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■ Pro AbrißOhne Wohnqualität

Wer in Berlin dem Abriß das Wort redet, erhält Wind von vorn und zu Recht keinen schwachen. In einer Stadt, in der bauliche und soziale Zerstörung nicht Geschichte sind, sondern nach wie vor zum Alltag gehören, ist der Kampf gegen die Sanierungswut schlicht Überlebensstrategie. Die Argumente für den Erhalt alter Bausubstanz überzeugen im Diskurs über den Abriß bestehender Bausünden der sechziger und siebziger Jahre aber nicht, schaden diese doch der Stadt und den Bewohnern mehr, als daß sie ihnen Lebensqualität geben. Weder der euphemistisch getaufte „Sozialpalast“ noch das Neue Kreuzberger Zentrum vermitteln den Hauch urbaner Intimität. Die beiden Klötze sind unwohnlich, ihre Architektur eine Schande, die Bausubstanz bröckelt, und wer sich im Schatten der anonymen Betongewitter bewegen muß, sucht eher das Weite als ihre Nähe. Daß ihre Brücken die Straßen in zugige Schluchten verwandeln, macht die Sache nicht besser. Denn wer flaniert gern im Windkanal, in dem ausschließlich Autofahrer sich wohl fühlen: Wohnungsbaupolitik war damals Verkehrspolitik. Etwas Besseres ließe sich leicht finden, das weiß auch SPD-Stadtentwicklungssenator Strieder, der nur darum populistisch gegen einen Abriß wettert, weil der Vorschlag von CDU-Landowsky kommt. Doch es sind Wahlzeiten, und Strieder will vergessen machen, was er auf Masterpläne gezeichnet hat und was er schon immer haben wollte: nämlich Raum für Urbaniten. Rolf Lautenschläger

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