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PraktikantenstreikGeneration Praktikum zeigt Gesicht

Für mehr Geld und faire Arbeitsbedingungen demonstrierten am Freitag 200 Praktikantinnen und Praktikanten auf dem Potsdamer Platz. Der Aufruf gilt auch der taz mit ihren Praktikumsvergütungen.

Mehr Geld - das fordern Praktikanten bei einer Demonstration am Potsdamer Platz Bild: ap

"Wer musste im Praktikum schon mal Kaffee kochen?", ruft Tobias Singer durchs Mikrofon. Nur wenige junge Frauen treten nach vorn. "Und wer von euch fühlt sich ausgebeutet?", fragt er weiter. Da regt sich schon mindestens ein Drittel der knapp 200 streikenden Praktikanten, die auf dem Potsdamer Platz gegen unfaire Arbeitsbedingungen protestieren.

Tobias Singer ist einer der acht Initiatoren des Streiks. Verträge und eine Mindestbezahlung von 600 Euro für Hochschulabsolventen sind einige ihrer Forderungen an die Unternehmen. Auch die Praktikanten sind gefragt: "Es liegt auch an jedem selbst, eine Entlohnung zu fordern, viele kommen gar nicht auf die Idee", sagt Tobias Singer.

"Null-Euro-Jobber" steht auf dem Plakat einer Frau, die wie viele eine Maske trägt, um Austauschbarkeit und Anonymität der "Generation Praktikum" zu verdeutlichen. Anonym bleiben will auch eine Gruppe, die sich auf der Kundgebung mit Renate Gensch von Ver.di unterhält.

"Unser Chef will, dass wir die Fehlzeit von heute an einem Samstag nacharbeiten. Darf er das?", fragt eine Streikende. In ihrer Firma arbeiten neben vier Festangestellten 18 Praktikanten für 400 Euro im Monat. Sie geben Renate Gensch den Namen der Firma, die verspricht, das zu überprüfen und die unfairen Arbeitsbedingungen gegebenenfalls öffentlich zu machen. In der Zeitung soll der Name der Firma nicht veröffentlicht werden, weil einige das Praktikum für Ausbildung oder Studium brauchen. Finanziert werden die meisten durch die Eltern.

So auch Max Hielscher, der gerade im Archiv der taz ein sechsmonatiges, unbezahltes Praktikum absolviert. Die taz zählt neben Gewerkschaften und dem Verein Fairwork zu den Unterstützern des Streiks. Gleichzeitig ist sie aber auch Adressatin. Das taz-Praktikanten-Entgeld von durchschnittlich 200 Euro liegt deutlich unter den Forderungen der Streikenden.

Die Aktion hat deshalb auch innerhalb der taz eine längst überfällige Diskussion ausgelöst. Bisher zahlt jedes Ressort aus seinem Etat, teils Pauschalen, teils Zeilengeld; einige Abteilungen, wie das Archiv, zahlen ihren Praktikanten gar nichts.

"Es lief immer so, und erst jetzt haben wir mal geguckt, welches Ressort eigentlich wie viel bezahlt", erklärt Rainer Metzger aus der Chefredaktion. Diskutiert werde jetzt über einen Praktikantentopf, den der Betriebsrat schon länger fordert und der das Entgeld vereinheitlichen soll. Die vom Streikteam geforderten 600 Euro wird die taz jedoch nicht aufbringen können, denn auch die Redakteursgehälter liegen deutlich unter dem, was andere Zeitungen zahlen.

"Guck mal, da ist Patrick Femerling, der Basketballnationalspieler", sagt eine der Streikenden. Der Zweimetermann steht neben einer Reporterin von Radio Fritz. Er sucht gerade nach einem neuen Verein und hospitiert derweil bei dem Radiosender. "Da kann ich in der Zwischenzeit eine neue Erfahrung machen." Noch nicht einmal Nationalspieler sind also gegen ein Praktikum gefeit.

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3 Kommentare

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  • MP
    Malte Priesmeyer

    Schön, dass taz-Redakteure die Realität wenigstens dann begreifen, wenn sie sich in der eigenen Firma abspielt. Der böse Kapitalistenboß kann das Geld eben auch nicht einfach drucken oder aus dem Automaten ziehen. Seine Firma muß es erwirtschaften. Der Taz geht es da - oh Wunder - nicht anders als jedem anderen Unternehmen auch.

  • A
    Alessandro

    Schade dass die Taz genauso ist wie viele Anderen Unternehmer, die die Praktikanten ausbeutet.

    Taz ist wie einige Priester die ich kennengelernt habe:

    "Tue was ich sage, aber ich tuen, was ich tue..."

    Ciùs

  • PN
    p. nnnnnn

    schade dass die taz kein deut besser ist als der rest! schade.