Press-Schlag: Schocker in der Vorweihnachtszeit
In jedem 1.000. Schalke-Adventskalender verbergen sich doch tatsächlich Bremer Spieler.
Ach Fußball, oller Seelentröster. Ablenker vor dem Herrn. Labsal in anstrengenden Zeiten voller Kerzenstress, dummer Klimaschutzaktionen und allgemeiner Heiserkeit. Immer wieder kugelst du auf dem Feld herum und lässt einen den ganzen anderen Schmu so prima vergessen. Und sorgst durch außergewöhnliches Verhalten auch noch für amüsante Bundesliga-Samstage wie vorgestern, an denen Liga-übergreifend dermaßen viel gehüpft, gehauen und mit Spikes in Gesichter getreten wurde, dass es eine reine Freude war.
Fast alles war schön an diesem 17. Spieltag: Bayern, kicher, rettete mühevoll ein 0:0 gegen Duisburg, und als Philipp Lahm danach in seiner arglosen Art ungewollt die self fullfilling prophecy ins Mikrofon tönte, es sei ja klar, dass man nicht mehr so gut wie am Anfang spielen könne, da hätte man zu gern den Anschiss Hitzfelds später aufgenommen, um ihn als Motivationsversuch für schlechte Zeiten aufzubewahren. Etwa für lustlose, pubertierende Pickelteenies, die zu irgendwelchen Veranstaltungen von vornherein nicht mitkommen wollen, weil es ja eh bestimmt voll krass langweilig wird. Dass Schalke es nur zum 2:2 gegen Frankfurt packt, war natürlich nicht ganz so schön, aber dafür durften später zwei mit original Ruhrpottaugenringen ausgestattete Schalkefans im Sportstudio ihre Schalke-Adventskalender präsentieren, in die ein Saboteur hinter jede Tür Bildchen von Werder-Bremen-Spielern geschmuggelt hatte.
Ein Schock! 40 von 40.000 hergestellten Kalendern hätten diesen kleinen Fauxpas, und wenn man sich ein bisschen mit dem astronomischen Preisjojo von sagen wir mal Star-Wars-Artefakten auskennt, könnte man ausrechnen, ob es sich nicht vielleicht lohnen würde, bei einem Kurztrip nach Gelsenkirchen sämtliche restlichen Schalke-Adventskalender aufzukaufen, um auf jeden Fall mindestens eine der anderen Fehlpressungen zu erwischen: Hey Mann, der Schalke-Adventskalender mit den Bremer Trojanern ist sozusagen die "Inverted Jenny" des Schokoladentürchengeschäfts! Vor allem, wenn es für die Schalker am Dienstag gegen die Wikinger in der Champions League gut läuft! Also wenn es überhaupt mal wieder gut läuft!
Ein weiteres Dankeschön-Teelicht hat sich noch der wackere Cottbus-Trainer Bojan Prasnikar verdient, der bei der Pressekonferenz nach dem fast schon gruselig torschussreichen und dennoch unentschieden endenden Spiel gegen den HSV nicht in den "Der Tre-e-mmel, der Tre-e-mmel, der steht bei uns im Fußballtor, wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt, der Tre-e-mmel, der hält, der Held"-Chor einstimmen konnte, weil er heiser war. Wahrscheinlich musste er bis kurz vor dem Spiel orthodoxe Weihnachtslieder knödeln.
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