: Prinz Saud bringt kein Glück
1. FC Kaiserslautern – Leverkusen 3:2 / Schuster zwischen seinen Auszeiten und ein königlicher Fan reichten nicht für Bayer ■ Aus Kaiserslautern Günter Rohrbacher-List
FCK-Präsident Thines' erster Gang nach dem Schlußpfiff war der zur Theke des Presseraums. „Da schmeckt das Ur-Pils so richtig“, geriet der 53jährige nach dem 3:2-Sieg ins Schwärmen über die Qualitäten seines „Rote-Teufel- Dream-Teams“. „Heute hat ein leibhaftiger Prinz aus den arabischen Emiraten neben mir gesessen, der ist Fan von Bayer Leverkusen und kommt zu jedem Spiel mit seinem Privatjet eingeflogen“, begeisterte sich Thines und flachste: „Ich habe mich bei jedem Torjubel bei dem Prinzen entschuldigt, so wie sich das für einen ,Normalbürger‘ gehört.“
Bayer Leverkusen hatte Prinz Saud Almanyan auf der Nordtribüne, der FCK aber seine Könige Ciriaco Sforza und Andreas Brehme auf dem Rasen. Dagegen verblaßte sogar der geniale Bayer- Regisseur Bernd Schuster, der zwischen seinen periodischen Auszeiten ein ums andere Mal zauberte und seine Mitspieler in Szene setzte.
Bayer begann wie ein Team, das nach einer langen Negativserie auf dem Betzenberg mit Niederlagen und Platzverweisen zuhauf endlich einen Sieg aus der Pfalz mitnehmen wollte. Andreas Thom düpierte den schwerfälligen Jan Eriksson und schloß sein Solo von der Mittellinie mit dem 0:1 ab. Die konfuse Lauterer Abwehr geriet nur drei Minuten später erneut in Not, und Gerry Ehrmann mußte wiederum gegen Thom per Fußabwehr retten. „Meine Mannschaft hat den Rückstand schnell verdaut, sie hat Charakter bewiesen und Willensstärke gezeigt“, faßte FCK- Trainer Friedel Rausch, der unrasierte frischgebackene Großvater, das Geschehen zwischen der 25. und der 45. Minute zusammen. Der wieder sehr starke Stefan Kuntz setzt sich gegen Markus Happe durch (1:1), und Andreas Brehmes Gewaltschuß aus 25 Metern streifte Martin Wagners Fuß und ließ Rüdiger Vollborn beim 2:1 keine Chance.
Brehme und Schuster, letztes Jahr noch Kontrahenten bei Real Zaragoza und Atletico Madrid, lieferten sich so manche Kappelei – ein bißchen Hakeln, ein kleiner Rempler hier, ein ungestümer Einsatz dort, doch richtig weh taten sie sich dann doch nicht. Schuster zog unbeirrt und meist unbehindert seine Kreise wie auch Sforza auf der Gegenseite. Doch bei Leverkusen fehlte das „Spiel mit Herz“, wie Dragoslav Stepanović hinterher enttäuscht feststellte. „Wir haben zu wenige Torchancen herausgespielt und nicht genügend daran gedacht, daß wir hier mal wieder gewinnen wollten.“
Die Bayer-Abwehr in der Kritik – so wie Happe beim 1:1 ließ sich auch Christian Wörns beim 3:1 durch Stefan Kuntz verladen und schaute wie ein Anfänger drein. Ausgangspunkt der Situation war aber Bernd Schuster, der von einem Mitspieler angeschossen worden war, wodurch der Ball bei den Lauterern landete. In der 57. Minute drohte Bayer der endgültige K.o., doch Stefan Kuntz traf nach einer Ecke von Wolfgang Funkel nur die Latte. Es war just zu dem Zeitpunkt, als Bernd Schuster mal wieder verschnaufte und seine wichtigen Impulse dem Leverkusener Spiel fehlten. Nach dem Anschlußtreffer durch Andreas Thom versuchte es Bayer nochmals mit aggressivem Forechecking und setzte den FCK unter Druck, der seinerseits zu Konterchancen kam und durch Michael Lusch am Pfosten scheiterte. Leverkusen hatte zwar Schuster, aber Kaiserslautern dafür einen genialen Ciriaco Sforza als Lenker, hinter dem zurückzustehen sich Andreas Brehme und Martin Wagner nicht zu schade waren.
Holen die Eidgenossen aus den WM-Qualifikationsspielen in Portugal und gegen Estland noch die fehlenden zwei Punkte, dürfen sich Millionen ZuschauerInnen an den Fernsehern in aller Welt und in den US-Stadien an den Kunststücken des Ex-Grasshoppers erfreuen. Norbert Thines, der FCK-Präses, sah auf seine Weise schon mal in die Zukunft: „Nach den tollen Spielen in Freiburg und gegen Leverkusen wollen wir jetzt die Spitze angreifen.“ So könnte das übernächste Heimspiel gegen den MSV Duisburg zu einem echten Spitzenspiel werden.
Bayer 04 Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Happe (81. Nehl) - Fischer, Lupescu, Schuster, Hapal, Sergio (60. Tolkmitt) - Kirsten, Thom
Zuschauer: 30.375, Tore: 0:1 Thom (16.), 1:1 Kuntz (26.), 2:1 Wagner (31.), 3:1 Kuntz (48.), 3:2 Thom (61.)
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