Propaganda-Schlacht in Sri Lanka: Rebellen dementieren Tod von Anführer
Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse hat das Ende des fast 26-jährigen Bürgerkrieges bestätigt. Den angeblichen Tod des Führers der Tamilen-Rebellen erwähnte er nicht.
COLOMBO dpa Vor dem Hintergrund widersprüchlicher Angaben zum Schicksal des Chefs der Tamilen-Rebellen hat Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse das Ende des fast 26-jährigen Bürgerkrieges verkündet. "Ich spreche zum Parlament am Ende des Krieges gegen die Terroristen", sagte Rajapakse am Dienstag. Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) dementierten indes den vom Staatsfernsehen und aus Armeekreisen gemeldeten Tod ihres Anführers. "Unser geliebter Führer Velupillai Prabhakaran lebt und ist in Sicherheit", teilte LTTE- Sprecher S. Pathmanathan in einer im Internetdienst Tamilnet veröffentlichten Erklärung mit. "Er wird unser Streben nach Würde und Freiheit des tamilischen Volkes weiter anführen."
Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse erwähnte den angeblichen Tod des Rebellenführers in seiner Ansprache an die Nation mit keinem Wort. Rajapakse sagte: "Von jetzt an kommt die gesamte Nation unter die Herrschaft des Parlaments." Der Präsident räumte ein, der Krieg sei keine endgültige Lösung für den ethnischen Konflikt zwischen den Singhalesen und der tamilischen Minderheit. Seine Aufgabe werde es nun sein, eine für alle Gemeinschaften in Sri Lanka akzeptable politische Lösung zu finden. Das Staatsfernsehen hatte am Montag berichtet, Prabhakaran sei bei einem Fluchtversuch aus dem Kampfgebiet getötet worden. Aus der Armee hieß es, seine Leiche sei verbrannt. Eine offizielle Bestätigung seines Todes gab es nicht.
Die LTTE warf der Armee "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. Der LTTE sei am Montag von Mitgliedern der Internationalen Gemeinschaft mitgeteilt worden, es seien Absprachen mit der Armee über ein geordnetes Ende des Krieges getroffen worden. Die beiden Anführer des politischen Flügels der Rebellen, B. Nadesan und S. Puleedevan, hätten unbewaffnet und weiße Flaggen tragend Kontakt zu den Truppen aufgenommen. Offiziere der 58. Division hätten die LTTE- Funktionäre zunächst aufgefordert, sich für Verhandlungen zu nähern. "Als sie dem nachkamen, wurden sie beide erschossen."
Die Regierung rief die Öffentlichkeit dazu auf, am Dienstag die Nationalflagge zu hissen - "als Zeichen für den von den Sicherheitskräften erzielten Sieg über den Terrorismus und als Tribut an die heroischen Soldaten, die ihr Leben für die Nation geopfert haben". Der Mittwoch wurde zum Nationalfeiertag erklärt. In Colombo zündeten feiernde Menschen Feuerwerkskörper, als Rajapakse seine Ansprache an die Nation im Parlament begann. Die Kämpfe waren am Montag beendet worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will sich am Freitag persönlich ein Bild von der humanitären Lage im Norden der Insel machen. In Lagern im Norden ist ein Großteil der rund 250 000 Flüchtlinge aus den zuletzt schwer umkämpften Gebieten untergebracht.
Der seit fast 26 Jahren andauernde Bürgerkrieg hat vermutlich mehr als 80 000 Menschen das Leben gekostet. Die Zahl der Toten bei den schweren Gefechten der vergangenen Monate ist unklar. Aus den Vereinten Nationen hatte es am vergangenen Freitag geheißen, mindestens 7000 Zivilisten seien nach konservativen Schätzungen alleine seit Ende Januar im Kreuzfeuer getötet worden. Die Regierung verweigerte unabhängigen Beobachtern den Zugang zum Kriegsgebiet. Die Armee machte in den Monaten vor dem Ende der Kämpfe keine Angaben mehr zu ihren eigenen Verlusten, die nach Einschätzung von Beobachtern beträchtlich sein dürften.
Die LTTE kämpfte für einen eigenen Staat der tamilischen Minderheit und kontrollierte einst ein Viertel der südasiatischen Insel. In zahlreichen Ländern - auch in der EU - stand die LTTE auf der Liste der Terrororganisationen.
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