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Produktionsbedingungen beim FilmArbeiten am Limit

Überlange Arbeitstage, dauernde Erreichbarkeit, keine Zeit fürs Privatleben: Filmschaffende arbeiten an der Grenze zum Zusammenbruch.

Scheinwerfer beim Dreh: Die Arbeitsbedingungen für Filmschaffende sind meist strapaziös. Bild: dpa

BERLIN taz | Besser als so mancher „Tatort“ – so lautete Ende Januar die Kritik zur „Polizeiruf 110“-Folge „Der Fischerkrieg“. Doch vorbildlich war bei dem Film nicht nur die Story, sondern auch die Herstellung: Der „Fischerkrieg“ erhielt auf der Berlinale jetzt den Preis „Hoffnungsschimmer“ für die fairsten Produktionsbedingungen.

Das Lob hat es in sich. Denn der undotierte Preis, den die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände seit drei Jahren verleiht, ist ein Protest gegen die beinharten Arbeitsbedingungen der rund 50.000 Schauspieler, Maskenbildner, Kameramänner und Beleuchter – und die permanente Umgehung der gesetzlichen und tariflichen Vorschriften.

Schon die tariflich mit Verdi vereinbarte maximale Tagesarbeitszeit beträgt 13 Stunden. In Ausnahmefällen, zum Beispiel aufgrund höherer Gewalt oder bei aufwändigen Kostümfilmen, darf aber auch länger gearbeitet werden. Der Filmschaffende muss außerdem jederzeit kurzfristig erreichbar sein, an ein Privatleben ist kaum zu denken: Er hat sich „an jedem gewünschten Arbeitsort“ einzufinden.

Die Realität aber sieht noch schlechter aus. Filmschaffende, die auf keinen Fall mit Namen und Beruf in der Zeitung stehen wollen, weil sie sonst keine Aufträge mehr bekommen, berichten, wie die Vorschriften umgangen werden. „Der gesetzte Drehschluss wird nie eingehalten“, sagt ein Mitarbeiter. „Üblich ist die doppelte Buchführung bei den Stunden.“ Das erschwert die Kontrollen durch die Landesämter für Arbeitsschutz, die für die Einhaltung von Arbeitszeiten zuständig sind.

Häufig werden auch die vorgeschriebenen Ruhezeiten von mindestens 11 Stunden unterschritten – oder die tariflichen Zuschläge für Überstunden oder Arbeit am Feiertag werden nicht abgerechnet. „Mehr als ein halbes Jahr Filmemachen ist physisch nicht machbar“, sagt ein Filmschaffender, der seit Jahren im Geschäft ist.

Drehtage sind kräftig reduziert worden

Die Produzenten kennen die Klagen. „Filmemachen ist Leidenschaft,“ verteidigt Alexander Thies, Vorsitzender der Produzentenallianz, die über 200 Produzenten vertritt, die Bedingungen. Allerdings stecken auch die Produzenten in einer schwierigen Situation: So sind die mit den Geldgebern vereinbarten Drehtage für Filme kräftig reduziert worden – gab es früher für einen „Tatort“ 40 Tage Drehzeit, sind es heute höchstens 22, bei gestiegenen Ansprüchen. Und der finanzielle Spielraum ist klein. „Wenn ein Film 1,3 Millionen Euro kosten soll, es aber regnet und man nicht drehen kann, werden daraus schnell 1,4 Millionen Euro. Das Risiko muss ich tragen“, sagt die Produzentin Regina Ziegler.

Zudem werde oft gut gezahlt: „Kameramänner oder Beleuchter wollen oft mehr als das, was im Tarifvertrag steht. Und wenn ich sie haben will, muss ich das auch zahlen.“ Sie plädiert dafür, über Koproduktionen mehr Geld einzuwerben.

