Press-Schlag: „Rauf geht's“
■ Weil der Fußball versagt, sollen beim Karlsruher SC pralle Werbeparolen helfen
Herr Wessa sieht nicht nur so aus, wie man sich einen Fuzzi aus einer echt hippen Werbeagentur vorstellt, er spricht auch so. Immer in Schlagwörtern, die sich sofort einbrennen ins Hirn und nie, nie mehr zu löschen sind. Herr Wessa ist ein Fuzzi aus einer Werbeagentur, und deshalb spricht er von „Solidierungskampagne“ und „Feuer unter der Pyramide“ und der „Hölle“, zu der man das Karlsruher Wildparkstadion machen müsse. Und weil er gerade so in Fahrt ist, läßt Herr Wessa aus Neustadt seinen Auftritt beim Karlsruher SC mit einem Satz zu einem historischen Termin für den Klub werden. „Heute“, sagt er, „heute fällt der Startschuß für den Wiederaufstieg.“
Huch, was werden sie zittern auf St. Pauli, in Bielefeld, Cottbus, Köln (gleich doppelt) und – wenn doch noch alles gut geht für die Nordbadener vom KSC – in Freiburg. Der Karlsruher SC wird, unterstützt von der vorgestellten Werbekampagne, schlicht unschlagbar sein und ist schon so gut wie sicher wieder in Liga eins. So wie es auf dem „Aktionszeichen“, so hat Herr Wessa das etwas umgestaltete Vereinswappen genannt, drauf steht. „Rauf geht's“, heißt es dort – und bald schon soll diese Botschaft von Plakatwänden und Aufklebern strahlen und aus den Radios quellen. Damit ein jeder wisse, wie ernst es dem KSC mit seinem Vorhaben ist, und ihn dabei unterstütze, am besten mit dem Kauf einer Dauerkarte.
Dafür hat Herr Wessa weitere Sprüchlein erfunden. „Jetzt Farbe bekennen“ zum Beispiel, „Steigt auf, wenn ihr für Karlsruhe seid“ und „Ich bin dabei“. Herr Kinkel, Noch-Außenminister dieser Republik, hat sein Mitwirken bei der Kampagne schon zugesagt. Andere, Herr Hengen und Herr Schepens beispielsweise, sind auf einem Musterplakat abgebildet, das Herr Wessa für die Presse mitgebracht hat. Dumm nur, daß noch gar nicht sicher ist, ob Herr Hengen (eher unwahrscheinlich) und Herr Schepens (egal) überhaupt noch beim KSC nächste Saison in der DSF-Liga kicken. Das wiederum ist Herrn Wessa ziemlich schnurz. Hat ja schließlich nichts mit Werbung zu tun, sondern nur mit Fußball. Frank Ketterer
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