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Press-SchlagGeh nicht weg, Otto

■ Eine Nation richtet einsame Augen auf Rehhagel

Gerade an Tagen wie diesen ist man versucht, leise ein „Where have you gone, Joe DiMaggio“ vor sich hinzustöhnen. Die alten Helden gehen. Schon als Paul Simon zu den Bildern von „The Graduate“ in den 60ern „Mrs. Robinson“ summte, stand es offenbar nicht mehr gut um ihre Mythen. Und heute gibt es gar keine mehr, schon gar nicht im deutschen Fußball. Das muß einem nach Ende der Vorrunde der Bundesliga klar sein.

Es gibt freilich kleinere/regionale/wunderliche Dinge zu konstatieren, etwa die problemlose Rückkehr des SC Freiburg. Oder der temporäre Erfolg der Wolfsburger und damit wechselseitig zusammenhängend die Tatsache, daß Juskowiak of all people mit elf Treffern die Torschützenliste der Liga anführt. Eigentlich stehen vorne die, die vorne stehen müssen. Hinten stehen die, die hinten stehen müssen.

Ja, die Welt ist rational und ihr Name Deutschmark. Und wer wissen will, wie alles ist, der muß den Richtigen fragen. „Der einzige, der tausendprozentig im Sattel sitzt“, sprach also rehhagelesk lächelnd Otto Rehhagel, „ist der Ottmar.“ Hitzfeld also, der in München arbeiten darf. Da nämlich „kannst du im Grunde genommen nichts verkehrt machen“. Sagt Rehhagel, der es besser wissen müßte. Aber bitte, man versteht schon, worauf er hinaus will. Damit es keiner vergesse, trotz der Aufregung um das gestrige Spiel zwischen Bayern und Bayer, ist er eigens am Samstag abend vom Berg gestiegen und hat im „aktuellen sport-studio“ Fleisch angenommen. Und hat er etwa nicht recht? Natürlich hat er. Er, Otto Rehhagel (60), ist der einzige Mythos weit und breit in dieser Zeit, in der „die Klasse unseres Fußballs jetzt immer so ein bißchen in Frage gestellt wird“. Weshalb es selbstverständlich ist, daß „wir uns alle freuen“ (Rehhagel), daß Lautern im Viertelfinale der Champions League steht.

Wenigstens das. Sonst ist die Welt nicht nur schön. Warum eigentlich nicht, o Otto? Weil der „liebe Gott“ uns nicht geschaffen hat, „wie wir eigentlich sein sollten“, sondern mit „Wut, Neid, Mißgunst und Haß in uns“ – insbesondere gilt das für Uli Hoeneß, die Frankfurter Verantwortlichen und die Profis des VfB Stuttgart. Eigentlich auch für alle anderen. Außerhalb der Pfalz. Dort nämlich herrscht ein „wunderbares zwischenmenschliches Verhältnis“. Ja, er kann sogar „drei oder vier Tage wegfahren“, und wenn er zurückkommt, „ist mein Posten nicht besetzt, meine Freunde haben ihn mir freigehalten“.

So redet Rehhagel. Und lächelt dabei, wie nur Rehhagel lächelt, wenn er sich so reden hört. „Die große Herausforderung des Lebens“, sagt er, „ist der Umgang mit den anderen Menschen.“ Was die Frage war? Unerheblich. Jedenfalls hätte so was Joe DiMaggio nicht schöner sagen können, und Paul Simon wahrscheinlich auch nicht. Geh nicht weg, Otto: Eine Nation richtet ihre einsamen Augen auf dich. Peter Unfried

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