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Press-schlagDas richtige Mittel zum Zweck

Das Modell Cottbus beweist: Man muss nicht unbedingt Fußball spielen, um in der Fußball-Bundesliga Erfolg zu haben. Auch im Zeitalter des Spektakels heiligt der Zweck die Mittel.

Da hat man nun Wochen, ja Monate lang gedarbt, hat als Surrogat endlose UI-Cup-Ergebnislisten durchgearbeitet, sich in die Details verschlungener Transfergeschäfte vertieft, hat das neue, pralle kicker-Vorschauheft durchwühlt und sorgsam die aktuellen Panini-Bildchen eingeklebt, hat gelitten und gehungert und gewartet, dass die Bundesliga endlich wieder anfängt. Und dann das. Erklärt uns doch Rudi Völler, aktueller Leverkusener Sportdirektor und ausgediente Teamchef-Ikone, erst einmal, dass wir einem großen Schwindel aufgesessen sind: "Das hat mit Fußball nichts zu tun."

Gut, Völler meinte natürlich nicht die von ihm betreuten, werkseigenen Kicker, die neunzig Minuten lang so leidenschaftlich wie erfolglos versuchten, ein Tor zu erzielen, sondern die des Gegners aus Cottbus. Denn dort war man nach dem ebenso leidenschaftlich ermauerten 0:0 einigermaßen mit sich zufrieden: "So schlimm war es auch nicht", fand Trainer Petrik Sander, während sich Manager Steffen Heidrich schon mal vorsorglich - man weiß ja nie, was noch kommt - an europäische Aufgaben herantastete: "Wir machen dasselbe wie der AC Mailand, nur auf anderem Niveau. Die gewinnen Spiele oft auch nur mir 1:0." Soll wohl heißen: zerstören und stolz drauf sein. Oder auch: die Destruktion zur Kunstform erheben. Der Hinweis aufs italienische Vorbild könnte bedeuten: Das ist womöglich sogar moderner Fußball.

Zumindest erfolgreich ist er jedenfalls, das hat Energie in der letzten Saison bewiesen. Für Heidrich ist es zuvörderst aber einfach einmal "unsere Spielweise, das weiß jeder, und die Gegner finden es zum Kotzen". Die Zuschauer schließen sich nur deshalb nicht an, weil auch genug Pünktchen dabei mit rausgewürgt werden. Denn trotz der Spektakularisierung des Fußballs gilt doch immer noch: Der Erfolg heiligt die Mittel.

Das funktioniert im Kleinen, also in Cottbus, ebenso wie im Großen. Nur die Mittel sind dann andere: Nach dem 3:0 der Münchner Bayern befand mancher Kommentator schon, die exorbitanten Investitionen vor dieser Saison hätten sich bereits amortisiert, weil Luca Toni (gut 11 Millionen) und Miroslav Klose (15 Millionen) die drei Tore schossen. Nach dieser Rechnung kostet eine deutsche Meisterschaft, zu der, wenn man mal zurückblickt in die Geschichte der Bundesliga, ungefähr 80 Tore nötig sind, also ziemlich genau 693.333.333 Euro.

Für so viel Geld bekommt man Profis, die geschult sind, Fußball als Event aufzuführen. Anderswo, in der Lausitz beispielsweise, wo man für neue Spieler insgesamt weniger ausgab, als ein einziger Klose kostet, hat man notgedrungen eine andere Philosophie. "Es geht nicht darum", findet Sander, "Fußball mit Laiendarstellern zu zelebrieren." Also dann lieber keinen Fußball, aber dafür Erfolg.

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