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Press-SchlagIntelligenz-Indizien ■ Der Vormittags- und der Nachmittagsschwan

Herthas Aufsichtsratsvorsitzender Robert Schwan (78) kennt nach eigenem Eingeständnis „nur zwei intelligente Menschen“ – traurig genug, sollte man meinen; aber Schwan täuscht sich auch noch in beiden, denn seine angeblichen Intelligenzler sind „Schwan am Vormittag“ und „Schwan am Nachmittag“. Nun weiß man allerdings seit langem (vgl. Sokrates – diesmal der Philosoph, nicht der Fußballer), dass das Wissen von der eigenen geistigen Beschränktheit ein Indiz für Intelligenz ist und umgekehrt die Überzeugung vom eigenen Schlausein schon ein ziemlich untrügliches Zeichen für Dussligkeit. Schwan scheint in der Tat immer schneller zu verblöden.

Und das ist noch nicht das Ärgste: Der Mann ist ein Zwangsdemokrat Haiderschen Zuschnitts – die Satzung seines Vereins kennt er nicht („die wird es schon geben“); Entscheidungen trifft er vorzugsweise allein, auch wenn die Satzung es anders will; und wer aufmuckt, den trifft die geballte Verachtung des hybriden Vor- und Nachmittagsschwans, und der Kritiker sieht sich prompt in der Balkenpresse als Provinzgesockse angepöbelt.

Vor Schwan hat bei Hertha mit Präsident Zemaitat und Konsorten die geballte Berliner Kleingeistigkeit geherrscht, darin hat er sogar Recht – aber der Amok-Stil, den der Brüllhansel aus Kitzbühel jetzt pflegt, bringt den Verein auch nicht weiter. Dabei ist Unruhe in der Führungsetage nun wirklich das Letzte, was die Hertha gebrauchen kann: Von der 2. Halbzeit gegen Bremen abgesehen, spielt die Elf zur Zeit wie ein Absteiger. Zuvor gegen Bielefeld gelang das 2:0 nur, weil der unbegreifliche Hertha-Dusel wieder da war.

Immerhin, wenigstens ein Problem hat die Hertha nicht: das peinliche Pech, den einzigen Brasilianer gekauft zu haben, der nicht Fußball spielen kann. Alves hat in Bremen sein erstes Tor gemacht, und schlechtester Brasilianer der Liga ist weiterhin Ulms Leandro.

Ein ähnlicher Fall wie Schwan, wenn auch mit mehr Fußballkompetenz, ist allmählich Christoph Daum geworden. Dreimal mit Stuttgart, zweimal mit Köln und fünfmal mit Leverkusen hat der Mann jetzt bei den Bayern verloren. Wenn schon nicht aus Einsicht, so doch wenigstens aus pragmatischen Gründen könnte er doch endlich mal schweigen, bevor er nach München fährt. Das ewige Gekrähe mit anschließender Niederlage hat etwas deprimierend Zwanghaftes; und wenn keiner Daum sagen kann, dass sein Getöne und Getöse nur den Bayern hilft – wozu bezahlt Leverkusen dann einen Psychologen?

Beim Thema Geschwätz darf abschließend die Reporterblödheit nicht fehlen. Jörg Wontorra über den Lauterer Torwart Gospodarek: „Das war natürlich was für ihn, sich hier in der ehemaligen Heimat seines Konkurrenten Koch beweisen zu können.“ Ein Torwart fühlt sich beflügelt, weil er in der ehemaligen Heimat seines Konkurrenten spielt: Reporter bilden sich im Glauben, die Denkweise von Fußballern zu kennen, oft Albernheiten ein – aber das schlägt wirklich alles. Klaus Nothnagel

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