Kein Geld für Vorsorge

Tatsächlich sind die Gagen und Löhne in der Branche nicht schlecht, würden alle Überstunden auch bezahlt. Laut Verdi-Filmunion, der größten Gewerkschaft für die Branche, reicht das Geld bei wenigen Produktionen im Jahr aber oft nicht aus, um die freien Monate zu finanzieren oder für das Alter vorzusorgen. Viele Filmschaffende fahren deswegen zweigleisig – nach einer Produktion holen sie sich bis zum nächsten Einsatz Geld von der Arbeitsagentur. Das gelingt aber nur denen, die die scharfen Bedingungen dafür erfüllen.

Verdi fordert deshalb, dass hier die staatliche Filmförderung künftig eingreift. Mit der für 2014 geplanten Novellierung des Filmfördergesetzes soll wenigstens transparent werden, wer von den Produzenten tarifgebunden ist. Mehr geht kaum: Eine gesetzliche Vorschrift, Tarifverträge einzuhalten, haben Gerichte nämlich schon als unzulässig abgewiesen.

Dass es jetzt schon anders geht, zeigt der verliehene Preis für den „Fischerkrieg“. Mehr Geld und Zeit hat es nicht gekostet, die Vorschriften einzuhalten, sagt „Fischerkrieg“-Produktionsleiter Mathias Mann. „Entscheidend sind die Vorgaben, etwa ein gutes Drehbuch.“ Wichtig sei zudem, dass der Regisseur passe. „Es darf nicht zu einem Kampf zwischen Produktionsleitung und Regie kommen.“ Dann verschwindet er freudestrahlend mit seiner kleinen Film-Trophäe zum Empfang für sein Team.

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21 Kommentare

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  • Z
    Zufriedener-Filmschaffender

    90% aller Filmschaffenden verdienen mehr als die vorgeschriebene Tarifgage - sie handeln also ihre eignen Bedingungen aus. Da kann man sich dann auch nicht auf tarifliche Arbeitszeiten oder Zuschläge berufen. Übertarif verdienen und dann auf tarifliche Zuschläge pochen kann nicht funktionieren.

    Wenn man die Gagen dann noch mit dem vergleicht, was man mit der gleichen Ausbildung in anderen Branchen verdient (z.B. Maskenbildner vs. Frisör oder Kosmetiker / Beleuchter vs. Elektriker / Produktionsfahrer vs. Hilfskraft), dann geht es den Filmschaffenden doch sehr gut. Auch gut genug um finanziell mit 6 Monaten Gage ein ganzes Jahr zu überbrücken. Und 6 freie Monate reichen auch aus um wieder 6 Monate Dreharbeiten zu überstehen...

    • @Zufriedener-Filmschaffender:

      Meinst du?

      Ich verdiene €750 - € 850 brutto pro woche.

      Arbeite mindestens 12 aber eher 14-16 stunden am tag. Überstunden werden meistens nicht gezahlt. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und urlaubsabfindung ist anteilmässig schon drinn. Diäten werden immer seltener gezahlt.

       

      So komme ich ca auf €5 - €7 pro stunde.

       

      Was verdienst du in deinem beruf?

      Ich verdiene weniger als eine putzfrau, wenn mann es genau nimmt.

      Mir geht es wirklich sehr gut.

  • KE
    Kathlen Eggerling, connexx.av Berlin

    Ich bin stolz darauf Gewerkschafterin zu sein

    Ich möchte mal eine Lanze brechen für all die Filmschaffenden, die den Schneid haben, sich mit den Produzenten an den Verhandlungstisch für den Tarifvertrag zu setzen, die im Tarifausschuss die Verantwortung für die Inhalte des Tarifvertrages übernehmen und ihn stetig weiterentwickeln, wohl wissend, dass er verbesserungsfähig ist, die sich in die Vorstände und Tarifausschüsse wählen lassen, die in ihren Berufsverbänden und der ver.di FilmUnion aktiv sind, die sich trauen und die Sachkenntnis haben, ihre Rechte aus dem Tarifvertrag einzufordern, die Gesicht zeigen und dazu stehen, organisiert zu sein, die immer wieder für ihre Überzeugung einstehen, ohne sich von der Angst einmachen zu lassen, ohne immer das Argument vorzuschieben, wenn ich es nicht mache zu den Bedingungen, macht es ein anderer. Denen gilt mein Respekt und deshalb wächst die ver.di FilmUnion und zählt zur Zeit ca. 4000 Filmschaffende. Danke euch allen! Kathlen Eggerling, connexx.av Berlin

  • CC
    chery chery lady

    Ihren Kommentar hier eschade, dass auch dieser Artikel nur weinerlich " Mißstände" verkündet, anstatt die sehr einfachen Sachverhalte mal per Recherche oder redaktionell anzugehen. Auch bei der TAZ scheinen noch bestenfalls Pratikanten zur Verfügung zu stehen.

