: Prominenter Aussteiger
■ Zur Person des Schriftstellers Peter-Jürgen Boock
Berlin (taz) - Der inzwischen 38jährige Peter-Jürgen Boock war der erste aus den Reihen der RAF, der bereits als Aussteiger hinter Gefängnismauern kam - lange vor den jetzt in der DDR Verhafteten. Er hatte der RAF zwischen 1976 und 1979 angehört.
Eines seiner wichtigsten Motive war, die bereits inhaftierten RAF-Gründungsmitglieder Andreas Baader und Gudrun Ensslin zu befreien, da er als Jugendlicher seinerseits von den beiden aus einem Heim befreit worden war. Bis zu seiner Verhaftung Anfang 1981 lebte er unter falschem Namen in Hamburg.
Seine Hoffnung auf ein faires Verfahren war vergeblich: Wegen Mitwirkung an den Attentaten auf den Bankier Jürgen Ponto und den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und einem versuchten Anschlag auf die Bundesanwaltschaft mit einem Raketenwerfer wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Da sich Boock beispielsweise während des Mordes an Schleyer nachweislich in Bagdad aufhielt, konnte ihn das Gericht in Stuttgart-Stammheim nur verurteilen, weil es von der These der kollektiven Mittäterschaft aller RAF-Mitglieder ausging. In seiner neuneinhalbjährigen Haft wurde Peter-Jürgen Boock zum Schriftsteller, er veröffentlichte unter anderem einen Gedichtband, einen Roman und einen Krimi. Beim Bundespräsidenten hat er inzwischen einen Gnadenantrag gestellt, über den aber noch nicht entschieden ist.
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