■ Urdrüs wahre Kolumne: Problemzonen sind Privatsache
Ein Hersteller exclusiver Maßhemden bietet sich dem Schreiber dieser Zeilen als „Partner des Vertrauens“ in dem Bemühen an, „die ganz persönlichen Problemzonen durch optimale Schnittgestaltung in hochwertigen Stoffen effektvoll zu kaschieren.“ Wir lehnen diese Beihilfe zum Betrug ohne Dank ab. Schleicht's Euch!
Tjaja, nun hat Bürgermeister-Kandidat Ulrich Nölle-Nöllikowski im Bremer Wahlkampf den Hemelingern sein Wort verpfändet, daß der Entlastungstunnel für die diversen Schwertransporte kommt, und nun kommt er nicht, und nun machen wir uns Sorgen, aber gewaltig. Um den Nöllikowski, denn wenn dieser Menschenschlag sein Ehrenwort bricht und es kommt raus, dann setzt er sich sturzbesoffen in den Flieger nach Genf und dort in die Badewanne und schon sind am Ende wieder Neuwahlen fällig und das alles auf Kosten der kleinen Frau. Muß doch nicht sein!
Nachdem an dieser Stelle erst kürzlich das Treiben des Fleischermeisters Ossenkopp aus dem schaumburgischen Dorf Steinbergen zu geißeln war, der sich nach Schaufensteraushang dazu bekennt, „nur Einheimische“ zu schlachten, ist jetzt aus derselben Region ein kolonialistischer Vorstoß vom Wochenmarkt in Rinteln zu vermelden. Dort offeriert ein ansonsten bieder dreinblickender Landmann „ausschließlich hiesige Früchte aus eigenem Anbau“. Als da in diesem Falle sind: Bananen, Ananas und Orangen im Netzbeutel. Sollen wir ihm das am Ende abnehmen in Zeiten globaler Klimawende?
Argumentative Schützenhilfe leisten möchten wir auf diesem Weg der hannoverschen Rockband Dikkmanz, die vom Schokokuß-Hersteller Dickmann aus dem westfälischen Halle wegen vermeintlich mißbräuchlicher Namensnutzung auf Zahlung von 55.000 DM verklagt wird. Jetzt aber werden wir Dicken in diesem Lande zurückschlagen und das Unternehmen auf Schmerzensgeld verklagen, das mit seinen hemmungslosen Werbekampagnen dazu beigetragen hat, daß kein Herr von einigermaßen Format mehr an einer Kindertagesstätte oder Jugendfreizeitheim vorbeischlendern kann, ohne mit der Produktbezeichnung dieser klebrigen Süßwaren-Spezialität verspottet zu werden. Wer dergestalt im juristischen Glashaus sitzt, der soll doch bitteschön nicht mit Steinen werfen, sondern lieber am Nationalen Schokokuß-Gedenktag (2.Juni) seine Ware millionenfach gratis und bittschön auch in Diabetiker-Version verteilen. Alles klar, Dickmanns? Oder bei Euch nur Dünnschiss?
Trefflich trefflich, daß die Bremer TAZ ihren LeserInnen jetzt per Heimatkunde die Wunder und Verwundungen des niedersächsischen Umlands näherbringen will. Daß diese Serie aber in ihrer Folge über Delmenhorst ausschließlich den Imbiß Logemann in der Langen Straße positiv hervorhebt, indessen mit keinem Wort hinweist auf das Schnellrestaurant Bratpfanne, wo Mutti zuweilen dem starken Esser die dritte Portion gratis verabreicht – dieser Umstand, Herr Thomas Wolff, spricht eine klare Sprache, und so fragen wir Sie in aller Öffentlichkeit: Können Sie es vor Ihrem publizistischen Gewissen verantworten, sich für zwei Frikadellen mit einmal Pommes rot-weiß von Fa. Logemann kaufen zu lassen? Da fordern wir doch gleich einmal die Verdoppelung der TAZ-Gehälter, um Sie und andere künftig vor derlei Anfechtungen zu feien. Das funktioniert bei Opel genauso.
Den schönsten Rudi Carell-Sommer Deines Lebens mit der passenden Sonnencreme wünscht Dir, liebe Leserin, aus sonnigem Herzen
Dein Ulrich Reineking und so weiter...
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