    Ein Schlag ins Gesicht ist, das sich in der TAZ die Typen der " Gewerkschaft" präsentieren dürfen, als hätten Sie nicht direkt selbst die Verantwortung für die üblen Arbeitsbedingungen. Ohne die Typen hätten wir die 40 Stunden Woche ( übrigens nicht 50, wie hier schon falsch geschrieben wurde ),und zig Drehtage mehr. Das Argument dagegen, das es dann keine Tariflohnbindung gäbe, ist absurd und ein Witz, Die Tarif Löhne sind, bis eben auf Kamera und Regie und GANZ GANZ wenigen Schauspielern, am unteren Limit, und selbst polen oder Rumänen würde sich weigern dafür zu arbeiten, eine Preisspirale nach unten ohne Tarif ist komplett ausgeschlossen. Durch den unmenschlichen Tarifvertrag ( Regelarbeitszeit 13 Stunden / Tag ) können sich alle Firmen, ob Tarifpartner oder nicht, , rechtssicher auf den Scheiß berufen. Und auch die Teammitglieder, von denen so gut wie niemand in dieser Scheingewerkschaft organisiert sind, sind an das Tarifrecht gebunden, das siehst die gesetzgebung nun mal so vor. Kaum zu glauben? Liebe TAZ, habt Ihr doch nochmehr als Praktikanten für das Thema zur Verfügung ?ingeben

  • F
    fhkk

    Im internationalen Vergleich der Arbeitsbedingungen beim Film und beim Einfluss der Gewerkschaften siehts in Deutschland finster aus. Durch die neue Haushaltsabgabe zur Finanzierung der öffentlich rechtlichen steht ja jetzt viel Geld zur Verfügung die Bedingungen zu verbessern.

  • K
    Küchenfee

    Ich glaube das unsere Sparte bei Film fast bei den Praktikanten steht. Das Catering. Am Set mit den Al´s immer die ersten und fast immer die Letzten. Es darf ja keiner verhungern von den Damen und Herren und während der Dreharbeiten ist das Catering ja nunmal ein All Inklusive Urlaub zumindest was Verpflegung angeht!Das wir aber vorm Aufschlagen am Set noch Ware laden, Brötchen backen etc, das bekommt niemand mit und das nach Drehschluß und Heimfahrt noch geputzt, Abwasser abgelassen werden usw. interessiert auch keinen....aber bis zum bitteren Ende am Set bleiben, damit auch der letzte noch einen Espresso oder Sweets vorm nachhause fahren bekommt das geht vor.

    Wir haben Festlöhne!!! und das die bei unseren Std. weit unter Mindest Std.lohn liegen müsste mic hier zu heulen bringen. Familie,Freizeit was ist das. Das einzig positive ist, das man ja keine Zeit hat Geld auszugeben, also kann man wenigstens das bisschen was wir verdienen auf Seite legen.....

    Ich mache den Job nur noch, weil er mir so verdammt viel Spaß macht, aber auch der vergeht einem irgendwann bei dem was mittlerweile gefordert wird....schade schade schade.... und nein unsere Lasagne kann nicht "wiehern"

  • LA
    Leider Anonym

    Warum nicht mal Namen nennen?

    Man selbst steht schließlich auch als konkrete Person da und nicht als Teil der Branche.

     

    ODEON TV in Wiesbaden, oder die U5 in Frankfurt Main - Produktionsfirmen die sicherlich am Limit kalkulieren. Auf dem Rücken hunderter Beschäftigter. Und wie richtig gesagt: zwei, drei Stunden dauert es, bis ein Set-Praktikant seine Wahl bereut. Der diesjährige Berlinale Shorts Silberner Bär-Gewinner 'Die Ruhe Bleibt' zeigt noch die schönen Seiten dieser Tätigkeit.

