■ Press-Schlag: Tröger führt im Nicht-Hahnenkampf
Irgendwie mochte man den Eindruck haben, daß Walther Tröger besonders forsch durch die Gänge des Leipziger Renaissance-Hotels marschierte. Seine Aktenmappe wackelte richtig wohlgemut.
„Wenn er glaubt sich rechtfertigen zu müssen, ist das seine Sache,“ sagte der NOK-Präsident wohlgemut. Manfred von Richthofen hatte vor den Delegierten des Deutschen Sportbundes offensiv von seinem „Verlierer“-Image in der von ihm angezettelten Fusionsdebatte zwischen DSB und Nationalem Olympischem Komitee gesprochen.
Die Fusion ist erst mal passé. Und der DSB-Präsident hat sich mühen müssen, seinen Gewichtsverlust so gering wie möglich zu halten. Er redet von Kooperation statt Fusion, von Struktur- statt Fusionsdebatte. Es war kein Zufall, daß auf den Fluren das Branchenblatt sport intern auslag, das erstmals jenes geheimnisvolle Papier dokumentierte, mit dem er DSB und NOK diskutieren lassen wollte. Es geht neben kostensparenden Zusammenlegungen von Teilbereichen auch um eine Kostenübernahme durch das NOK im Bereich Leistungssport.
Hat das Papier jene Inhalte, die von Richthofens Fusionsdebatte immer abgesprochen wurden? Tröger kann es „in einer Reihe von Formulierungen nicht überzeugen“. NOK-Vizepräsident und Fusionsgegner Helmut Digel hat erneut davon gesprochen, daß sich „Sportpolitik nicht in Rhetorik“ erschöpfen dürfe. Und die Ausschußvorsitzende Sylvia Schenk sagt, es greife „zu kurz, nur unterm Sparprinzip über Strukturen zu reden“. Man ist sich einig: Neuen Strukturen müssen die veränderten Strukturen der Gesellschaft zugrunde liegen. Doch wie sehen sie aus?
In Leipzig wollte Tröger mit von Richthofen unter vier Augen darüber reden. Da wollte der nicht. Nun kann Tröger die nächsten zwei Wochen nicht. Er sagt fröhlich: „Ich habe keine Eile.“ Von Richthofen – weniger fröhlich – sagt, es handele sich um keinen „Hahnenkampf“. Das ist schon mal gut zu wissen. pu
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