Kommentar: Privilegierte Kloputzer
■ Warum Flüchtlinge Deutschen sowieso keine Jobs wegnehmen können
Wenn RechtsextremistInnen im Wahlkampf die Parole „Deutsche Arbeitsplätze nur für Deutsche“ plakatieren, rümpfen die VertreterInnen der bürgerlichen Parteien selbstgerecht die Nase. Dabei ist die nationalistische Forderung obsolet. Die meisten AusländerInnen bekommen hier ohnehin kaum Jobs. Es sei denn, deutsche Arbeitssuchende lehnen die schlechtbezahlte Drecksarbeit ab – berechtigterweise.
Flüchtlinge hingegen dürfen sich schon privilegiert fühlen, wenn sie reichen Deutschen im Restaurant für acht Mark die Stunde das Klo abwischen dürfen. Von daher ist es ein Scheinargument, wenn die Hamburger Innenbehörde Befürchtungen um die Verdrängung Deutscher auf dem Arbeitsmarkt vorschiebt. Es geht nicht wirklich um die paar Jobs, für die Arbeitgeber AusländerInnen einstellen.
Vielmehr geht es darum, dass Flüchtlingen durch eine Beschäftigung hier ein Alltagsleben gestattet würde. Dadurch könnten sie sich in der BRD zu Hause fühlen. Plötzlich wären sie nicht länger notgedrungen geduldete Gäste, sondern Menschen, die hier ihr Leben führen.
Deshalb ist die Initiative von Wienholtz zu begrüßen. Zwar will auch er Flüchtlingen Billiglohnarbeit vorbehalten. Am nationalistischen Grundsatz, dass gute Arbeitsplätze für die reserviert werden, die von Deutschen als dafür würdig befunden werden, rüttelt auch er nicht.
Doch immerhin erkennt er das Bedürfnis von Flüchtlingen an, nicht nur in Sammellagern verwaltet zu werden, sondern ihr Leben hier zu gestalten. Elke Spanner
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