Pro & Contra zum Schulessen II: Gut ist nicht für alle gut

Die Entscheidung von Schulsenatorin Scheeres, alle Eltern gleichermaßen zur Kasse zu bitten, ist falsch.

Dass gutes Essen wichtig ist, um gut zu lernen, ist keine Frage. Die Frage ist nur, wer das bezahlt. Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat sich nun dafür entschieden, diese Kosten zu einem erheblichen Teil den Eltern aufzubürden. Vielen gut betuchten Bildungsbürgereltern und SPD-WählerInnen kommt Scheeres mit ihrer Entscheidung vordergründig entgegen. Wir wollen, dass es euren Kindern gut geht, so das Signal in diese Richtung – dass ihr das nebenbei selbst bezahlen müsst, nehmt ihr doch bestimmt gern in Kauf.

Kampf um die Kosten

Anders geht es den Eltern, die nicht dieser Klientel entsprechen und die ohnehin darum kämpfen, Bücher und Klassenfahrten zu finanzieren. Diesen Eltern wird die Entscheidung wehtun – denn nun wird auch noch das Schulessen um mehr als die Hälfte teurer.

Dabei ist vor allem Scheeres’ Entscheidung falsch, alle Eltern gleichermaßen zur Kasse zu bitten. Die SPD sollte sich nicht zur Anwältin finanziell gut ausgestatteter Familien aufschwingen, die die Debatten um das Schulessen ja maßgeblich geprägt haben. Auch eine schönere Mensa oder einen grüneren Pausenhof hätten bestimmt viele gern – nur leisten können es sich eben nicht alle.

Wenn alle vom guten Essen profitieren sollen, muss der Senat entweder selbst stärker in die Kassen greifen. Oder er muss, wie Landeselternausschuss und Grüne fordern, die Beiträge staffeln. Dann hätte Scheeres zwar weniger Punkte bei den gut Betuchten gemacht, aber sie hätte den vielen prekär lebenden Familien gezeigt, dass besser nicht unbedingt teurer sein muss.

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war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erscheint mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.

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