Privatisierung des Flughafen Hahn: „Diese Firma kenne ich nicht“
Lange hat Rheinland-Pfalz auf Geld eines chinesischen Investor für den Flughafen Hahn gewartet. Nun zeigt sich: den gibt es wohl gar nicht.
Durch die Fenster im ersten Stock zeichnen sich verlassene Büroräume ab. Nicht mal Möbel sind zu sehen. „Ich habe meine Werkstatt seit drei Jahren hier. Seitdem habe ich dort oben noch nie jemanden arbeiten sehen“, sagt Wang.
Dabei sollte man davon ausgehen, dass in den Räumen gerade jetzt Hochbetrieb herrscht. Nach laut rheinland-pfälzischen Landesregierung geprüften Angaben handelt es sich bei der Adresse um den Firmensitz von Guo Qing Investment, dem angeblich finanzkräftigen Partner, der hinter Shanghai Yiqian Trading (SYT) steht, dem bislang bevorzugten Bieter für den Kauf des Regionalflughafens Hahn.
Nach Wochen voller Ungereimtheiten über den weitgehend unbekannten Bieter aus China musste die Landesregierung am Mittwoch vorerst die Notbremse ziehen. SYT war mit einer vereinbarten Teilzahlung in Verzug geraten. Die Chinesen begründeten dies mit einer fehlenden Genehmigung ihrer Regierung.
Wer aber SYT und seinen Partner Guo Qing in Shanghai besucht, bekommt den Eindruck, dass es bei den Bietern weitaus gravierendere Defizite als nur fehlendende Genehmigungen gibt.
Reifenhändler Wang sagte, er habe den Namen Guo Qing noch nie gehört. Bei ihm würden aber regelmäßig Leute vorbeikommen, die sich nach der Firma über seiner Werkstatt erkundigten. „Viele waren aufgebracht und redeten davon, dass die Firma ihnen Geld schulden würde“, berichtet Wang. „Ich hoffe, Sie haben denen nicht auch Geld überwiesen?“
Ratlose Gesichter
Schon in den vergangenen Wochen hatte eine Bemerkung von SYT-Chef Yu Tao Chou für Verwirrung gesorgt, wonach Guo Qing eine der größten Baugesellschaften Chinas sei. Branchenkenner hatten jedoch noch nie etwas von der Gesellschaft gehört.
Auch Wang muss bei dieser Behauptung lachen: „Wenn die Chinas größte Baugesellschaft sind, dann bin ich der größte Autokonzern“, sagt er zwischen den Reifenstapeln in seiner engen Werkstatt.
Zufriedenstellende Antworten über die Seriosität des chinesischen Bieters gibt es auch 20 Kilometer südlich im Zentrum von Shanghai nicht, wo laut Handelsregister SYT selbst seinen Firmensitz haben soll. Auch hier blickt man zunächst in ratlose Gesichter. „Diese Firma kenne ich nicht“, sagt der Pförtner eines verglasten Hochhauses mit der gleichen Adresse wie SYT.
Auf Geschäftsreise in Deutschland
Auch auf den Firmenschildern im Foyer ist der Unternehmensname nicht zu finden. Erst nach einer halben Stunde Irrlauf durch das Gebäude ist das Rätsel am Ende eines Ganges im 17. Stock gelöst.
Dort bittet Frau Wu freundlich in ein nicht mehr als 30 Quadratmeter großes Büro. „Ja, das hier ist der Firmensitz von SYT“, bestätigt sie. Mehr kann Frau Wu aber auch nicht sagen. Laut ihren Angaben arbeiten sie und ihre drei Kollegen für eine kleine chinesische Exportfirma.
Mit SYT teile man sich nur den engen Raum und die Miete. Was genau SYT für Geschäfte mache, wisse sie nicht. Auch den Namen von SYT-Chef Yu Tao Chou hört Frau Wu an diesem Nachmittag zum ersten Mal. „Von denen ist so gut wie nie jemand hier“, sagt sie. „So weit ich weiß, sind sie auf Geschäftsreise in Deutschland.“
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