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Protest gegen FinanzwirtschaftOccupy Hauptmann-Platz

Rund ein Dutzend Aktivisten der Occupy-Bewegung campieren vor der HSH-Nordbank in der Innenstadt. Zuspruch erhalten sie von Polizei und Bankern, nicht aber vom Bezirksamt Mitte.

In der Theorie geben ihnen viele recht, wer sich den Protestlern anschließt, muss sich noch zeigen. Bild: dpa

Er hätte schon den ganzen Tag mit Journalisten gesprochen, sagt der Mann mit der Maske und ob man nicht mit einem anderen Besetzer reden könne. Etwa ein Dutzend Leute campieren auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz vor der HSH Nordbank und zumindest die Aufmerksamkeit der Presse ist ihnen sicher.

Nachdem am Sonntag rund 5.000 Menschen in Hamburg im Rahmen des "Occupy Wall Street" - Besetzt Wall-Street - Aktionstags demonstriert hatten, wollen nun einige so lange vor der Bank ausharren, bis sich tatsächlich etwas verändert. Das kann lange dauern, so sagen die Besetzer selber. Erschwerend kommt hinzu, dass sie bewusst jeweils nur für sich und nicht für die ganze Gruppe sprechen. Nicht umsonst tragen einige von ihnen Masken, die sie im Lauf des Gesprächs dann aber abnehmen.

Oft ist es das Papp-Gesicht von Guy Fawkes, dem Verschwörer, der versuchte, das englische Parlament in die Luft zu sprengen, und dessen Konterfei viele der US-Demonstranten trugen. Dabei betont Juan vor der HSH-Nordbank, dass die Wurzeln des Protests nicht in den USA, sondern in Ägypten, Tunesien und Spanien lägen. "In Madrid haben zuerst nur 50 Menschen protestiert", sagt er. "Und jetzt am Wochenende waren es 500.000."

Die Occupy-Bewegung

Der Name lehnt sich an eine Protestaktion in New York an, bei der am 17. 9. 2011 der Zuccotti Park besetzt wurde. Ihr folgten ähnliche Aktionen in zahlreichen anderen Städten. Zuvor gab es bereits Proteste in Madrid.

Vorbild waren die Proteste des Arabischen Frühlings.

Die Kritik der DemonstrantInnen in den USA und Europa richtet sich nicht nur gegen das Bankensystem, sondern gegen soziale Ungleichheit.

Dabei geht es aber nicht nur darum, die Gier des Finanzmarkts anzuprangern. "Es geht um die Entwicklungsländer als Hauptleidtragende der Finanzkrise", sagt Barbara, die in ihrer Mittagspause und nach Arbeitsschluss zu den Protesten dazustößt. Und, grundsätzlicher noch: Juan und sie fühlen sich durch die parlamentarische Demokratie nicht mehr vertreten, nicht durch die Grünen, die Kriegseinsätzen zustimmen, nicht durch Abgeordnete, die von der Basis nicht mehr zurückgepfiffen werden können. Was stattdessen kommen soll? Die Antworten fallen verschieden aus. "Gegen Kapitalismus zu sein, heißt nicht, dass wir für einen andern Ismus sind", sagt Barbara. "Wir sind für etwas ganz Neues."

Überrascht sind die Camper von den nahezu einhellig positiven Reaktionen. Das eine ist das Angebot des benachbarten Cafés, sie mit Strom zu versorgen, und sind die Leute, die ihnen Kaffee vorbeibringen. Aber dass die Polizei, die abends bei ihnen vorbeiguckt, gutes Gelingen wünscht, hat sie doch überrascht. Und noch mehr, dass sie das Gleiche von Mitarbeitern der HSH-Nordbank gesagt bekamen.

Juan hofft, dass sie in einer Woche schon zu Hundert auf dem Platz zelten werden. Man habe ihnen erlaubt, bis zu Beginn des Weihnachtsmarkts Mitte November auf dem Hauptmann-Platz zu bleiben. Das Bezirksamt Mitte scheint die Hoffnung auf Hundert campierende Protestler jedoch nicht zu teilen. Man sei ins Spiel gekommen, nachdem die Polizei eine Demonstration bis Mitte November genehmigt, wegen der Sondernutzung jedoch das Amt angesprochen habe, sagt Bezirksamtssprecher Lars Schmidt-von Koss. Diese Sondernutzung, nämlich das Nutzen von Iglu-Zelten, hat das Bezirksamt nicht genehmigt. Erlaubt sind nur zwei Pavillonzelte, die als Infostand benutzt werden. Grund für das Verbot sei, dass der freie Durchgang im öffentlichen Raum möglich sein müsse, sagt Schmidt-von Koss. Das habe man schließlich auch bei früheren Anfragen immer so gehalten - auf Beispiele kann er sich jedoch nicht besinnen.

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3 Kommentare

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  • M
    mittenzwischendrin

    Es wollen "nun einige so lange vor der Bank ausharren, bis sich tatsächlich etwas verändert." ??

     

    Ich lese von keinen fassbaren politischen Forderungen und von keinen Adressat_innen der Proteste.

     

    Ich wünsche mir da Klarheit und Ziele und Adressat_innen, sonst weiß ich das weder einzuordnen noch zu unterstützen. Ohne Inhalte, nur gefühlig - oder wie es auf dem einzigen Transparent stand: "Liebe statt Gier" - ist mir bei aller deutschen Vergangenheit und benennbarer und greifbarer Ausgrenzung in dieser Stadt und diesem Land suspekt.

  • WR
    Weiße Rose

    Machen wir uns nichts vor:

    Solange nur ein paar nette junge Leute vor den Banken ein harmloses happening abhalten, werden sie von "oben" milde belächelt; Sollte aber eine ernste Gefahr für die herrschende Klasse entstehen, sieht das ganz schnell ganz anders aus!

  • Z
    zeitzeuge

    Der freie Durchgang ist auch im Moment sehr gut möglich, ich habe die Situation selbst in Augenschein genommen. Die Zelte stören überhaupt garnichts. Trotzdem sollen die Schlaf-Zelte nun abgebaut werden, nachdem sie zuvor erlaubt waren, warum, weiß ich nicht.

     

    Ansonsten kann ich nur jedem empfehlen, da mal kurz oder für länger vorbeizukommen. Das sind nicht einfach die üblichen Verdächtigen oder planlose Wutbürger. Erst recht nicht die, die dann dort stehenbleiben, gucken, fragen, reden. Das Camp wird zu einem ganz spannenden Kristallisationspunkt: Es passiert sonst wohl eher selten, dass einander fremde Menschen, normale Bürger aus völlig verschiedenen Kontexten und Schichten, plötzlich mitten in der Stadt frei von der Leber weg lange und differenziert über Politik diskutieren, aber dort ist das so. Und man hört Dinge, die man so gar nicht erwartet hätte von seinen unauffällig bieder bis modisch gekleideten Mitbürgern. Es eint alle die Wut und das Unverständnis, die Analysen ähneln sich, und alle hoffen, dass diese Aktion weitergeht und an Fahrt gewinnt. Leute erzählen dort auch plötzlich aus ihrem Leben, äußern Wünsche oder Ängste, berichten von früher oder was es heißt, heute jung zu sein... diskutieren Strategien, schmieden Pläne, stellen Forderungen, oder sind eher pessimistisch. Da tut sich was.

     

    Bringt was zu essen mit!