne wolle niemanden gefährden, keine eskalierenden Konflikte mit Ordnern, der Polizei oder gar den Radsportfans. Im Gegenteil: Im Vorfeld wollen Aktivisten Schweißbänder mit dem Schriftzug "Tschüss Vattenfall" an Profis und Jedermann-FahrerInnen verteilen, "so dass klar wird, dass das keine isolierte Aktion ist", sagt Fischer.

"Wir gehen davon aus, dass wir das Rennen reibungslos über die Bühne bekommen", sagt Reinald Achilles vom Veranstalter Upsolut in einer ersten Stellungnahme. Die Polizei und die eigenen Ordner seien "sensibilisiert für das Thema". Die Agentur muss dafür sorgen, dass die Strecke frei bleibt. Etwa 1.000 Ordnungskräfte hat sie nach eigenen Angaben am Tag des Rennens dafür zur Verfügung. Vattenfall verzichtete auf einen Kommentar.

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14 Kommentare

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  • NS
    nur so gelesen

    was hat denn doping mit ökö zu tun???

  • R
    Radsportler

    Großartig, da kommen ein paar angebliche Gutmenschen aus allen Teilen der Republik wohlmöglich noch mit dem Auto nach Hamburg angereist, um anschließend ein paar Hobby-Radler, die für so ein Event trainiert und sich darauf gefreut haben, mittels wohlmöglich waghalsiger Aktionen zu behindern, wenn nicht sogar zu gefährden (wer mal an so einem Radrennen teilgenommen hat, weiß, was passiert, wenn so ein Fahrerfeld aus hunderten von Fahrern bei 50 Km/h plötzlich zum Halten gebracht wird). Aber wenn die parlamentarische Vertretung der Umweltbewegung in Hamburg mittlerweile lieber Kohlekraftwerke baut, statt sie zu verhindern, dann müssen halt die Hobbysportler ihren Kopf für solche sinnlosen Aktionen und den Frust der grünen Anhängerschaft hinhalten, unfassbar.

  • A
    Atomschnecke

    Hey Andy,

     

    das ist kein Getrolle sondern eine Folge dessen was ich immer wieder bei ach so ökologischen Leuten beobachte:

     

    gegen Kernenergie

    gegen Kohlekraftwerke

    gegen Gentechnik

    gegen dies und das und jenes und selles

    ach ja und für Windräder sind sie, aber bitte so weit weg daß man sie nicht sehen und hören kann.

     

    nur AUTO (brummtutröhrstink) fahren nicht wenige davon und findens auch noch geil.

     

    typischen Antwort...öko ist gut solange man mit dem Auto fahren kann. Doppelmoral.

     

    Ich bin kein Freund von Vattenfall aber ich hoffe daß die besagten Radfahrer jedes Auto eines vermeintlichen Umweltschützers daß sich ihnen in den Weg stellt TÖTEN !

  • M
    Max

    Bei vielen Veranstaltungen braucht man einen Deppen der das alles bezahlt - da nimmt man doch wen man kriegen kann, sei es die Atomlobby oder die Zigarettenindustrie - Hauptsache irgendjemand bezahlt die ganze Sause!

  • T
    teuh

    So was albernes. Wer dem Rad*sport* ein Öko-Image zuschreibt, sollte dringend mal sein Verhältnis zu Realität überprüfen. Mit Werbekaravane und Teamfahrzeugen sind bei einem Radrennen mehr Leute im Kfz unterwegs als auf dem Rad. Und als Werbung für die Nutzung des Fahrrads im Alltag taugen Radrennen wohl kaum.

  • WG
    wen geht das denn was an

    ich finde gerade die sache mit der klage gegen die stadt wegen dem kohlekraftwerk viel schlimmer. vorallem aber die sache mit dem schiedsgericht der weltbank. denn dies hier zeigt auch das banken einen viel zu großen einfluss auf das weltgeschehen haben!

  • M
    Michael

    Würde mich auch mal interessieren wie die so'n friedliches Radrennen blockieren wollen. Ich glaube das die Bevölkerung nicht hinter der Blockade stehen wird.

     

    Hab da übrigens letztes Jahr mit gemacht, klasse Sache. Dieses Jahr bin ich leider nicht dabei da der Urlaub in den Zeitraum fällt.

  • E
    Eisenbahnfahrerin

    Immer wieder ein wahrhaftig unangenehmes *Erlebnis* ist es, wenn Radfahrer/innen in Personenzügen rücksichtslos ihre Fahrräder auf die Stellplätze, wo sich Rollstuhlfahrer/innen-Reisende hinstellen können, also auf die für die Rollstuhlfahrer/innen reservierten Plätze stellen.

