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Preußens ganzer Stolz

■ Ehemaliger NVA-Offizier drillt Hobbysoldaten

Das Geschichtsbewußtsein der PotsdamerInnen hat die 40jährige SED-Herrschaft offenbar unbeschadet überstanden — Preußens Gloria feiert eine fröhliche Wiedergeburt. Zu den guten alten Traditionen, die wieder gepflegt werden, gehören auch die „langen Kerls“, die Leibgarde des Haudegens Friedrich Wilhelm I. 60 Mann umfaßt inzwischen die Hobbygarde. Bedingung für die Aufnahme in den exklusiven Verein: 190 cm Mindestlänge — Blonde und Blauäugige werden bevorzugt.

Als Militaristen wollen sich Vereinsgründer Kurt Markert und seine zackigen Jungs in der schmucken rot-blauen Uniform aber nicht beschimpfen lassen. Schließlich würden die Prunksoldaten des Vatikans oder die Steuben-Parade in den USA auch nicht als solche diskreditiert. „In diesem Punkt haben viele Deutsche ein gestörtes Verhältnis zur Geschichte“, so Markert.

„Botschafter Potsdams“ sollen seine Hobbysoldaten hingegen sein. Für die 1.000-Jahrfeier 1993 ist eine internationale Friedensparade geplant, auf deren Höhepunkt die langen Kerls ihre Vorderlader niederlegen sollen.

Für den notwendigen Schliff bei der komplizierten preußischen Exerzierordnung sorgt übrigens ein pensionierter Offizier der früheren Nationalen Volksarmee. (taz/ap)

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