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■ Press-SchlagDiego überall

Viel Spaß am Fußball hat offenbar der runderneuerte Diego Maradona gefunden. Seinen neuen Club FC Sevilla katapultierte er mit genialischem Standfußball und fünf, sechs Zauberpässen pro Woche bereits auf den sechsten Tabellenplatz, doch die läppische Aufgabe, die Andalusier zum Meister zu machen, scheint ihn kaum auszufüllen. Wo immer man nach ihm ruft und ein paar Mark lockermacht, ist Diego am Ball. Bei Freundschaftsspielen kann sich der FC Sevilla glücklich schätzen, wenn der Star wenigstens eine Halbzeit lang das Trikot des Clubs trägt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Maradona hier fünf Minuten im Trikot des AC Mailand über den Platz rollt, dort für den FC Liverpool einen Elfmeter verwandelt oder im Frauen-Nationalteam der USA das Tor hütet. Money makes the Diego round — warum auch nicht?

Eine Sache jedoch geht zu weit. Maradona beim FC Bayern München, das verstößt gegen den guten Geschmack. Und offensichtlich hat sich auch schon eine geheime Verschwörung gegen das schändliche Ansinnen der Münchner formiert. „Man will uns eins auswischen“, mutmaßte Manager Uli Hoeneß, nachdem der DFB die zur Finanzierung des Spektakels notwendige Fernsehübertragung mit einer Begründung untersagt hat, die fadenscheiniger kaum sein kann: zu viel Fußball im Fernsehen! Und das, wo neuerdings jeder Furz eines Bundesligaspielers auf irgendeinem Privatkanal live übertragen werden darf.

Der mißgünstige Mayer- Vorfelder aus Stuttgart wird als Drahtzieher vermutet, vielleicht steckt aber auch Silvio Berlusconi, der übliche Verdächtige bei jeder Medienschurkerei, hinter der Sache. Wir vermuten eher, daß Lothar Matthäus seine Finger im Spiel hat. Wie könnte er zulassen, daß Maradona 90 TV-Minuten lang demonstriert, zu welchen Glanzleistungen ein wahrer Fußballkünstler auch nach langer Pause fähig sein kann. Matti

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