    Das Geschrei, (angeblich) von Allen und von Jedem ungerecht behandelt zu werden, wenn die Fahrräder woanders im Reisezug hingestellt werden sollen, ist beinahe jedes Mal immens.

    Nicht umsonst gibt es umgangssprachlich die Bezeichnung "Er (sie) ist ein/e Radfahrer" für die Beschreibung vom Verhalten äußerst rücksichtsloser Zeitgenoss/innen.

    Und man soll bloß nicht von dem Gedanken eingenommen sein, dass, wer Rad fährt, gleichzeitig linker, politischer oder überhaupt politischer Einstellung wäte. DAS halte ich für einen Trugschluss.

    Eisenbahnfahrerin.

  • T
    taz-Leser

    Diese ganze Debatte ist wiedermal total unnötig da CO2 aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht für die Klimaschwankungen verantwortlich ist.

    Um nur ein paar Dinge zu nennen:

     

    Es bestimmt bei den Pflanzen das Wachstum, desto mehr CO2 umso schneller wächst die Pflanze. In Gewächshäusern wird deshalb oft zusätzliches CO2 hinzugefügt.

     

    Die Löslichkeit von CO2 im Wasser(Meer) hängt von der Temperatur ab, ist das Wasser wärmer kann weniger CO2 gelöst werden. Das bedeutet das beim steigen der Temperatur der Meere auch der CO2 gehalt der Luft ansteigt.

     

    Der Hauptfaktor bei Klimaschwankungen sehe ich wie viele andere auch in der Sonnenaktivität.

     

    Diese Klimaschützer sollten sich lieber gegen den Einsatz von Uranmunition stellen als ein für die Umwelt wichtiges Spurengas(385ppm) für die Zerstörung der Erde verantwortlich zu machen.

  • M
    Markusso

    will man die aktivistinnen ernst nehmen, sollte man meiner meinung nach deren argumente in den blick nehmen und sie nicht aufgrund von kurzschlüssen bzgl extern gelagerter inkonsistenzen diskreditieren.

    und was die pr angeht, kann man sich natürlich über die hintergrundannahme streiten, das bewusstsein mancher menschen ließe sich durch diese art des sponserings in diese oder jene richtung beeinflussen. aber anstelle von polemik, könnte eine solche kritik ggfs zumindest nen gewissen aussagecharakter erreichen.

    naja, ich persönlich sage mal aufgrund der fehlenden mitdiskutantinnen meine vorläufige meinung: das sponsering dient der pr, es ist ein versuch, ein image aufzubessern, ein catchphrase wie "greenwashing" könnte das phänomen vielleicht beschreiben und mit meiner persönlichen überzeugung nach den konzern und seine klima- bzw wirtschaftspolitik betreffend, finde ich das engagement der aktivistinnen auf jeden fall unterstützenswert.

    wer hat jetzt an meinem kommentar wiederum was auszusetzen? auf geht's! ;)

  • A
    Andy

    Hey Atomschnecke ich halte das für unwahrscheinlich. Wäre doch einfach nur dumm. Aber irgendjemand muss ja immer in den Kommentaren rumtrollen.

  • P
    Piefke

    Wer sonst nichts zu tun hat ...

    Einigen Menschen scheint es mehr Freude Genugtuung zu bereiten Veranstaltungen und Verhaltensweisen von anderen Menschen zu stören, als selbst Werte zu Schaffen für die sie sich angeblich einsetzen. Sie beschränken sich einfach darauf, fremde Werte zerstören zu wollen. Ekelhaft. Aber es ist halt immer einfacher GEGEN etwas zu sein, als sich FÜR etwas einzusetzen. Warum organisiert man nicht ein eigenes Radrennen welches das vermittelte grüne Image eher in Anspruch nehmen dürfe, als Vattenfall?

  • A
    Atomschnecke

    Interessant ist jedenfalls zu erfahren wieviele der "Störer" mit einem BENZIN-getriebenen Auto anreisen. Nachtigall, ich hör dir brummen.

  • SI
    Stephan II

    Haha Öko-Image des Radsports. Nu genau.

    Denk ich an Radsport, denk ich an Doping. Das erscheint mir nicht sehr Öko zu sein. Obwohl, vielleicht werde ja nur pflanzliche Aufputschmittel verwendet. *kopfschüttel*