     

    Wer muss also nein sagen zu absolut unmenschlichen Produktionsbedingungen? Die Praktikanten? Die Beleuchter? Die Produktionsfirmen?

     

    Oder doch Sender, die schließlich meistens die Aufträge erteilen?! Es gibt für das öffentlich rechtliche Fernsehen keinen Grund, Firmen wie DEGETO zu ermutigen, Tarife zu drücken.

     

    Aber wundern, warum der deutsche Film so hinterher hinkt...

  • TB
    Thomas Bauer

    @von Drops:

    Richtig, nur die Schauspieler bekommen eine Tagesgage,, die bei einer verschwindenden Minderheit hoch ist, während alle anderen eine Wochengage bekommen. Das bedeutet: Der Schauspieler bekommt einen Tag bezahlt, wenn er einen Tag am Set ist, nicht aber die Maskentermine vorab, die Kostümanproben, das Lernen, die Vorbereitung auf die Rolle, das dauerhafte Fit halten mit Coaching und Unterricht… Für die scheinbar hohe Tagesgage fürhrt der Schauspieler prozentual heftig Sozialabgaben ab, erreicht aber so gut wie nie die erforderlichen Tage, um einen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben.

  • H
    hirnvelatio

    diese tiefe sehnsucht nach ordnung führt zu immer mehr regulierung und raubt uns noch die letzten freiräume. das ist schade denn gerade in diesen freiräumen entseht neues und lässt es sich leben. die kritik an den herrschenden umständen in der branche ist durchaus berechtigt, bei der verbesserung dieser umstände würde ich jedoch nur wenig auf den gesetzgeber und gewerkschaften bauen.

  • M
    mein_name

    Frau Ziegler sagt: „Kameramänner oder Beleuchter wollen oft mehr als das, was im Tarifvertrag steht." Selbstverständlich. Und das ist Frau Ziegler auch klar. Denn im Tarifvertrag sind die Mindestlöhne festgelegt. Daß ein Kameramann mit 20 Jahren Berufserfahrung nicht mehr für den Mindestlohn arbeitet, sollte doch nachvollziehbar sein. Für die Beleuchter allerdings gibt es gar keine Tariflöhne. Sie stehen schlicht und ergreifend nicht in der Tarifliste. Vor diesem Hintergrund fragt sich wieder, was 13, 14 oder 15 Stunden körperlich schwere Arbeit wert sind. Oder was ein Mensch mit kaputtem Körper mit 63 noch zu arbeiten gedenkt.

  • S
    SET-AL

    Hier meldet sich die Set-Aufnahmeleitung, wohl die Abteilung die am meisten an "Amazon"-Bedingungen grenzt. Wenn die Beleuchterkollegen 13 Stunden arbeiten, dann sind wir im Schnitt zwei Stunden länger dabei, verdienen aber alle zusammen das Gleiche wie ein und halb Beleuchter. Täglich bin ich darauf angewiesen Praktikanten, 18 Jährige, bis zur totalen Erschöpfung 15 Stunden durch den Tag zu treiben, 3,5t Wohnmobile fahren zu lassen obwohl sie kaum noch stehen können und Starkstrom zu verlegen obwohl sie kaum wissen wie man Steckdose schreibt. Wenn ich Glück habe bekomme ich einen Assistenten der sich auskennt.

  • D
    Drops

    @Habermatz: Verstehe ich das richtig, mehr arbeiten für wenig Geld? Willkommen beim Film.

     

    Der kleine aber wirklich entscheidende Unterschied zwischen Darstellern und allen anderen eines Filmteams ist: der Darsteller bekommt eine Tagesgage, alle anderen eine Wochengage. Von Praktikanten ganz zu schweigen, denn wenn sie was bekommen, was nicht die Regel ist, dann sind es 400-500 € pro Monat und das bei den gleichen Wochenstunden wie alle anderen.

