ProSieben Sat.1-Verkauf: Springer geht in die zweite Runde
Das Gericht muss klären, ob das Kartellamt die Fusion von Springer und ProSiebenSat 1. zu Recht verboten hat.
Als Mathias Döpfner, Vorstandschef der Axel Springer AG, vor kurzem zu einem Gespräch ins Berliner Institut für Medienpolitik kam, nannte er die Bild - "überschätzt". Es mag verschiedene Gründe dafür geben, warum er das Aushängeschild des eigenen Unternehmens kleinredete. Zum Beispiel diesen: Bild wird zwar viel gelesen, aber auch ungefähr ebenso viel kritisiert - die Zeitung ist auch ein negativer Imagefaktor für den Konzern. Oder diesen: Springer hat auch andere Zeitungen, etwa die Welt, die aber in der öffentlichen Wahrnehmung weit hinter Bild steht. Abhilfe? Bild nicht noch größerreden.
Es ist nicht möglich, in Döpfners Gehirn zu schauen, zumal es in knapp zwei Meter Höhe zu finden ist. Aber wendet man das Mittel der reinen Spekulation an, so könnte man zusätzlich auf die Idee kommen, dass er Bild auch mit Blick auf die Entscheidung für überschätzt erklärte, die das Oberlandesgericht Düsseldorf nun fällen muss: Es geht um die Frage, ob das Bundeskartellamt die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Springer Anfang 2006 rechtmäßig untersagte. Springer wollte danach gerichtlich klären lassen, ob das Unternehmen kartellrechtlich überhaupt Chancen habe. Wie berichtet, entschied der Bundesgerichtshof nun, dass dies neu geklärt und das Veto des Bundeskartellamts überprüft werden muss. Das nahm Springer zum Anlass, erneut sein Interesse an ProSiebenSat.1 zu bekunden.
Springer wollte 2005 einer Investorengruppe um Haim Saban die ProSiebenSat.1-Mehrheit für 2,5 Milliarden Euro abkaufen. Das Kartellamt verbot die Fusion, weil sie "zu einer nicht genehmigungsfähigen Marktmacht" führen würde. Auch die Medienkonzentrationsaufsicht KEK lehnte die Übernahme des Fernsehkonzerns durch Springer ab. Ein publizistisches Argument der Fusionsgegner damals war: Bild habe so viel Einfluss auf die öffentliche Meinung wie ein TV-Sender. Man könnte also nun Döpfner unterstellen, dass er genau dieses Argument abwerten wollte, als er Bild für überschätzt erklärte.
Unabhängig vom Urteil des OLG jedoch halten Beobachter eine Fusion der Konzerne für mittlerweile undenkbar. ProSiebenSat.1 ging nach der Untersagung der Übernahme durch Springer an die Finanzinvestoren Permira und KKR; mittlerweile hat der Konzern den europäischen TV-Konzern SBS übernommen. ProSiebenSat.1 wäre so nun noch teurer. Medienexperte Horst Röper sagte der taz: "Ich halte von der Ankündigung von Springer, man habe noch Interesse an ProSiebenSat.1, gar nichts." Zumal Springer das für die Fusion gedachte Geld mittlerweile anderweitig investierte, etwa in den Postdienstleister Pin. ProSiebenSat.1 dürfte Springer jetzt überfordern.
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