piwik no script img

Press-SchlagStimmbandzucht in Ismaning

Lange hat der TV-Sender Sport 1 sein Spartendasein kultiviert. Doch dahinter lauert ein gähnender genetischer Abgrund.

Profil eines notorischen Quatschers: Frank Buschmann kommentiert ein Basketballspiel des FC Bayern München. Bild: imago/eibner

G estern früh gelang der bayerischen Polizei mit der „Operation Dunking“ ein Schlag gegen das Organisierte Verbrechen (OV). Um 5.30 Uhr stürmte ein Dutzend SEK-Beamte eine Wohnung in Ismaning, einer Gemeinde nördlich von München, sowie einige dazugehörige Kellerräume. Personen, so ein Sprecher des Justizministeriums, seien nicht angetroffen worden. Trotzdem würde durch diese Aktion „der deutsche Sport und seine Fans vor entsetzlichen Entwicklungen bewahrt“.

Stundenlang sicherten die Beamten belastendes Material: Kühltruhen, Brutschränke, Stickstoff, Petrischalen, Reagenzgläser, Plastikschädel, Gewebeproben, OP-Besteck, DVDs. „Ein Labor des Grauens“ sah ein erfahrener SEKler. Vor allem die Sammlung vereister Stimmbänder habe ihn erschüttert: „Frankenstein ist nichts dagegen.“

Die Spur führt zum nahe gelegenen TV-Sender Sport1. Dorthin, wo allnächtlich nach 0 Uhr billige Sex-Clips ausgestrahlt werden. Ausgangspunkt der Fahnder war die Suche nach veritablen Steuersündern. Dabei fiel auf, dass bei Übertragungen von Basketballspielen häufig der Name Uli Hoeneß genannt wurde, weshalb die Sendungen aufgezeichnet und analysiert wurden.

Wie nur erklärt sich die ominöse Verdachtskette Steuern-FC Bayern-TV-Menschenversuche? Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BKA) so: Hoeneß langweilt sich als Präsident und hat als neues Hobby den Basketball entdeckt.

Herr Thömmes

alias Norbert Thomma, 61, fing 1983 bei der taz als Koch an und wurde einer der Gründer des Sportressorts. Bis 1995 war Thomma Chefredakteur der taz. Später arbeitete er bei der Zeitschrift Sports und beim Magazin der Süddeutschen Zeitung. Heute ist er leitender Redakteur beim Tagesspiegel.

Senderinternes Papier

Sport1 hat die Rechte am Basketball. Der Spartenkanal sendet alles, was sich dem Bayern München widmet. Dies müsse (so ein senderinternes Papier) durch „geile Kommentatoren gepusht“ werden. Als Prototyp war vor einem Jahr Frank Buschmann ausgewählt worden, ein Mann, der „mehr redet als ein menschliches Ohr hören kann“ (O-Ton BKA).

Buschmann wurden offenbar von einem spanischen Arzt, der wegen Doping seine Approbation verloren hatte, im Ismaninger Keller Zellen seiner Stimmbänder entnommen. Der Leiter des Labors, ein von Spielschulden geplagter Humanbiologe des Max-Planck-Instituts, züchtete aus dem Zellmaterial neue Stimmbänder.

Diese wurden versuchsweise dem Basketball-Kommentator Michael Körner eingesetzt. Ein folgenschwerer Fehler, denn die Steuerfahnder wurden bei der Rasterfahndung nach Uli Hoeneß stutzig. „Eine Stimme ist wie ein Fingerabdruck: einmalig“, so ein Polizeiexperte, „doch Buschmann und Körner haben die identische Stimm-DNA – ein Ding der Unmöglichkeit“.

Offenbar war von Ismaning aus ein weltweiter schwunghafter Stimmbandhandel geplant. Die Auswertung der DVDs zeigte Buschmann-Varianten in verschiedenen Sprachen, etwa die Formulierung „Mann, der hat ja richtig Bock heute, ist das geil!“. Die Analyse-Teams der Polizei mussten alle 15 Minuten ausgewechselt und psychologisch betreut werden. Ein BKA-Beamter, sprach von einem „akustischen wie intellektuellen Inferno danteschen Ausmaßes“.

Der Sender Sport1 will sich zur Sache nicht äußern, solange die Ermittlungen laufen. Die Basketball-Übertragungen sollen allerdings „mit dem bewährten Personal fortgeführt werden“. Am Samstag spielt Würzburg gegen Alba Berlin. Ab 20.05 Uhr wird man auf Sport1 live hören, wessen höllische Stimmbänder schwingend erzittern werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Eine der Moral absolut abwertende Tat, die wahrhaftig den Sport vor grausamen Entwicklungen schützt! — Hat die Taz eine neue Satire-Kategorie?

     

    Was mich an dem Artikel stutzig macht ist: Es gibt weder eine andere Nachrichtenseite die über diesen Fall berichtet, noch gibt es eine Pressemitteilung der Bayerischen Polizei oder dem BKA. Nebenher passen Sätze wie „[…], ein von Spielschulden geplagter Humanbiologe […]“ nicht in die ansonsten sachliche Darstellung, da die Spielschulden des vermeintlichen Humanbiologes nichts mit dem Fall aus Ismaning zu tun haben.

     

    Eventuell versucht die Taz sich aber auch mit diesem Artikel an einer lohnenswerten Recherche-Kooperation mit dem Postillon, in Zeiten des knappen Geldes in der Journalismusbranche wäre das eine durchaus lohnenswerte Sparmaßnahme.