     

    Und wenn sich die Polen, Ungarn und Rumänen über die geringen Löhne in der Branche in Deutschland beschweren, dann will ich nicht wissen, wie weit nach unten es ihrer Meinung noch gehen soll?

  • H
    hirnvelatio

    @habermatz; und wofür bitte sollen die "völker"/ das "volk" sparen und immer mehr leistung für immer weniger gegenleistung erbringen? wenn nicht dafür, dass sich immer mehr selbst ernannte und gegenseitig ernennende scheineliten an den, durch den schweiß der massen gefüllten trögen fett fressen und wohlstandsbulimisch, den so erbeuteten reichtum wieder auskotzen. sollen sich die "völker" doch mit diesem erbrochenen zufrieden geben. sollen die filmschaffenden nur weiter fleißig am erhalt dieser zustände mitarbeiten, sich gegenseitig und sich selbst, wie es mode ist, ausbeuten und sich dabei seine individualität bestätigen.

  • E
    ernstgemeint

    ich bin schon viele jahre in diesem metier. und ich denke, daß "priveligierte" an unserer arbeit ist, daß es großen, gar riesen spaß macht, einen film herzustellen und mit ideen, witz und leben zu füllen. und das gemeinsam!

    der spaß wird noch größer, und nimmt einem oft die müdigkeit aus den beinen, wenn man für ein gutes produkt, für das sich hinterher die produzenten, autoren und regisseure gegenseitig loben, auch noch gutes geld bekommt.

     

    ich arbeite auch mal 70 stunden in der woche, wenn ich dafür einen ausgleich bekomme und nicht nur die stunden als sozialversicherungspflichtige tage hinten angehängt. man hat zwar mehr tage für arbeitslosengeldanspruch, aber weniger geld.

    und wir verdienen jetzt nicht spektakulär viel. das ist echt ein irrglaube. wenn man nicht "nur" künstler sein will, sondern auch eine familie ernähren will, dann braucht man das geld. so wie jeder andere auch.

     

    mein gedanke ist, weniger von dem realityschrott zu produzieren und weniger sport im öffenltich rechtlichen fernsehen zu bringen.

    die meisten werden digital inzwischen 200 sender auf ihrer flimmerkiste gucken können - also auch sport!

    dafür haben die prouzenten mehr geld für premuimprodukte wie "gescheite" filme um 20:15.

    sei es tatort, sei es schönfärberei oder einfach lustige unterhaltung.

    wie wir alle wissen ist das prinzip ja ganz einfach:

    mehr geld für's bild, mehr zufriedenheit, und alle sind glücklich!

  • AS
    Alex Schmid

    Danke für diesen äußerst realistischen und gut recherchierten

    Beitrag.Endlich wird mal der Öffentlichkeit ein Bild davon vermittelt,

    wie der Alltag eines Filmschaffenden hinter der Kamera ausschaut.

    Bei der ganzen Diskusion derzeit über die Bereitschaft länger,härter und billiger zu Arbeiten um Europaweit wettbewerbsfähig zu sein,vergessen leider viele,dass nur ein gesunder und sozial gesicherter Mensch auch wirklich was beitragen kann,dass eine sogenannte Sizialdemokratie funktioniert.

    Bei Arbeitsbedingungen,wie im Artikel gut beschrieben,ist es leider Alltag,beim Film übrigens schon bevor Burn-Out Mode wurde, dass sich Familien trennen,Menschen zusammenbrechen und sofort ersetzt werden,man Hochzeiten,Geburtstage,Beerdigungen,Geburten oder Krabbelgruppen verpasst,weil man gerade nach einer 65 Stunden Woche noch schnell 14 Stunden Nachtdreh Freitag hat,ist ja Wochenende,da kann man schon mal bisschen überziehen.

    Dafür sind aber die meisten Filmschaffenden aber wirklich mit Leidenschaft bei der Sache und zwar schon immer,was vielen Gewerkschaftsvertretern leider fehlt,da die wenigsten mal "draußen"standen oder sich den Problemen des Arbeitslebens stellen mussten.

