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Prinzenbad KreuzbergCool weiter schwimmen im Prinzenbad

Eigentlich sollte das beliebte Kreuzberger Sommerbad längst zu sein. Nach einer Verlängerung gibt es nun eine weitere Verlängerung.

Der erste Blick beim Betreten des Prinzenbads gilt immer dieser Tafel Foto: plu

Berlin taz | Schnellen Schrittes geht es zum Becken. Die Sonne glitzert im Wasser, das Herbstlaub leuchtet golden. Aber das Einzige, was jetzt zählt, ist, den Sprung hinter sich zu bringen. Den eiskalten Schockmoment, wenn der Atem stockt, man das Gefühl hat, das Herz bleibt stehen. Vier, fünf Kraulstöße, dann ist alles gut. Eine warme Woge durchflutet Körper – Adrenalin und Endorphin pur.

Anders als alle anderen Freibäder ist das Prinzenbad in Kreuzberg immer noch auf. Das Becken ist ausschließlich solarbeheitzt. Die Wassertemperatur lag am Donnerstag bei 15,5 Grad. Es gibt zwei Fraktionen, die jetzt noch schwimmen gehen: die mit Neoprenanzug und die ohne. Was alle eint, ist die Begeisterung über den einzigartigen Service der Berliner Bäder Betriebe (BBB): „So cool schwimmt nur Berlin“, lautete das Motto, mit dem die BBB vor ein paar Wochen die Sonderöffnungszeiten für das Prinzenbad angekündigt hatten.

Angesichts der Tatsache, dass ohnehin noch Personal vor Ort ist, um das Bad winterfest zu machen, entschloss man sich montags bis freitags von 7.30 bis 14 Uhr das Terrassenbecken offen zu halten. Bis zum 28. Oktober, dann sollte Schluss sein.

Der Zuspruch indes war so groß, dass sich die BBB kurzfristig zu einer einwöchigen Verlängerung entschlossen. Man sei von begeisterten E-Mails überschüttet worden, sagte eine Sprecherin am Donnerstag zur taz. „Aber am 4. November ist wirklich Schluss“.

Nie gekanntes Gemeinschaftsgefühl

Rund 250 Berlinerinnen und Berliner kommen täglich. Fragt man, warum, glänzen die Augen. Fitness und Abhärtung sind nur vorgeschobene Gründe, hier kann man es sich selbst zeigen, ausloten, wo die Grenzen sind. Wer nur in Badehose oder Bikini ins Becken steigt, fühlt sich natürlich cooler als die in ihrem Neopren. Aber geringgeschätzt wird in diesen Tagen im Prinzenbad niemand. Im Gegenteil. Ein nie gekanntes Gemeinschaftsgefühl eint die Schwimmer. Leute, die sich noch nie in ihrem Leben gesehen haben und in den Sommermonaten kein Wort miteinander wechseln würden, plaudern entspannt miteinander.

Hochachtung beschleicht einen vor der alten Dame, die im dünnen Neopren-Hemdchen vor der Umkleide steht, sich selbst Mut zuspricht. Respekt vor dem 64-jährigen Taxifahrer, der nach 20 Bahnen in Seelenruhe sein Handtuch zusammenfaltet und sagt, dass er jeden Tag komme. Wenn das Prinzenbad schließe, werde er zur Krummen Lanke fahren müssen. Oder vor der jungen Mutter, die am Rand ihre Runden dreht, um in der Nähe ihres auf einem Dreirad sitzenden Zöglings zu bleiben.

Und wenn eine gebürtige Irin erzählt, sie sage sich im Wasser immer, sie schwimme im Meer, da sei es auch nicht wärmer, dann bringt sie die Stimmung genau auf den Punkt.

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