Kommentar: Privatsache
■ Koran-Unterricht nur in der Moschee
Im Bundesland Bremen geht die Trennung von Staat und Kirche weiter als sonst in der Republik: Keine Kirchenlieder werden auswendig gelernt, keine Gebete gesprochen, nicht Pfarrer missionieren, sondern normale Lehrer geben „biblische Geschichte“ auf christlicher Grundlage, steht in der Verfassung, aber konfessionslos.
Oder geben eben keinen Religionsunterricht. Weder die Bildungsbehörde noch die Eltern scheinen sich sehr daran gestört zu haben, daß Religionskunde meist eben ausfällt, die Proteste der Kirchen sind verhallt.
Wenn Religion Privatsache ist, dann muß das aber auch für die muslimischen Gemeinden gelten. Der nordrheinwestfälische Versuch, den fundamentalistischen Koranschulen ihr Monopol auf Islam-Unterricht mit einem aufgeklärten staatlichen Angebot streitig zu machen, ist in Bremen nicht möglich – multikulturelle Sozialkunde wird nie als Alternative zu einer intensiveren Unterweisung im Koran akzeptiert werden. Türkische Eltern, die ihre Kinder religiös erziehen wollen, haben so keine Alternative zur Koranschule.
Es wird nur eine Frage der Zeit sein, daß sich ähnlich wie die christlichen Bekenntnisschulen auch eine muslimische Privatschule gründet – für die, die es bezahlen können, sich der aufgeklärten Trennung von Staat und Kirche zu entziehen. Eine aufgeklärte Gesellschaft muß auch das akzeptieren. Klaus Wolschner
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