    Darum sollte wirklich mal auf Berufsverbände gehört werden,die zum größten Teil aus Leuten bestehen,die aus der Praxis kommen und von ihr auch ein realistisches Bild haben.

    Ich gebe meinen Namen übrigens sehr gerne her,falls ihr mal wieder was schreibt,den Meinungsfreiheit wird auch beim Film groß geschrieben.

    Herzlichst

     

    Alexander Schmid,Beleuchter

  • A
    A.T.

    @ Byzanisky: Soso, ohne Gewerkschaften wären also alle Produktionen so nett und hielten sich an das 10h-Arbeitszeitgesetz?!

    Nur die böse Gewerkschaft lässt länger arbeiten?

    Ihre Behauptung ist doch lächerlich!

     

    Ein nicht kleiner Teil der Produktionsfirmen lässt abseits des Tarifvertrages arbeiten, und mir ist nicht bekannt, dass dort die Arbeitszeiten kürzer wären, im Gegenteil.

  • L
    Lichtkollege

    Ein paar Kleinigkeiten aus der Mitte der Schüssel:

    1. Beleuchter stehen nicht im Tarifvertrag. Der Beruf ist ausserdem dem Arbeitsamt nicht bekannt. Dort steht man als irgendwas zwischen Lagerist, Ungelernter Elektroinstallateur oder Fotograf im Katalog. Wenn man dann auch noch verschiedene Sorten von Produktionen macht, also mal Werbung oder Musikvideo, mal Fernsehen und mal Kino hat man keinerlei chance die Vorraussetzung für die Überbrückung der Arbeitsfreien Zeit durch das Arbeitsamt zu erfüllen. Auch mit der Krankenversicherung gibt es sehr oft schwierigkeiten. Der Beruf ist mit hoher Verantwortung für Equipment und Personal verbunden und man setzt sich bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit extremen körperlichen belastungen aus. Auch 65 Stundenwochen sind eher an der untergrenze der tatsächlichen Arbeitszeit. Die Ausbildung ist nicht reglementiert, es dauert jedoch ca. 6 bis 10 Jahre bevor man in die höheren Positionen aufsteigt. Die ersten ein zwei Jahre hat man grosses Glück wenn man überhaupt bezahlt wird. Später werden dann Stundenlöhne zwischen 15 und 30 Euro hart verhandelt. Wir Beleuchter gehören damit noch zu den besserverdienenden. Die tatsächlich gezahlten Bruttogagen sind in den letzten 10 Jahren nicht angestiegen, eher im Gegenteil. Wenn die Gewerkschaften sich da nen Wolf verhandeln ändert sich daran auch nichts. Wer sich das leisten kann vetläsdt früher oder später die Branche. Kein Wunder dass die Produktionen nicht rund laufen wenn die Ganze Branche nur aus Praktikanten und Kurzzeit jobbern besteht. Qualität kostet Geld. In England, in Frankreich, in Amerika, in der Tschechischen Republik und in Ungarn auch gibt es klare Arbeitsrichtlinien die von den Produktionen eingehalten werden, die den Filmschaffenden ein einigermassen lebenswertes Leben ermöglichen. In Deutschland zankt sich DFS mit Verdi und den Versicherungsträgern und Politikern und nichts passiert. Standortfaktor fördernd ist das trotzdem. Billiglohnland mit hervorragender Infrastruktur und passablem Personal. Ich fänds ja schon schön wenn mal einer der Anzugträger das Büro verliesse und sich wenigstens mal ansieht wie die 50000 Filmschaffenden so überleben. Sie sagen ja auch nicht beim Bäcker einfach: ich zahl heute 10 Prozent weniger für meine brötchen, und das Geld bringe ich in 8 Wochen vorbei. Da gäbs nämlich nux zu essen. Im Gegensatz zum Arbeiten beim Film ist das Brötchen Backen weniger "glamurös". Aber glaubt mir: Starkstrom kabel schleppen ist auch nicht glamurös. Wir machens trotzdem so lange wir können. Bei Schnee und Regen, im Wald oder in der Kanalisation und auch immer wieder mal 20 Stunden oder 8 Tage am Stück. Ist nämlich für die Kunst, verstehste?

