■ Press-Schlag: Bitte keine Nachrufe – Uli Stein lebt!
„Ich muß mich bei Uli bedanken: Er hat großen Anteil am Aufschwung. Doch in unserer Situation weiß ich nicht, ob er uns noch helfen kann.“ Des Bielefelder Trainers Nachruf auf den großen Torwart Stein erklang am Montag. In Köln hatte Ernst Middendorp Stellvertreter Miletic spielen lassen und Glück gehabt, daß der Gegner zu dämlich war, dessen Fehlgriffe abzustrafen. Gegen Dortmund will er wieder auf ihn bauen. Stein mag er nicht mehr. Der hingegen hat, ganz Profi, die Eitelkeit dem Geschäftssinn zuliebe für ein Einschreiben beiseite geschoben und sich, wie gestern bekannt wurde, des Paragraphen 11 bedient – was ein Stein nie machen würde unter normalen Umständen.
Nur hat ein Manager die in Bielefeld abgeschafft. Mit Manieren vor allem in den Ellenbogen gräbt er nach Gold. Zu seinem Verdruß kapieren die Schüler schnell: In die Enge getrieben, kündigt mit Molata ein junger Kicker mitten in der Saison fristlos, nur weil das Zukunfts- wie Verhandlungsperspektive verbessert, das Denkmal Stein verzichtet für die Retourkutsche auf den angemessenen Abschied. Spielen wird er kaum noch mal in Bielefeld, aber kassieren, ein Jahr lang, oder eine Abfindung. Vielleicht nimmt ihn noch einer mit 42. Gerne hätte Manager Lamm ihn auch in Bielefeld zum Buhmann gemacht. Fristlos entlassen, Geld gespart. Aber der hat inzwischen die Taktiererei erlernt. Deswegen muß zur Freude der Fans ein Manager im Groll mitansehen, daß nicht immer nur der Ehrliche der Dumme ist und mancher Nachruf verfrüht kommt. Uli Stein jedenfalls lebt. Jörg Winterfeldt
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