Geschichts-
fälscher

Der Wortführer des französischen Negationismus ist tot

Louis Darquier de Pellepoix, unter dem Vichy-Regime mit der Deportation der Juden beschäftigt, sagte 1978 in einem Interview mit dem Express: „In Auschwitz hat man nur Läuse vergast.“ Der ehemalige „Vorsitzende des Kommissariats für Judenfragen“ lebte damals, vor der Auslieferung geschützt, im spanischen Exil. Dass der Express das Interview drucken konnte, war der Beginn der medialen Karriere des 1929 geborenen Literaturwissenschaftlers Robert Faurisson, der in Lyon lehrte.

Noch vor dem Interview mit Darquier versuchte Faurisson vergeblich, Le Monde einen Artikel zu verkaufen unter dem Titel „Das Problem der Gaskammern oder das Gerücht von ­Auschwitz“. Aber nach dem Interview mit dem Antisemiten Darquier war in Frankreich der Damm gebrochen. 1978 gelang es Faurisson, im Matin den Artikel „Die Gaskammern existierten nicht“ unterzubringen. Aus Nachsicht wegen persönlicher Attacken auf ihn entschloss sich Le Monde, eine etwas mildere Version des Artikels Faurissons „Über das Problem der Gaskammern und das Gerücht von Auschwitz“ sowie Repliken von Historikern zu publizieren. 1980 veröffentlichte Faurisson im Verlag La Vieille Taupe sein Buch „Verteidigung gegen jene, die mich anklagen, die Geschichte zu verfälschen“. Das Buch wurde zum Erfolg wegen des Vorworts von Noam Chomsky, der das Machwerk im Namen der Meinungsfreiheit verteidigte. 1990 schied Faurisson aus dem Staatsdienst aus, zehn Jahre später wurde er wegen „Leugnung des Holocaust“ verurteilt. Ab 2008 trat er mehrmals mit dem antisemitischen Rapper Dieudonné M’bala M’bala auf, der ihm einen „Orden für Nonkonformisten“ verlieh und damit Faurissons Ruin einleitete, der damit endete, dass ihm ein französisches Gericht den selten vergebenen Titel verlieh, ein „Geschichtsfälscher“ zu sein.

Der Wortführer des französischen Negationismus, wie die Auschwitzleugnung in Frankreich genannt wird, starb am 21. Oktober in Vichy, wo der französische Antisemitismus seinen Höhepunkt erreichte.Rudolf Walther