  • HB
    H. Byzanisky

    Mit der wesentliche Teil des Problems sind die Gewerkschaften selbst. Obwohl in diesen nur verschwindend wenige Filmschaffende organisiert sind, hebeln diess mit Ihren Tarifrecht die Arbeitsschutzgesezte aus. So werden im Schnitt 65 anstatt 40 Wochenstunden gearbeitet. Diese Abteilung von Verdi verhält sich wie sonst nur Scheingwerkschaften der Arbeitgeberseite, Das ist der eigentliche Skandal. Ohne Gewerkschaftstarif würde im Schnitt ca. 5 -7 Drehtage ( mit dazugehörogen Soizalleistungen ) generiert werden, und die Arbeitszeiten würden human sein. Wie sich VERDI hier verhält, ist das absolute Negativ beispiel, wie unser Tarifrecht zum Mißbrauch taugt.

    Und da geshiet zudem, ohne Not heraus den soweit sind wir dann doch nicht, das den Tarifpartnern chinesische Film Wanderarbeiter als Drohung entgegenstehen. Lustig daran ist , dass sich die polnische, rumänische und tschechische Filmgewerkschaft über die Deutschen prekären Arbeitsverhältnisse ,dadurch möglichen Dumbing LÖhne Iherer Deutschen Kollegen beschwert haben, und dies weiterhin tun... Übrigens, um das klar zu sehen, den Preis vergibt der verband die filmschaffenden, nicht Verdi. Verdi weigert sich mit den Verband der Filmschaffenden zusammenzuarbeiten, obwohl dort zigfach mehr Filmmenschen organisiert sind als bei VERDI ( sollte da überhaupt jemand sein). Tarifrecht quasi per Amtsbefugnis vererbt, leider sehr zum nachteil der Filmschaffenden.

  • E
    e.p.

    Anstatt immer wieder medienwirksam Spendengelder für die Kinder in Afrika oder sonstwo, Hauptsache möglichst weit weg zu sammeln, kännten sich die Damen und vor allem die noch besser bezahlten Herren Schauspielerstars ja mal öffentlich vor Ort für eine anständige Bezahlung ihrer KollegInnen beim Film einsetzen.

     

    Aber das macht sich wohl nicht so gut in der Regenbogenpresse und auf dem roten Teppich.

     

    Und außerdem gibts dann wohl keine Rollen mehr in den von z.T. von den Fernsehsendern finanzierten Filmen, die wiederum von den SteuerzahlerInnen finanziert werden?!

     

    Auf jeden Fall sind die enormen Gagen von einer SchauspielerInnen - Elite extrem übertrieben hoch, während viele andere Filmschaffende total ausgebeutet werden.

     

    Amazon im Filmbereich?

  • H
    Habermatz

    Überall in Europa strengen sich die Völker an und setzen radikale Reformen durch, wie man sie sich vor ein paar Jahren gar nicht vorstellen konnte. Nur in Deutschland wollen die Herren Gewerkschafter die Löhne in unverantwortliche Höhe treiben. Wenn wir nicht vollkommen ins Hintertreffen geraten wollen, müssen auch hierzuland deutliche Lohnsenkungen und längere Arbeitszeiten kommen. Mehr Freiheit muss das Motto sein. Und den Gewerkschaften die Gräten brechen!

  • HD
    Hinter den Kulissen

    Das Problem ist der mafiöse Klüngel. Da bei Fernsehauftragsvergabe und Fördergeldverteilung immer nur die gleichen Ausbeuter berücksichtigt werden, wird Konkurrenz ausgeschaltet und es gibt kein Gegengewicht mehr zu Produzenten, die einfach nur immer mehr Geld mit immer größerer Ausbeutung und immer größerem Schrott machen wollen. Trotz gleichbleibender Förderung werden Fernsehqualität und Filme immer schlechter. Eine Lösung wäre die Zerschlagung des Filzes und Verteilung an idealistischere Produzenten und Filmemacher.